Plötzlich blond 2 - Neues von der Superbeauty wider Willen
äußerlich.
Und mein neues Ich hatte sie eben noch nicht akzeptiert. Nicht komplett.
Allerdings konnte man ihr das ja nicht wirklich zum Vorwurf machen.
»Oh, Em, Liebling«, sagte sie. Der Funke der Enttäuschung war verschwunden, und sie erkannte mich, eine fast Fremde, groß und blond mit einem winzigen Hündchen im Regenmäntelchen, das neben mir herumtänzelte. Na ja, sie wird mich wohl nie voll und ganz akzeptieren - zumindest nicht in Nikkis Körper, es sei denn, ich entledige mich des Pudels, höre auf, mir die Haare zu waschen, lege fünfzig Kilo zu und fange wieder an, nichts anderes als Sweatshirts zu tragen wie mein altes Ich. Menschen sind schon komisch. »Ich kann nicht glauben, dass du bei dem Wetter hergekommen bist! Solltest du heute nicht eigentlich in Aruba sein?«
»Saint John«, korrigierte ich sie und beugte mich zu ihr hinunter, um ihr einen Kuss zu geben. Vor dem Unfall war meine Mutter größer gewesen als ich. Jetzt war ich sogar noch größer als Dad. Selbst in meinen flachen Fake-Uggs von Stark überragte ich sie beide. »Wir sind heute Morgen zurückgeflogen. Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte.« Ich hatte nicht vor, ihr von meinem lange verschollenen Bruder zu erzählen, der in der Lobby auf mich gewartet hatte. Keine Ahnung, weshalb. Sie hatte einfach selbst schon genug Probleme und ich wollte sie nicht auch noch mit meinen Sorgen belasten. Stattdessen schälte ich mich aus meinen Regenklamotten, die sich in der überhitzten Wohnung langsam mit Schweiß vollsogen. »Was hab ich da gehört von einem Cheerleader-Camp?«
Mom verdrehte genervt die Augen und fauchte: »Fang mir bloß nicht davon an.«
Genau in diesem Augenblick kam Frida aus ihrem Zimmer gestürmt, weil sie mich hereinkommen gehört hatte.
»Du bist tatsächlich da!« Ihre Augen waren vor Aufregung
ganz groß. »Du bist echt der Wahnsinn! Hast du Lulu mitgebracht?«
Wenn es darum ging, wen oder was meine Schwester »cool« fand, so rangierte Lulu Collins gleich hinter Nikki Howard. Dass beide nun zu ihrem alltäglichen Leben gehörten, und zwar wirklich nahezu auf täglicher Basis, hatte sie in eine Art Nirwana für weibliche Teenies befördert, aus dem es für sie wohl keine Rettung gab, jedenfalls nicht, bevor sie nicht aufs College ging.
»Äh, Lulu hat zu tun«, erklärte ich und hielt es nicht für nötig, zu erwähnen, dass Lulu damit beschäftigt war, an meine Decke zu starren und ihre Vermählung mit Nikki Howards entfremdeten großen Bruder zu planen. »Ist Dad da?«
»Dad ist zurück nach New Haven gefahren«, verkündete Frida angriffslustig. »Er konnte die ewigen Streitereien nicht länger ertragen.«
»Es gab keine Streitereien«, verbesserte Mom sie. »Ein Streit würde bedeuten, dass die Ursache des Streits verhandelbar ist, was in diesem Fall nicht zutrifft.«
Frida warf mir einen Hilfe suchenden Blick zu. »Siehst du?«, sagte sie verzweifelt.
Mom sah mich finster an. »Und ich kann nicht glauben«, fügte sie hinzu, »dass du es die ganze Zeit gewusst und mir nichts davon verraten hast.« Dabei machte sie sich auf den Weg zurück zum Sofa und zu ihrer Sunday Times , die sie um sich herum ausgebreitet hatte, was am Wochenende ihre übliche Beschäftigung war.
»Also bitte«, protestierte ich schwach. Wenn die nur wüsste, was ich alles weiß und wovon ich ihr noch nichts erzählt habe. »Mal ehrlich, ich versteh echt nicht, was daran falsch sein soll. Cheerleading ist ja immerhin eine anerkannte Sportart.«
Mom hatte noch nicht mal von ihrem Wochenrückblick
aufgesehen. »Nenn mir bitte eine Sportart, der man in einem Minirock nachgeht«, bemerkte sie ungerührt.
Ich hätte beinahe laut losgelacht, denn ich hatte es bei Frida mit exakt demselben Argument versucht, als ich das erste Mal gehört hatte, dass sie Mitglied im Team werden wollte.
»Na ja«, sagte ich. »Eiskunstläuferinnen tragen zum Beispiel noch viel kürzere Röckchen und Eiskunstlauf ist sogar eine olympische Disziplin. Und Gymnastik auch. Und im Grunde ist Cheerleading ja nichts anderes als Gymnastik.«
Mom raschelte nur mit ihrer Zeitung. Auf der Stereoanlage lief leise klassische Musik. Das ganze Apartment wirkte so unglaublich gemütlich und warm, dass ich am liebsten geheult hätte. Irgendwo, das wusste ich, lagen noch die Bagels rum, die mein Dad heute Morgen bei H&H geholt hatte. Mit Gemüse-Frischkäse. (Ich konnte leider keine Bagels mehr essen, weil Nikki davon heftiges Sodbrennen bekam und dauernd
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