Plötzlich blond - Superbeauty in Gefahr - Plötzlich blond; 3
Körper zurück.«
»Tja, den kannst du aber leider nicht wiederkriegen«, erklärte Steven. Sein Ton klang schroff. »Es könnte sie umbringen. Und dich auch. Du kannst nicht von ihr verlangen, ihr Leben zu riskieren. Das hat sie bereits einmal getan. Du kannst nicht erwarten, dass sie es ein zweites Mal tut.«
»Oh doch«, meinte Nikki. Sie kniff die Augen zusammen. »Das kann ich.«
Und in diesem » Doch, das kann ich« erkannte ich nun endlich das Mädchen aus der Kleinstadt, das entschlossen war, es zu was Großem zu bringen, und zwar so sehr, dass es dafür sogar ihrer Mutter das Herz brechen würde, indem es sich vor seinem sechzehnten Geburtstag für eine emanzipierte Minderjährige erklären ließ.
Nur eine Woche später hatte dieses Mädchen seinen ersten Millionenvertrag unterzeichnet.
»Nein«, sagte ihr Bruder erneut, mit ebenso bestimmter Stimme. In ihm erkannte ich den typischen »Selfmademan«, den Soldaten, in den meine Mitbewohnerin Lulu sich Hals über Kopf verliebt hatte und über den sie mich jedes Mal völlig atemlos ausfragte, wenn sie mich anrief. »Das ist zu viel verlangt.«
Nun verwandelte sich der Glanz in Nikkis Augen tatsächlich in Tränen. Sie stierte uns alle finster an.
»Keiner von euch nimmt bei der ganzen Sache auf mich Rücksicht«, sagte sie. Die Beharrlichkeit war allerdings immer noch da, sie lenkte sie jetzt nur auf etwas anderes. Und zwar darauf, unser Mitgefühl zu erzwingen, indem sie heulte. Das nahm ich zumindest an. »Niemanden interessiert, wie ich mich fühle. Ich meine, was glaubt ihr denn, wie das für mich ist, zu wissen, dass ich für den Rest meines Lebens in diesem Körper hier herumrennen muss, in dem ich aussehe wie eine hässliche alte Hexe?«
Sie warf sich auf den nächstbesten Stuhl und ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken, wo sie in ein dramatisches Schluchzen verfiel.
Brandon und Steven tauschten ungläubige Blicke, während Mrs Howard loslief, um ihre weinende Tochter zu trösten.
»Nikki«, sagte Mrs Howard. »Wie kannst du nur so etwas sagen? Du bist ein ganz gewöhnliches, gesundes Mädchen. Klar, du siehst nicht mehr so aus wie früher. Aber du bist doch nicht hässlich! Für mich bist du immer noch wunderschön, du siehst nur anders aus als vorher …«
»Gewöhnlich?«, fauchte Nikki nun, in einem Ton, als habe ihre Mutter sie wüst beschimpft. » Gesund? Willst du mich verarschen? Ich hab keine Lust, gewöhnlich zu sein. Ich will auch nicht gesund oder in deinen Augen wunderschön aussehen. Ich will verdammt noch mal umwerfend aussehen, so wie früher! Ich hab keine Lust, in diesem wurstigen Körper gefangen zu sein, mit diesem Allerweltsgesicht und diesem nutzlosen, abscheulichen Haarschopf! Ich will eine scharfe Braut sein! Ich will sexy aussehen! Ich will Nikki Howard sein!«
Keine Ahnung, ob ich es mir nur eingebildet hatte oder nicht, aber der Satz » Ich will Nikki Howard sein« schien an den kalten, undurchdringlichen Fenstern abzuprallen und durch den Raum zu hallen. Ich will Nikki Howard sein! Ich will Nikki Howard sein! Ich will Nikki Howard sein!
»Tja, das geht aber leider nicht!«, fauchte Mrs Howard entnervt. »Und du wirst es zu gar nichts bringen, wenn du dich selbst so schlecht machst. Sieh doch nur in dieses Fenster da und schau dir an, was ich sehe: ein kluges junges Mädchen, das so viel zu bieten hat …«
Aber Nikki blickte noch nicht einmal auf. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, ihre protzige Halskette vollzuheulen.
Und weil Nikki nicht hinschauen wollte, tat ich es. Doch was ich sah, war mein eigenes Spiegelbild … das Spiegelbild, das früher mal Nikki gehört hatte.
Perfekt. Alles war makellos, nicht ein Haar in Unordnung. Genau das, was man auf der Titelseite eines Hochglanzmagazins zu sehen erwartete: ein Körper, an dem man in einem Werbespot ein sauteures Kleid oder wertvollen Schmuck präsentiert sehen wollte. Ein Körper, der einem sagte, was man kaufen sollte, wohin man unbedingt gehen musste oder was im Augenblick total angesagt war.
Und weil sie so perfekt aussah – zumindest sah sie so aus, wie ein perfekter Mensch der allgemeinen Meinung nach auszusehen hat –, hätte man ihr alles abgenommen. Man wollte alles kaufen, was sie einem empfahl, und überall dorthingehen, wo man ihrer Ansicht nach hingehen musste. Man würde alles daransetzen, das zu besorgen, von dem sie einem sagte, dass es total angesagt war.
Wenn man nicht gerade zu der Sorte Mensch zählte, die sie auf den
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