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Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Titel: Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Manuskript denn?«
    »Von Regina.«
    »Ach, hat sie es Ihnen vorgelesen? Das wundert mich.«
    Zum ersten Mal schwieg er.
    »Sie haben in ihrem Computer gestöbert. Das ist aber nicht sehr fein, Herr von Brennerstein«, sagte Kathi süffisant. »Kannten Sie ihr Passwort?«
    Da er immer noch schwieg, meinte Irmi: »Ich hätte gerne Ihre Waffen, die haben Sie ja sicher registriert, und Sie haben auch sicher nichts dagegen, dass wir Abdrücke von Ihren Fahrzeugen nehmen, nicht wahr?«
    Natürlich brachte er nun seinen Anwalt ins Spiel. Irmi versicherte ihm, dass sie sich völlig korrekt an die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland zu halten gedenke. Sie bat ihn, doch morgen mit Anwalt in Garmisch vorbeizukommen, und war überrascht, dass er zustimmte. Er gab weiter den souveränen Landadligen.
    Als sie und Kathi aus dem Haus traten, fühlte Irmi aber doch, dass das Gespräch sie ausgelaugt hatte. Menschen, die nur so vor Selbstwertgefühl strotzten, waren anstrengend. Ob das Regina auch so gegangen war?
    Es hatte wieder zu schneien begonnen, nasser Schnee, der allmählich in Regen überging, fiel vom Himmel, und sie beeilten sich, ins Auto zu kommen.
    »Studierter Schnösel!«, schimpfte Kathi.
    »Immer auf die Füße gefallen. Solche Menschen haben weniger Probleme als du und ich.« Und insgeheim dachte sich Irmi, dass er sich eben auch keine machte. Ihr war klar, dass ein Marc von Brennerstein ein zäher Brocken war. Ihm einen Mord nachzuweisen würde mehr als schwierig werden.
    »Wie ist Brennerstein wohl an das Passwort gekommen? Das war doch Platzhirsch, oder?«, fragte Kathi.
    »Selbsterkenntnis? Brennerstein ist ja das Bild eines Platzhirsches. Der sagt uns ohne Anwalt nichts mehr.«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Ich möchte noch mal zum Gutshof fahren«, sagte Irmi, ohne so recht zu wissen, was sie dort wollte.
    A Weiberleit kommt mir nicht ins Revier – das hätte auch von ihrem Vater stammen können, dachte Irmi. Sie hasste solche Sätze und wusste doch, dass diese auch in ihrer Generation verankert waren und wahrscheinlich sogar in der nächsten.
    Sie rief im Büro an, schaltete die neue Freisprechanlage auf laut und fragte, ob es irgendetwas Neues gebe. Andrea klang ziemlich verstört.
    »Dieser Kugler hat angerufen. Er war gerade draußen. Er hat ein Stück Rotwild gefunden. Wieder ohne Kopf, sagt er. Die schneiden einfach die Köpfe ab wegen der Trophäe. Das ist so unglaublich fies. Kugler war richtig wütend. Dem Rotwild geht es eh schon so schlecht, weil alle Flussauen zugebaut sind. Und der Kugler sagt, Rotwild sei eigentlich so schlau. Die laufen bewusst auf Hangkanten, weil sie wissen, dass da keiner schießen kann. Weil da ja kein Kugelfang ist.«
    Kathi ranzte in den Lautsprecher: »Kein schöner Tod, aber wir klären Todesfälle von Zweibeinern auf, oder.«
    Andrea schniefte, und Irmi warf Kathi einen bösen Blick zu.
    »Das Kaliber ist wieder das Gleiche. Er bringt uns das Tier.«
    »Danke, Andrea, aber jetzt mach mal Pause«, sagte Irmi und legte auf. Sie hasste diese Machtlosigkeit und sah die Katastrophe heraufziehen: ein ungeklärter Fall, Tod durch einen Wilderer. Pech. Tragisch für die Biologin. Akte zu!
    »So einen Wilderer muss man doch finden, verdammt! Vielleicht wollte der Regina von Braun gar nicht treffen. Vielleicht war er auf den Elch scharf. Der Wuiderer muss her!«, rief Kathi. »Und ich glaub immer noch, es war dieser Karwendelschrat. Irgendwo hat der genau die gesuchte Waffe. Können wir den nicht observieren?«
    »Willst du dem hinterherkriechen? Hast du eine Einzelkämpferausbildung? Kannst du im Wald herumschleichen, ohne auf Stöckchen zu treten? Weder du noch ich noch sonst einer von unseren Kollegen ist Lederstrumpf.«
    »Sailer schon«, meinte Kathi und lachte. »Wenn der seine Lederhosn mit Altertumswert anlegt. Und die Wadlstrümpf, dann wird der zum Werdenfels-Lederstrumpf. Gut, du hast ja recht, aber dieser Kugler könnte doch an ihm dran bleiben.«
    »Worum ich ihn auch bitten werde. Er soll die Augen offen halten. Aber das tut er sowieso. Und du hast gehört, wie schwer es ist, diese Typen aufzuspüren.«
    »Geben wir auf?«, fragte Kathi.
    »Erst am Jüngsten Tag.«
    Kathi warf ihr einen seltsamen Blick und schwieg dann.
    Wieder einmal fuhren sie über das enge Sträßchen zum Anwesen der von Brauns. Sosehr Irmi sich auch abmühte, den Schlaglöchern auszuweichen, spätestens das nächste Loch hatte sie gefangen. Rums, das Auto bebte. Die Qualität der Straße

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