Plötzlich blond 2 - Neues von der Superbeauty wider Willen
»Du bist nicht Nikki. Sie würde sich niemals bei mir für irgendetwas entschuldigen. Du musst eine Art Doppelgängerin sein, die sie irgendwo aufgetrieben haben und die jetzt aus irgendeinem Grund ihre Rolle eingenommen hat. Ich muss schon sagen, dass sie wirklich ganze Arbeit geleistet haben. Das haben die sogar richtig gut hingekriegt, muss ich zugeben. Denn du siehst wirklich haargenau aus wie
sie, sogar hier…« Er griff nach meiner Hand, die auf Cosabellas wuscheligem Kopf ruhte, und deutete auf eine winzige halbmondförmige Narbe auf dem Handrücken. »Was haben die mit dir gemacht? Haben die dich zerstückelt und wieder zusammengenäht, damit du genauso aussiehst wie sie? Muss ja höllisch wehgetan haben.« Er ließ meine Hand wieder fallen. »Ich hoffe, die bezahlen dich wenigstens gut.«
Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Auf solch eine Situation hatten die Leute von Stark mich leider nicht vorbereitet oder mir wenigstens einen Tipp gegeben, was ich tun konnte, wenn es so weit kam. Panik stieg in mir auf. Was sollte ich jetzt bloß sagen? Bisher hatte mir doch jeder die Sache mit der Amnesie abgenommen. Ich hatte schon mit Hunderten von Nikkis Freunden und Kollegen gesprochen, und auch wenn sie sich alle einig waren darin, dass die »neue« Nikki irgendwie anders war, war bisher keiner auf die Idee gekommen, mir vorzuwerfen, ich sei gar nicht Nikki …
Also schüttelte ich nur den Kopf, sah ihm fest in die Augen und sagte: »Ich hab echt keinen Schimmer, wovon du eigentlich red…«
»Du weißt ganz genau, wovon ich rede«, fiel Steven mir ins Wort. »Also raus mit der Sprache. Was habt ihr mit Nikki gemacht? Ist sie vielleicht gefeuert worden, weil keiner mehr ihre Arroganz ertragen konnte, oder wie? Wäre ja nicht das erste Mal. Wo steckt sie überhaupt?«
Mit zittriger Hand fuhr ich mir über die Stirn, um mir eine Strähne von Nikkis Haar aus dem Gesicht zu streichen. Ich ließ den Blick durchs Zimmer streifen. Dann sah ich hoch zur Decke, zu den winzig kleinen Löchern gleich neben der Halogenlampe. Ich legte mir den Finger an die Lippen, um ihm zu signalisieren, er solle keinen Mucks tun, und deutete nach oben. Steven folgte meinem Blick, dann schaute er wieder
mich an, und zwar so, als wäre ich total verrückt. Eine Sekunde später griff ich nach der Fernbedienung und stellte den Ton vom Fernseher wieder laut. Das Apartment war erfüllt von den Klängen, die die Hai-Dokumentation auf dem Discovery Channel begleiteten. Dann stand ich auf, ging zum Phonoregal und schaltete die Stereoanlage ein, in der bereits eine CD steckte. Lulus Stimme erfüllte das Apartment. Mit schmachtender Stimme hauchte sie, dass sie eine Katze sei und dass doch bitte jemand sie kraulen möge.
Zu guter Letzt trat ich an die raumhohen Fenster des Lofts und riss sie allesamt auf, um einen Schwall kalter Luft und den Verkehrslärm von der Centre Street unten einzulassen.
»Was tust du da?«, fuhr Steven mich an.
Doch statt ihm zu antworten, setzte ich mich wieder neben ihn und sah ihn eindringlich an.
»Ich kann dir nicht sagen, was mit deiner Schwester geschehen ist«, flüsterte ich, damit man mich über die Kakofonie aus Fernseher, Stereoanlage und Verkehr nicht verstehen konnte. »Ich krieg echt Riesenärger, wenn ich es dir verrate. Na ja, also eigentlich nicht ich, sondern meine Eltern.«
Stevens Augen verengten sich.
»Du gibst also zu, dass du nicht Nikki bist.« Seine Stimme klang rasiermesserscharf.
Ich schüttelte den Kopf. »Na ja«, stammelte ich. »Vielleicht zum Teil, ich meine … aber äußerlich schon.«
»Was meinst du damit, äußerlich schon?« Steven funkelte mich jetzt mit bösen Augen an. »Was redest du da für wirres Zeug?«
»Ja, schon gut.« Ratlos blickte ich auf Cosabella, die völlig reglos zwischen uns lag, als befände sie sich in einer Art Koma, so entspannt war sie trotz des ganzen Lärms. Oh Mann, in dem Moment hätte ich wirklich alles dafür gegeben,
ein Hund zu sein. »Ich kann dir das nicht erklären. Du musst mir einfach glauben. Nikki - die Nikki, die du kanntest - existiert nicht mehr.«
»Sie existiert nicht mehr?«, hakte Steven nach. »Was meinst du damit, sie existiert nicht mehr? Existiert nicht mehr, also im Sinne von…« Ungläubig sah er mich an.
»Ganz genau«, bestätigte ich seine unausgesprochene Vermutung. »Sie hat ein Aneurysma erlitten. Die Zeitbombe tickte schon seit einiger Zeit in ihrem Kopf. Sie litt an einer ganz seltenen genetisch
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