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Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Titel: Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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schwieg. »Ich wollte zurück zu meinem Auto, da hat es geknallt«, sagte er schließlich. »Ich bin in die Richtung des Schusses gelaufen. Da war sie aber schon tot.«
    Der Anwalt schnappte nach Luft.
    »Und das erzählen Sie mir jetzt?« Irmi war nun doch etwas verblüfft, dass ihre Falle so gut funktioniert hatte.
    »Dann muss sich jemand Zugang zum Auto meines Mandanten verschafft haben«, erklärte der Anwalt.
    »Ach, kommen Sie!«, rotzte Kathi raus und wandte sich an Tommy. »Hat jemand Zugang zu deinen Autoschlüsseln? Wo ist der Ersatzschlüssel? Und ich frag das nur rein theoretisch, weil ich den ganzen Schmarrn eh nicht glaube. Los, Tommy, gesteh endlich. Sag uns, dass von Brennerstein dich unter Druck gesetzt hat, dich bedroht, was auch immer. Das wirkt sich mildernd aus. Aber red halt endlich.«
    Tommy sagte zittrig: »Ich hab nur einen Autoschlüssel, und den hab ich immer im Hosensack. Ich hab nicht geschossen.«
    Irmi hatte sich erneut erhoben. »Herr Anwalt, bitte bringen Sie Ihren Mandanten zur Vernunft. Wie meine Kollegin schon gesagt hat, wenn Herr von Brennerstein ihn bedrängt hat, bedroht, erpresst, was auch immer, dann ist das Anstiftung zum Mord.«
    Doch die beiden Männer schwiegen. Irmi zuckte mit den Schultern und ging mit Kathi im Schlepptau aus dem Raum.
    »Kapiert der wirklich nicht, dass ihm das Wasser weit über den Kragen steht?«, fragte Kathi draußen auf dem Flur.
    »Ich lass den Hasen das Auto noch mal untersuchen, ob da Spuren eines Einbruchs sind«, meinte Irmi. »Und was wir in jedem Fall machen können, ist, von Brennerstein vorzuladen.«
    »Das bringt doch nichts.«
    »Wer weiß! Kriegst du das hin, dass er morgen hier aufläuft? Natürlich mit ebenso adligem Rechtsbeistand?«
    »Sicher.« Kathi knurrte und stampfte in dem unnachahmlich trampeligen Schritt davon.
    Es ging auf Mittag zu, und Irmi beschloss, der kleinen Salatbar mit der grandiosen Auswahl gleich hinterm Marienplatz einen Besuch abzustatten. Sie war umso erstaunter, als sie Elli dort antraf.
    »Ich war beim Physiotherapeuten«, erklärte Elli. »Wir haben zwar in Tirol auch welche, aber ich hab hier einen, der wirklich was kann. Nach zwei Bandscheibenvorfällen wird man da wählerisch.«
    »Ach, Elli, du musst dich doch nicht rechtfertigen …«
    »Nein? Ich dachte. Ich dachte, ich müsse mein Leben und jeden meiner Schritte rechtfertigen. Bin ich nicht mehr verdächtig? Bin ich keine Mörderin mehr?«
    Ein paar Leute sahen herüber.
    Irmi litt. »Elli, essen wir zusammen?«
    »Von mir aus.«
    Schweigend luden sie Salat auf, ließen ihn wiegen, setzten sich. Tranken Mineralwasser.
    »Was hat Kathi erzählt?«, fragte Irmi schließlich.
    »Dass ihr den Trainer vom Soferl festgenommen habt. Oder hätte sie mir das gar nicht erzählen dürfen?« Elli klang immer so zynisch.
    »Doch. Elli, es tut mir leid. Aber was hätte ich denn tun sollen? Ich hab schon öfter gedacht, ich lass mich irgendwohin versetzen, wo ich komplett außenstehend bin. Wo ich meinen Blick auch von außen auf das Geschehen lenken kann. Wo ich niemanden kenne, wo mich niemand kennt. Es ist nicht schön, dass ich bei Ermittlungen über liebe Menschen stolpere.« Sie war ja sogar mal über den eigenen Bruder gestolpert.
    Elli sah sie aufmerksam an. »Aber ohne Berge, Kühe und dein Moor gehst du ein wie eine Primel ohne Wasser.«
    »Die Wahl zwischen Pest und Cholera? Pest: immer als menschliche Pest im Leben von Freunden herumstochern zu müssen. Cholera: ein Umzug nach München oder Augsburg.«
    »München? Augsburg? Na, du denkst dir aber auch die schlimmsten Szenarien aus!« Sie lachte. »Schickis oder Schwaben.«
    »Ich hätte auch Stuttgart sagen können oder Frankfurt.«
    »Da nehmen die bestimmt keine Bayern. Außerdem kriegst du Depressionen wegen des Dialekts, und Äppelwoi verträgst du auch nicht.«
    Irmi musste lachen. Nein, es war schon gut, hier zu sein, wo im Gegensatz zur landläufigen Meinung im Rest der Republik nicht alle Dirndl trugen und schuhplattelnd und Bierkrüge stemmend den Tag verbrachten.
    »Ich war es wirklich nicht, Irmi«, sagte Elli plötzlich eindringlich. »Ich habe die letzten Tage viel nachgedacht, auch warum ich so stark reagiert habe. Es fielen schwarze Vorhänge, es umschlossen mich Ketten, ich war gefangen. Dabei hätte ich nur einen Schritt zur Seite machen müssen.« Sie schwieg eine kleine Weile. »Weißt du, diese Regina schien mir gefangen zu sein, in irgendwas. Es war ihr so wichtig, ihre

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