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Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Titel: Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Minuten vorher da und ignorierte Kathis Blicke, denn normalerweise saß Irmi um diese Zeit schon seit zwei Stunden im Büro.
    »Na, dann schauen wir mal, was der tolle Tommy heute sozusagen hat«, schmetterte Irmi.
    »Bist du in einen Gute-Laune-Topf gefallen? Oder solltest du einfach öfter lange schlafen?«, bemerkte Kathi.
    Allmählich kam die alte Kathi wieder durch, und die war Irmi weitaus lieber als die schweigend Kühle.
    »So ähnlich. Was gibt’s Neues?«
    »Der Hase hat eine der Reifenspuren eindeutig dem Kombi von Tommy zugeordnet. Er war dort, das ist schon mal sicher!«
    »Gut, das hilft uns auf jeden Fall weiter.«
    Inzwischen war der Anwalt eingetroffen. Tommy, der aus der U-Haft gebracht wurde, sah nicht ganz taufrisch aus, und das trotz seiner unverschämten Wintersportlerbräune.
    »Mein Mandant möchte eine Aussage machen!«, erklärte der junge Anwalt. Es mochte eine Frage ihres Alters sein, aber so einen konnte Irmi nicht richtig ernst nehmen, genauso wenig wie die Bankangestellten, die so aussahen, als hätten sie vorgestern noch in den Windeln gelegen. In handwerklichen Berufen war das anders: Jungen Automechanikern traute Irmi durchaus etwas zu.
    »Schön«, sagte Irmi und wartete.
    Tommy wandte sich an Kathi. »Also, was ich sagen wollte, ich hab die Mädchen immer gut gecoacht, da fehlte sich fei nix.«
    »Schön«, meinte Kathi.
    Sie waren wieder im Spiel. Irmi lächelte Kathi zu.
    Der Anwalt stöhnte. »Thomas, würdest du bitte!«
    »Also, das war so.« Er wand sich. Er zögerte. »Ich wollte mit ihr reden.«
    »Mit Regina von Braun?«
    »Ja.«
    »Ach was? Worüber denn?«
    »Über das Buch.«
    »Über welches Buch?«
    »Das mit diesen Jagdgeschichten.«
    »Wie ist sie eigentlich auf dich gekommen, Tommy?«, fragte Kathi.
    »Sie hat mal einen von meinen Spezln getroffen. Den besoffen gemacht. Kann doch keiner ahnen, dass so ein dünnes Frauenzimmer so viel Schnaps verträgt. Der hat ihr dann vom Gamswildern erzählt.«
    »Also doch!«
    »Aber ich war wirklich bloß ein paarmal dabei. So zum Spaß.«
    »So zum Spaß. So so. Zum Spaß knallt ihr Tiere an, schneidet ihnen die Köpfe runter. Verkauft spaßeshalber die Trophäe. Lasst Tiere mit Lungenschüssen verenden. Was für ein Spaß!«, rief Irmi wütend.
    Tommy zuckte zusammen. »Das mit der Gams war Pech. Wir wollten einen Fangschuss setzen, aber dann kam so einer …«
    »So einer? Der Hias kam!« So weit stimmte alles überein, und als der Name Hias fiel, fiel wohl auch bei Tommy endlich der Groschen. Man sah ihm an, dass er die prekäre Situation begriff und dass er aus dieser Nummer nicht mehr rauskommen würde.
    Irmi sah den Anwalt an, der etwas grünlich im Gesicht war. »Also, lieber Herr Anwalt, würden Sie Herrn Wallner bitten, noch mal von vorn anzufangen? Er ist abgehauen, hat sich versteckt, aber warum? Und diesmal bitte einfach mal die Wahrheit.« Einfach mal, dachte Irmi. Die Wahrheit. Sie war so oft grausam, so oft schwer erträglich und so oft schwer verdaulich. Weil sie wie ein Stein im Magen lag, taten Menschen alles, um an ihr vorbeizukommen. Alles war besser als die Wahrheit, und sie richteten doch so viel mehr Schaden an – an sich selbst, an all den Opfern der Lügen und Halbwahrheiten. Am Ende wäre der Magenklops das kleinere Übel gewesen, aber das begriff kaum eine dieser armseligen Kreaturen namens Mensch. Tommy atmete tief durch. »Ich war bei dieser Regina. Ich hab sie gebeten, meinen Namen rauszulassen. Ich krieg doch sonst nie mehr einen Job als Trainer. Und ich kann ja nix anderes. Ich hab damals, als ich ins Nationalteam kam, meine Lehre als Schreiner abgebrochen.«
    »Und du hattest das Auto voller Waffen?«, hakte Kathi nach.
    »Ja.« Er zögerte. »Wenn wir spät vom Training in Seefeld kommen oder von einem Wettkampf und am nächsten Tag gleich weitermüssen, also dann …«
    »Dann bist du zu faul, die Waffen aus dem Auto zu holen, ordentlich im Schrank zu versperren und am nächsten Tag wieder einzuladen?« Kathi klang ungläubig.
    Na ja, einer, der den Schrank offen stehen lässt, dem sind Waffen im Auto auch egal, dachte Irmi.
    »Ich hab das Auto aber immer zugesperrt«, verteidigte sich Tommy. »Und als ich zur Regina gegangen bin, da hab ich es auch abgesperrt.«
    »Und wo haben Sie Regina getroffen?«
    »Bei diesem dämlichen Elch. Ich hatte sie mehrfach angerufen, aber sie hat mich abserviert. Dann hab ich den Abend abgewartet und gesehen, wie sie zu dem Gehege ging.«
    »Und

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