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Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Titel: Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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erinnerte Irmi an die ehemalige Transitautobahn von Hof nach Berlin und den albernen Sparwitz: »Warum ist das Radfahren auf der Transitautobahn verboten? Antwort: Weil man den Radlern sonst die Finger abfahren würde, wenn sie aus den Schlaglöchern klettern.«
    Irmi spürte noch immer die Beklemmung von damals, wenn sie nach Berlin gefahren war, die Anspannung, die dreihundert Kilometer lang angedauert hatte, da man befürchten musste, von den Vopos hopsgenommen zu werden, weil man eine der abrupten Geschwindigkeitsbegrenzungen übersehen hatte. Eine Reise nach Berlin hatte immer einer Expedition geglichen, bisweilen hatte man Stunden an den Grenzstationen verbracht und inbrünstig gehofft, ja nichts falsch gemacht zu haben. Ein einziges Mal war Irmi zu schnell nach vorne gefahren, wo das Regime doch vorsah, dass man seinen Pass an dem einen Häuschen abgab, dann ewig wartete und erst dann bis zum zweiten Häuschen vorfahren durfte, wenn ein gestrenger Volkspolizist winkte. Irmi aber war gleich zu Häuschen zwei gefahren und mit ihr die restliche Schlange. Die Vopos hatten es geschafft, dass alle zurücksetzten, was bei einem Rückstau von fünf Kilometern ewig gedauert hatte.
    Was einem alles einfiel! Was so ein Hirn alles speicherte! Irmi fragte sich, ob es wohl Menschen gab, die mal an gar nichts dachten. Das musste herrlich sein. Nichts denken müssen, das hätte Irmi gerne einmal erlebt, zumindest testweise. Aber das war einem wohl erst im süßen Tod vergönnt. Und selbst da war man doch nicht sicher: Wollte man den Katholiken glauben, saß man entweder auf einer Wolke mit Petrus und all den guten bigotten Christenmenschen oder schmorte in der Hölle mit Luzifer, der so ein neckisches Schwänzchen hatte. Irmi war sich gar nicht sicher, was sie bevorzugen sollte. Und ob da dann das Denken abgeschaltet war?
    Regina von Braun hatte nicht nur viel nachgedacht, sondern ihre Gedanken auch zu Papier gebracht. Wer sich exponierte, der provozierte auch. Wer sprach und schrieb, war gefährlich. Auf dem Land weit mehr als in der Stadt. Aber wenn alle, die denken konnten, ermordet würden, wie sähe es denn dann aus im Werdenfels und im Ammertal? Eins war klar: Bevölkerungsentleert wäre die Region dann sicher nicht …
    »Was schaust so zwider?«, fragte Kathi.
    »Ach, mir ging nur das eine oder andere durch den Kopf«, meinte Irmi.
    Sie fuhren vor das Seminarhaus, wo Helga Bartholomä sich damit abmühte, nassen Schnee wegzuschieben. Irmi grüßte freundlich und erkundigte sich nach Robbie. Es gehe ihm einigermaßen, sagte die Haushälterin und erzählte, dass ihr Mann am Gehege sei. Dann drehte sie sich ohne weitere Worte um, stellte ihre Schaufel ab und ließ die beiden Frauen stehen.
    »Puh«, machte Kathi. »Die hat wenig Lust auf uns.«
    Ja, sie wirkte wie beim letzten Besuch fahrig und aufgewühlt. Angestrengt und überfordert.
    Der Weg war matschig, es war nasskalt und ungemütlich, wenn auch der Schneefall aufgehört hatte. Sie erreichten das Elchgehege, wo Veit Bartholomä gerade dabei war, die beiden Großnasen zu füttern. Er sah Irmi und Kathi und hob schwerfällig die Hand zum Gruß. Auch sein Gang war schleppend, als er näher kam und die Kommissarinnen begrüßte.
    Irmi lächelte ihm zu und sah Arthur an. »Ich weiß nicht, irgendwie kommt es mir pervers vor, dass die Skandinavier Elchsteaks essen.«
    »Tja, andere Länder, andere Sitten, Frau Mangold. Bei uns fällt der Elch zwar unter das Jagdrecht, da für Elche aber keine Jagdzeit festliegt, ist die Jagd ganzjährig verboten. Wird also nichts mit dem Elchsteak, der Verstoß ist eine Straftat, die mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren geahndet werden kann. Der Abschuss von Elchen erfüllt zudem den Tatbestand der Jagdwilderei in einem besonders schweren Fall.«
    Und wahrscheinlich würden sie diese Wilderer eben nicht erwischen, dachte Irmi. Vermutlich würde sie die Akte schließen müssen, und Reginas Tod bliebe ungesühnt. Irmi schwieg, Kathi auch.
    Bartholomä lächelte angestrengt. »Legal könnten Sie höchstens jene germanische Methode anwenden, die Cäsar in seinem Werk De Bello Gallico in einem Exkurs über den Herkynischen Waldin Germanien beschreibt. Elche sind seiner Meinung nach Tiere ohne Kniegelenke, die sich zum Schlafen gewöhnlich an Bäume anlehnen. Die Germanen würden diese Schwäche zur Jagd auf Elche nutzen, indem sie Bäume ansägten, sodass diese umfielen, sobald sich ein Elch dagegenlehne …«
    »Hat er das echt

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