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Platzkarte zur Hölle Kommissar Morry

Platzkarte zur Hölle Kommissar Morry

Titel: Platzkarte zur Hölle Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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wollte sich ducken, aber die Reaktion erfolgte zu spät. Die Kugel des Totschlägers traf seinen Kopf.
    Er merkte, wie sich die Konturen vor seinen Augen aufzulösen begannen und brach in die Knie.
     
    *
     
    Polizeisergeant Topper blickte auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde, dann war für ihn die Nacht zu Ende. Er holte tief Luft und meinte schon den starken, würzigen Kaffee zu schmecken, den er sich zu Hause aufbrühen würde. Ein Mädchen ging dicht an ihm vorbei und murmelte einen kaum verständlichen Gruß. Er grinste gutmütig. Jenny Waldner ging nach Hause — sie kam immer um diese Zeit aus dem Klub, in dem sie als Serviererin arbeitete. Er hatte sie in Verdacht, daß sie nur deshalb kein Taxi nahm, weil sie noch ein paar Männerbekanntschaften zu machen hoffte.
    Er kam an dem Grundstück vorbei, wo die großen Reklametafeln einer bekannten Sodafirma standen. Sie verdeckten das ausgedehnte Baugrundstück einer Firma, die vor ein paar Monaten pleite gegangen war. Seitdem wurde hier nicht mehr gearbeitet.
    Das halbfertige Haus war sein Sorgenkind.
    Immer wieder mußte er irgendwelche Pennbrüder vertreiben, die den Rohbau als Unterkunft benutzten.
    Er ging um die Reklametafeln herum und balancierte auf einer Planke in das Erdgeschoß. Als sein Fuß gegen etwas Weiches stieß, knipste er die Taschenlampe an.
    Natürlich, da war wieder so ein Kerl — er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, einen der geschützteren Räume aufzusuchen. Lag mitten im Weg.
    Topper stieß ihn mit der Fußspitze in die Rippen.
    „He, aufstehen — hier ist kein Obdachlosenasyl!"
    Der Bursche rührte sich nicht. Sergeant Topper stieß etwas kräftiger zu. Und dann wurde ihm plötzlich klar, daß etwas nicht stimmte. So ruhte niemand, der schlief. Die Stellung war einfach unnatürlich. Der Sergeant bückte sich.
    „Auch das noch!" stieß er leise hervor. „Ein Toter!"
    Bruno Calzetti hing weich und scheinbar formlos in dem tiefen, mit grüner Seide bespannten Sessel. Er kaute auf einem Gummi herum und starrte fasziniert auf die Bildröhre des Fernsehgerätes. Hinter ihm öffnete sich die Tür. Ein hagerer Mann trat ein und blieb stehen.
    „Was gibt's?“ knurrte Calzetti, ohne sich umzuwenden.
    Der Hagere zögerte. Er wußte, daß der Chef sehr übellaunig werden konnte, wenn man ihn beim Fernsehen störte — insbesondere dann, wenn eine dieser alten Wildwestklamotten zu sehen war. Der Hagere schüttelte den Kopf. Ihm war diese Leidenschaft des Chefs einfach zu hoch. Wildwestfilme? Das war etwas für Kinder — aber nichts für einen Bruno Calzetti, vor dem immerhin ein großer Teil der New Yorker Unterwelt zitterte!
    „Verdammt noch mal — kannst du nicht antworten?" fragte Calzetti und warf einen wütenden Blick über die Schulter.
    „Ich wollte dich nicht stören."
    „Du störst aber!"
    „Es ist wegen Birchy."
    „Komm später wieder."
    „Okay."
    Als der Hagere die Tür öffnen und das Zimmer verlassen wollte, fragte Calzetti: „Ist was mit ihm?"
    „Er ist gerade zurückgekommen."
    „Alles in Ordnung?"
    „Nein, er hat die Puppe nicht angetroffen."
    „Stell die Kiste ab!"
    Der Hagere trat an das Fernsehgerät und drehte an einem Knopf. Das Bild fiel in sich zusammen.
    „Schick ihn rein!" befahl Calzetti grimmig.
    Kurz darauf betrat ein etwa mittelgroßer, dunkelhaariger Mann den großen, elegant eingerichteten Raum. Er bewegte sich etwas linkisch und fuhr sich mit der Zungenspitze über die spröden Lippen. Calzetti wartete, bis der Mann ihm genau gegenüberstand. Calzetti sagte nichts. Er schaute dem Neuankömmling nur in die Augen — mit einem trägen, unheilschwangeren Blick, der den anderen nervös machte.
    „Was hat's gegeben?" fragte Calzetti schließlich. Seine Stimme war scheinbar gelangweilt, müde, etwas schleppend — aber darunter lauerte eine beständige Drohung.
    „Wir hatten Pech. Chef. Der Vogel war ausgeflogen."
    „Ausgeflogen?" wiederholte Calzetti matt.
    „Ja. Damit konnten wir natürlich nicht rechnen — um diese Zeit!"
    Calzetti kaute mit einem Ausdruck von Geistesabwesenheit vor sich hin. Er schien den Besucher völlig vergessen zu haben. Aber Birchy wußte natürlich, daß das nicht zutraf. Calzetti war nicht der Mann, der rasch vergaß.
    Er hob die bläulich schimmernden Lider. „Ich muß sagen, daß meine Leute hervorragend arbeiten", murmelte er höhnisch.
    „Das können wir doch nachholen, Chef!"
    „Nachholen!" knirschte Calzetti. „Als ob das so einfach wäre. Jetzt ist

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