Playboy mit Herz
ist sie. Und heute genau auf den Tag vier Monate alt.“
Vier Monate.
Und ungefähr so groß wie das Baby, das er heute gesehen hatte. Das Baby mit dem ernsten Ich-bin-ein-Erwachsener-in-Miniaturausgabe-Ausdruck in den hellblauen Augen.
Die Erkenntnis raubte ihm für einen Moment den Atem.
Er kannte diesen Ausdruck. Er sah diese Augen jeden Morgen vor sich – im Spiegel, wenn er sich rasierte.
„Nein!“, sagte er laut in den Wagen hinein. „Unmöglich!“
In seinem Kopf begann es zu arbeiten. Er tüftelte an einer Rechnung, die kein lediger, ungebundener, freier Mann je machen wollte. Und er erst recht nicht. Nicht nach Teresa D’Angelos kapitaler Lüge. Doch das klare Ergebnis konnte er nicht ignorieren.
Vielleicht log Gabriella ja auch.
Aber … sie hatte nicht gelogen. Sie hatte nur gesagt, es sei ihr Kind.
„ Merda “, stieß er aus, wendete den Wagen und fuhr zum zweiten Mal heute Abend zur fazenda zurück.
Endlich war Daniel wieder eingeschlafen. Fast eine halbe Stunde hatte er geweint, was ungewöhnlich für ihn war. Er war eigentlich ein pflegeleichtes Baby. Aß, schlief, strampelte und lachte. Sein Lachen war immer ein wahres Entzücken, denn meist trug er eine nachdenkliche, ja ernste Miene zur Schau. Aber wenn er lachte, leuchteten seine Augen und sein ganzes Gesichtchen auf.
Genau wie bei seinem …
Gabriella blinzelte. Nein, darauf würde sie sich nicht einlassen. Es hatte sie Wochen und Monate gekostet, um in ihrem Sohn nicht ständig den Vater zu erkennen.
Behutsam legte sie das Baby zurück in die Wiege, deckte es zu und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. Deus , wie sehr sie ihren kleinen Jungen liebte. Als sie herausgefunden hatte, dass sie ihn unter dem Herzen trug, war sie vor Angst halb umgekommen. Jetzt war er Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens.
Alles, was sie tat, tat sie für ihn. Für ihn hatte sie auch die fazenda behalten wollen.
Mit einem leisen Seufzer ging sie in ihr eigenes Zimmer und zog sich aus.
Wenn es ihr doch nur gelungen wäre. Für Daniel. Weil dieser Ort die Verbindung zur Viera-Familie war. Und zum Andenken an ihren Bruder. Sie hatte Arturo von ganzem Herzen geliebt, und kein anderer hatte sie so sehr geliebt wie er sie. Dante sicherlich nicht. Für Dante war sie nur ein Spielzeug gewesen.
Heute hatte sie ihm zum letzten Mal erlaubt, sie zu verletzen.
Gabriella drehte die Dusche auf und stellte sich unter den kräftigen heißen Strahl.
Dante war die Vergangenheit, ihr Sohn die Zukunft. Sie musste sich überlegen, was sie als Nächstes tun sollte. Bis zur letzten Minute hatte sie gehofft, obwohl sie gewusst hatte, dass das, was sie angespart hatte, niemals reichen würde. Die Hypothek auf der Ranch war einfach zu hoch. Ihr Vater hatte die fazenda so oft beliehen und die Kredite immer wieder refinanziert, dass Gabriella den Überblick verlor. Das Geld hatte er beim Kartenspiel, mit Wetten und Frauen durchgebracht. Als Arturo die Ranch erbte, stand die Bank bereits in den Startlöchern für die Zwangsversteigerung.
Und Arturo, trotz der Ärzte, trotz der Behandlungen, die ihre gesamten Ersparnisse vom Modeln aufgebraucht hatten, war gestorben.
Die Bank hatte zum Todesschlag ausgeholt, und dann war Ferrantes auf der Bildfläche aufgetaucht. Sie hatte ihn unmissverständlich wissen lassen, was er mit seinem widerwärtigen Angebot machen könne. Er hatte nur gelacht. Er war überzeugt, sie würde ihre Meinung nach der Auktion noch ändern. Aber das würde sie nicht, niemals. Sie hatte eigentlich gar nicht bei der Auktion dabei sein wollen. Warum sollte sie zuschauen, wie ein Widerling wie er sich das nahm, was eigentlich ihrem Sohn gehörte?
Doch dann hatte sie Dantes Stimme gehört. Und wie die Motte zum Licht war sie zu ihm gegangen. Wieso hatte sie geglaubt, er würde die fazenda für sie kaufen? Noch schlimmer … warum hatte sie sich von ihm küssen lassen? Sie hatte sich ihm hemmungslos an den Hals geworfen. Und er hatte deutlich gemacht, was er von ihr hielt. Er glaubte, sie würde mit jemandem wie Ferrantes schlafen.
Dass er tatsächlich glaubte, sie könnte mit irgendeinem anderen Mann schlafen, nachdem sie mit ihm zusammen gewesen war! Sie hasste ihn dafür. Sie hasste ihn, weil er sein Brandzeichen auf ihren Lippen, ihrer Haut, ihrem Herzen hinterlassen hatte.
Gabriella erstarrte. Die Klingel! Und da hämmerte schon wieder jemand an die Haustür. Sie konnte es hören, sogar unter der Dusche. Der Lärm würde Daniel aufwecken, aber wie
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