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Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Titel: Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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mir ab. Wie köstlich diese war!
    Das Serviermädchen spähte zur Küche und setzte sich dann zu mir. Blickte auf meinen Bauch. »Wo willst du hin?«, fragte sie. Ich konnte nur in meinen Teller sehen. »In Reutte kannst du nichts werden, du musst nach Innsbruck. Da ist alles groß, da findet ein Mädchen wie du eine Anstellung.« Ich hob den Kopf, sah in ihre Augen, die ganz grün waren. »Solche wie du aus dem Lechtal müssen weg, weit weg, glaub mir. Kannst du dir ein Billett kaufen?«, fragte sie. Ich nickte wieder und kam mir so dumm vor. »Gut«, sagte sie. »Das Essen habe ich dir spendiert, der Vater, der auch der Koch ist, hat nichts davon gesehen. Geh, der Zug fährt in einer halben Stunde.« Und ich ging, ich konnte nur ein »Danke« stammeln und davonstolpern.
    Ich kaufte ein Billett, zitterte dabei, fand ein leeres Abteil und sah hinaus. Da waren die Burgruinen, die das Tal abriegelten, mir war, als würden sie auf den Zug hinunterstürzen. Allmählich begann ich die Fahrt zu genießen, was gab es doch alles zu sehen, und wie lustig war es, wenn der Kondukteur, dem seine Mütze viel zu groß war, die Kelle hob. Ich sah Bichlbach mit seiner großen Kirche und Ehrwald und dann sogar Garmisch-Partenkirchen. Ich musste umsteigen in einen anderen Zug, der nach Mittenwald fuhr. Ich hatte immer solche Angst, irgendetwas falsch zu machen. Die Menschen um mich herum wirkten alle so sicher. Ich war ein einfältiges Bergkind, ein Schwabenkind. Schwabenkind, Schwabenkind, die Gleise ratterten Worte herunter.
    Eng waren hier die Berge, besonders in Scharnitz, und dann wollte ich es gar nicht glauben, dass sich der Zug hinunterstürzen würde ins Tal. Es gab Wendungen und Tunnels, mir sausten die Ohren, und auf einmal waren die Berge hoch oben und die Eisenbahn weit unten. Ein Mann mit einem Wägelchen fragte mich, ob das junge Fräulein eine Limonade wolle. Ich glaube, ich habe ihm zu viel bezahlt, aber diese Limonade war so köstlich und süß. Bald fuhren wir in Innsbruck ein.
    Die Suche nach dem tollen Tommy lief auf Hochtouren. Irmi hatte auf Druck von oben Kathi anrufen lassen. Weder Chef noch Staatsanwalt waren der Meinung, dass noch ein Konflikt bestünde. Der Verdächtige war ein Sporttrainer von Kathis Tochter, aber darin läge ja wohl kaum ein Gewissenskonflikt, war die einhellige Meinung. Kathi war gekommen, hatte kühl gegrüßt und sich dann in die Akten und Protokolle vertieft, die in ihrer Abwesenheit entstanden waren.
    Am Nachmittag hatten sie ihn. Er war bei einem Freund in Grän untergekrochen, wahrscheinlich einer von der Wildererconnection. Der gute Freund hatte ihn verpfiffen, so war das mit den lieben alten Weggefährten. Wenn es um den eigenen Allerwertesten ging, griffen sie heimlich zum Handy und informierten die Polizei. Der Freund hatte vorgegeben, im Keller Bier zu holen, und stattdessen die Gendarmerie angerufen. Nun warteten Irmi und Kathi auf ihn.
    Kathi verhielt sich zurückhaltend-korrekt, agierte fast wie eine Marionette. Das Zerwürfnis lag in der Luft, keine von den beiden Kommissarinnen sprach das Thema an. Irmi fühlte sich unwohl, zerrissen, das Unausgesprochene nagte an ihr.
    Kaum dass Tommy die Polizeiinspektion betreten hatte, ging er auch gleich auf Konfrontationskurs. »Darf man nicht mal einen Freund besuchen?«
    »Komisch nur, dass dieser Freund die Polizei angerufen hat. Warum eigentlich? Er hat den Kollegen in Tirol gegenüber ausgesagt, dass Sie ihm sehr komisch vorgekommen seien. Dass Sie gesagt hätten, Sie hätten einen Fetzenärger am Arsch. Und ja, Sie haben tatsächlich einen Fetzenärger, und der wird gleich mehr!« Irmi sah keine Veranlassung zum Schmusekurs. Sie war wütend auf diesen tollen Trainertypen und wütend auf sich selbst.
    Kathi sah Irmi fragend an, diese nickte.
    »Ich lass mal weg, was ich davon halte, dass so einer wie du Kinder trainieren darf, die deren Eltern dir anvertrauen. Du Arsch!« Irmi griff nicht ein. Kathi hatte ja recht. »Du hast meiner Kollegin gegenüber gesagt, du kennst Regina von Braun nicht.«
    Tommy schwieg.
    »Sonst reißt du doch auch immer das Maul auf. Also?«
    »Warum soll ich die kennen?«
    »Weil du wilderst! Weil du in ihrem Wald gewildert hast!«
    »Das könnt ihr nicht beweisen. Gibt es heute denn überhaupt noch Wilderer?«, fragte er frech.
    »Ja, Sie oberschlauer Schussprofi!« Irmi war nun wirklich sauer. Sie warf ihm das Foto des kopflosen Rentiers auf den Tisch. »Die gibt es. Feige Schlächter sind das!

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