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Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Titel: Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Geschichte zu rekonstruieren. Anders, als so klassische Ahnenforscher das tun würden. Verstehst du, was ich meine? Sie war besessen. Sie war irgendwie panisch. Ach, ich kann das nicht erklären.«
    »Doch, ich verstehe dich. Aber genau das könnte eben auch der Schlüssel sein. Sie war wie besessen davon, in diesem Buch üble Jagdpraktiken aufzudecken. Und das wollte Soferls Trainer verhindern, weil er eine unrühmliche Rolle in dem Buch spielt. Sie schien ihr ganzes Leben unter Strom zu verbringen. Nichts an ihr war durchschnittlich, nichts zurückgenommen. Sie hat Schwerter der Gerechtigkeit geschwungen.« Worte sind Waffen, hatte Veit Bartholomä gesagt.
    »Aber der Tommy! Ich kann mir das nicht vorstellen, dass der einen Menschen erschießt. Eine Frau zudem! Irmi, das glaub ich einfach nicht!«
    »Ja, aber es spricht alles gegen Herrn Wallner.«
    Elli ruckte hoch. »Gegen wen?«
    Irmi blickte Elli Reindl irritiert an. »Wieso gegen wen? Der Trainer heißt mit vollem Namen Thomas Wallner.«
    Elli Reindls Gesicht durchzuckte etwas. »Ich wusste nicht, dass To-Tommy Wallner mit Nachnamen heißt. Ich kenn ihn nur unter To-Tommy.«
    »Auch tolle Tommys haben Nachnamen, Elli.«
    »Ja, aber Wallner Thomas. Wallner.«
    »Was ist am Namen Wallner so besonders?«
    »Wallner hieß doch auch der Frauenarzt«, sagte Elli sehr leise.
    Richtig, Thomas Wallner hatte denselben Nachnamen. Das war ihr doch neulich schon aufgefallen, aber dann in den turbulenten Ereignissen untergegangen. War das ein Zufall? Andererseits war Wallner ein ziemlich häufiger Name in der Gegend.
    Irmi sah in Ellis Gesicht und legte ihr eine Hand auf den Arm. »Es ist Zeit, wieder einen Schritt zur Seite zu machen.«
    Elli lächelte und erhob sich. »Ich muss los, das Soferl abholen. Omas sind vor allem Taxiunternehmer.«
    Irmi nickte und sah ihr nach. Dann machte sie sich auf den Weg in ihr Büro.
    Mittlerweile war es halb drei, und Kathi hatte die Information, dass von Brennerstein morgen kommen werde. Aber auch nur, weil die Staatsanwaltschaft ihn irgendwie überzeugt hatte. »Alles Typen aus dieser verdammten Jägerconnection. Wenn du nicht in Ettal warst oder Hogau oder gar Salem, dann musst du in den besseren Kreisen zumindest jagen!«
    Ansonsten war Tommy weiter bei seinem sturen »Ich war es nicht« geblieben, und so blieb er auch in U-Haft.
    Auf der Pressekonferenz hielten sie sich bedeckt und erzählten nur, dass sie einen Mann in Untersuchungshaft hätten. Der Pressesprecher umschiffte alle Nachfragen geschickt, und es gelang ihm, die Journalisten zu briefen, dass ihre Mithilfe gefragt sei. Irmi kam mit dem Satz davon, dass sie sich kurz vor der Aufklärung befänden.
    Nach der Pressekonferenz verabschiedete sich Kathi und fuhr heim. Warum hatte sie ihr nicht erzählt, dass sie mit ihrer Mutter gesprochen hatte? Warum versuchte sie die Missstimmung, die zwar leiser geworden war, aber doch noch über ihnen schwebte, nicht ganz zum Schweigen zu bringen?
    Irmi saß allein im Büro und starrte auf ihren PC. Sie hätte auch gut nach Hause gehen können, aber irgendetwas hielt sie zurück. Sie googelte eine Weile herum, stöberte in der Familie Wallner – und siehe da: Es gab zwei Brüder Wallner, den Frauenarzt Josef Wallner und seinen Bruder Karl, der Professor für Chirurgie war, hoch dekoriert mit Ruhm und Ehre an der Uni Innsbruck. Der Frauenarzt war inzwischen verstorben, der Bruder aber war noch in der Ärztekammer aktiv, obwohl er längst im Ruhestand sein musste. Im Archiv der Tiroler Tageszeitung war er immer wieder erwähnt. Mal neben dem Landeshauptmann, einmal auch als Ausrichter eines Jagdausflugs nach Südafrika. Diese verdammten Jäger ließen Irmi nicht los.
    In Reutte sollte nun eine Straße nach Dr. Karl Wallner benannt und sogar eine Büste enthüllt werden. Laut Zeitung war das ganze Spektakel für nächsten Monat anberaumt, die Trachtenkapelle übte schon, und ein Stadtrat wurde zitiert: »Des g’freit uns narrisch, dass so ein großer Sohn der Stadt bei uns nun entsprechend gewürdigt wird.« Na, die Tiroler gingen mit ihren ehrenwerten Bürgern wirklich anders um als die Garmischer. Während man dort bloß einen verlotterten Weg und ein Taferl bekam, gab es in Reutte eine ganze Büste!
    Irmi griff zum Telefon, und wenig später hatte sie in Erfahrung gebracht, dass Tommy Wallner der Sohn des Herrn Professor war, der in zweiter Ehe ein junges, schönes Model geehelicht hatte. Er war in erster Ehe kinderlos geblieben, dann

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