Playing with Fire - Verbotene Gefühle
halten wir uns also an unseren Vertrag. Einverstanden?»
***
Nick musste sich zusammenreißen, während er seiner Frau zuhörte. Er ahnte, dass sie ihm mehr verschwieg, als sie zugab. Wenn er nur einen Schritt von seinem nüchtern und logisch vorgezeichneten Kurs abwich, könnte dieser Augenblick im Handumdrehen eine andere Wendung nehmen.
Ein lästiger Gedanke. Er verscheuchte ihn rasch und konzentrierte sich ganz auf sie. Dabei fiel ihm auf, dass sie ihm mit jedem Tag schöner vorkam. Von ihren Augen, ihrem Lächeln, ja, sogar von ihrem Herzen ging ein Strahlen aus. Wenn sie mit ihm sprach, öffneten sich Türen, die sonst fest verschlossen waren. Das löste allerdings Gefühle in ihm aus, bei denen ihm nicht ganz wohl war – und daran würde sich auch nie etwas ändern. Diese Frau brauchte eine verlässliche Beziehung. Und sie hatte eine solche Beziehung auch mehr als verdient. Er konnte ihr höchstens Sex und Freundschaft bieten. Aber keine Liebe.
Diese Entscheidung hatte er vor vielen Jahren getroffen. Das Risiko war einfach zu groß.
Mit gemischten Gefühlen und großem Bedauern beobachtete Nick, wie das dünne Band zwischen ihnen schon wieder riss.
Er nickte mühsam und rang sich ein Lächeln ab. «Ich akzeptiere deine Erklärung und nehme die Entschuldigung an. Schluss mit den langen Debatten, bevor wir alles zu Tode analysieren.»
Sie lächelte zurück, aber ihre Augen blieben seltsam unbeteiligt. «Gut. Geh ruhig schon nach oben und leg dich wieder hin, ich räume hier auf.»
«Ich helfe dir.»
«Das würde ich lieber allein erledigen.»
Also wandte er sich zum Gehen, hielt aber an der Treppe inne, um den Jagdhund zu betrachten, der in einer Ecke hockte. Ein länglicher, gelber Körper, kein ansehnliches Gesicht. Seine Augen erinnerten Nick an seine eigene Kindheit – aus ihnen sprach Schmerz und Einsamkeit, da war niemand, auf den man sich verlassen konnte. Das räudige Fell passte zu dem dünnen Schwanz, der schlaff auf einer Seite herabhing. Ein Einzelgänger, keine Frage, wie ein größeres Kind, das in ein Waisenhaus voll süßer kleiner Babys geraten war. Wahrscheinlich hatte jemand ihn bei dem Versuch erwischt, etwas zu fressen zu stehlen. Wahrscheinlich gab es keine Familie oder Kinder, zu denen er gehörte. Der Hund kam lautlos an den Fuß der Treppe getrottet und sah ihm nach, während er hinaufging.
Nick fiel ein, wie er als Junge im Wald einmal einen alten Streuner gefunden hatte, eine bunte Promenadenmischung. Der Hund war völlig abgemagert, nur noch Haut und Knochen, hatte heillos verfilztes Fell und Augen, in denen jede Hoffnung erloschen war. Nick nahm ihn mit nach Hause und versorgte ihn mit Wasser und Futter. Er hatte ihn wieder gesund gepflegt und in ihm einen dankbaren, treuen Freund gefunden.
Da das Haus seiner Familie riesengroß war und die Haushälterin ihn nicht verriet, gelang es ihm eine Zeitlang, den Hund vor seiner Mutter geheimzuhalten. Doch als er eines Tages von der Schule nach Hause kam und sich auf die Suche nach seinem vierbeinigen Freund machen wollte, fiel ihm das Gepäck seines Vaters ins Auge, der von einer Reise auf die Cayman Islands zurückgekehrt war. Da wusste er sofort, dass sein Hund nicht mehr da war. Von Nick zur Rede gestellt, lachte Jed Ryan bloß und versetzte seinem Sohn einen derben Stoß. «Keine Versagertypen in diesem Haus, Kumpel. Wenn du dir einen Rassehund zugelegt hättest, einen Deutschen Schäferhund zum Beispiel, das wäre was anderes gewesen. Dieser Köter taugte nichts, er hat sogar ins Haus gekackt. Ich hab ihn weggeschafft.»
Damit hatte Jed Ryan ihn stehengelassen, und wieder einmal schärfte Nick sich die alte Lektion ein: Entwickle niemals zu starke Bindungen. Noch jahrelang hatte er jeden Tag an diesen Hund gedacht, bis er die Erinnerung an einem Platz in seinem Herzen vergrub, wo sie ihn nie wieder belasten konnte.
Bis heute.
Zum zweiten Mal in dieser Nacht zögerte Nick. Er war drauf und dran, ein unbekanntes Risiko einzugehen. Aber seine Angst vor den Folgen war zu groß. Kurz krampfte sich ihm das Herz zusammen, vor Sehnsucht, Unruhe, Verwirrung. Dann kehrte er seiner Frau und dem hässlichen Jagdhund entschlossen den Rücken zu und schloss seine Zimmertür hinter sich.
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8
Nick stand auf dem Dock und betrachtete die Segelboote, die in einer Reihe auf dem Wasser schaukelten. Launische Wellen kamen wie Vorboten des Winters auf und schlugen klatschend an Land. Es dunkelte schon, aber der
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