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Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Titel: Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Nahrung bietet.«
    »Aha, aber dann ist es doch wirklich unethisch, die Tiere dort abzuschießen, Herr von Brennerstein«, meinte der Moderator und schaute dümmlich aus seinem Trachtenhemd. »Da schießen Sie ja quasi auf Gefangene, die nicht flüchten können.«
    »Die Kugel ist noch nicht draußen, da ist das Tier schon tot. Wenn’s knallt, dann sind die Tiere tot, bevor sie es merken. Ich bin ein guter Schütze, ich schieße nicht daneben, bei mir muss kein Tier leiden. Das ist Ethik. Und noch mal zum Mitschreiben: Anders schafft man die Abschüsse nicht.«
    »Nonsens! Deutschland hat im Vergleich sowieso schon die längsten Jagdzeiten. Die Staatsforsten haben zwischen viereinhalb und achteinhalb Monaten Zeit, ihren Abschuss von weiblichem Rehwild zu erfüllen. Das sollte genügen«, zischte Regina.
    »Frau von Braun, auch in Ihrem Revier werden Sie die Auswirkungen des Klimawandels merken. Es kommen zu viele milde Winter, die Nährstofflage ist viel besser geworden, dem Rehwild geht es doch gut.«
    »Jetzt kommen Sie mir nicht mit dem Klimawandel!«, rief Regina.
    Von Brennerstein frohlockte. »Sie werden das auch kennen: Die milden Winter veranlassen die Rehe, erst gar nicht bis zur Kierung zu kommen.«
    Der Moderator sah ratlos aus. »Kierung?«
    Von Brennerstein schenkte ihm ein gönnerhaftes Lächeln. »Wir sprechen von Kierung, wenn man mit kleinen Futtermengen Rehwild anlockt, um dann zum Abschuss zu kommen. Wenn die Tiere aber aufgrund der milden Winter gar kein Interesse an Futter haben, dann schaffen wir unsere Abschusszahlen nicht.« Es folgte der letzte Teil, in dem Regina anprangerte, dass man also künftig auf trächtige Geißen schießen wolle. Und da waren wieder die Heuwinkelkapelle und die Überleitung zum Koch Schrammelhuber. Aus, Äpfel, Amen.
    Nach der Sendung wirkte Kathi etwas erschlagen, also ergriff Irmi das Wort. »Sie und Frau von Braun hatten aber tatsächlich sehr kontroverse Ansichten.«
    »Ich ermorde aber nicht all jene, die eine andere Ansicht haben als ich.«
    »Haben Sie denn so viele Feinde?«
    »Feinde, das ist Pathos. Ich führe ein Wirtschaftsunternehmen, die Bayerischen Staatsforsten tun das auch. Wir haben es ständig mit Menschen zu tun, deren Herz für ein paar Bambis schlägt.«
    Auch jetzt setzte er auf kurze Sätze und blieb ruhig. Er hatte so eine Art, das Gegenüber mit einer gewissen Nonchalance und ein paar reißerischen Aussagen zu provozieren. Genauso war es beim Fernsehauftritt gewesen. Er hatte kurz gekontert, Regina hatte sich um Kopf und Kragen geredet.
    »Regina von Braun war Jägerin und Biologin. Sie war auch Waldbesitzerin. Ich glaube nicht, dass sie einfach nur ein Bambi-Syndrom hatte. Sie hatte gute Argumente. Das zeigt doch das Interview deutlich.«
    »Jetzt erzählen Sie mir gleich noch, dass Frauen mit mehr Bedacht jagen und mehr Gefühl für die Kreatur haben? Frauen sind zu schwach. Mein Vater hat immer gesagt: Frauen sollen daheim bleiben und Kinder kriegen. Sie sind geistig zu schwach, das Töten auszuhalten. Mir kommt ka Weiberleit ins Revier, das war sein Credo.«
    »Ihr Vater? Und Sie?«
    »Frauen können den Mund nicht halten, attraktive Frauen sind störend und bringen alles durcheinander im Wald.«
    »Wie Regina?«
    »Regina ist zweifellos sehr klug und schön.«
    »War!«
    »Was war?«
    »Sie war klug und schön, und nun ist sie tot.«
    »Ja, bedauerlicherweise. Wir hatten Meinungsverschiedenheiten, wie in jeder Beziehung. Ich habe Regina wahrlich nicht den Tod gewünscht. War es das jetzt? Ich habe nicht endlos Zeit. Falls ich ein Alibi brauche, um welche Zeit geht es denn?«
    »Sonntag am späten Abend, gegen zweiundzwanzig Uhr.«
    »Da war ich hier. Ich habe meine Waffen gereinigt.«
    »Zeugen?«
    »Mein bayerischer Schweißhund.«
    Kathi schnaubte. Irmi hatte lediglich die Stirn gerunzelt.
    »Ich möchte nicht unhöflich sein. Aber war es das jetzt?«, insistierte er.
    Irmi zögerte nur ganz kurz. »Ja, das war es im Prinzip, Herr von Brennerstein. Was mich nur noch beschäftigt, ist das winzige Detail, dass Sie in Reginas Buch so schlecht wegkommen. Nachsuche im Nachbarrevier, dann gar keine Nachsuche … Ich weiß ja nicht.«
    Irmi spürte, dass Kathi die Luft anhielt. Das Risiko war hoch. Er brauchte ja nur zu sagen: Welches Buch?
    Er aber schluckte kurz, was seinen Adamsapfel hüpfen ließ. »Ich habe ihr gesagt, dass ich rechtlich gegen das Machwerk vorgehe, wenn sie das wirklich veröffentlichen will.«
    »Woher kannten Sie das

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