Ploetzlich blond
aus.«
»Versprochen!«, rief ich und knallte die Tür zu. Endlich! Wir hatten nicht viel Zeit.
»Wir legen auf dem Heimweg noch einen kleinen Zwischenstopp ein«, sagte ich zum Fahrer. »Ecke Prince und Greene Street – da ist so ein Computerladen.«
Der Fahrer sah mich im Rückspiegel skeptisch an. »Es ist fast acht Uhr, Miss Howard.«
»Das weiß ich«, entgegnete ich. »Aber der Laden hat donnerstags länger auf.«
Ich ließ mich in das Lederpolster sinken und beobachtete, wie wir die Park Avenue entlangglitten. Während ich »weit entfernte Sterne« betrachtet hatte, war mir eingefallen, dass ich auf keinen Fall mit Nikki Howards rosa Stark-Laptop in die Schule kommen konnte, um Christopher zu bitten, mein Mailprogramm einzurichten. Erstens war mir das zu peinlich (ein rosa Laptop ging ja wohl gar nicht!) und außerdem … Woher sollte ich wissen, ob in dem Kasten nicht noch eine andere Spionagesoftware eingebaut war, mit deren Hilfe Stark Enterprises jeden meiner Schritte online nachverfolgte? Nein, ich brauchte einen brandneuen, unbenutzten Computer, der nicht von Stark war. Und ein anders Handy brauchte ich auch, um endlich ungestört mit meinen Eltern telefonieren zu können. Zum Glück war der Apple Store donnerstags immer bis neun offen und ich hatte Nikki Howards Platin-American-Express-Card.
Es hat durchaus seine Vorteile, reich und berühmt zu sein.
Noch mehr Vorteile hat es, reich und berühmt zu sein und ein Gesicht zu haben, das auf Hunderten von Plakaten abgebildet ist, die im Stark Megastore an der nächsten Ecke hängen, weil einen dann nämlich alle sofort erkennen, wenn man einen Laden betritt. Obwohl es so spät war, stand eine lange Schlange am Verkaufstresen. Ich muss zugeben, dass ich auch hier wieder erlebte, dass man als Nikki Howard anders behandelt wird als Normalkunden. Kaum hatte ich (unter dem Getuschel, das mich jetzt immer verfolgt, egal wo ich hingehe) den Laden betreten, kam sofort ein Verkäufer angerannt, der mich nach meinen Wünschen fragte und mich dann bat, einen Augenblick zu warten, während er die Sachen im Lager holte.
So anstrengend und nervig es manchmal auch ist, Nikki Howard zu sein – es gibt Situationen, da ist es einfach unglaublich praktisch. Knappe zehn Minuten und vierzehn Auto gramme später war ich auch schon stolze Besitzerin eines neuen MacBooks und eines iPhones und konnte den Laden verlassen.
Da hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir, als ich draußen am Straßenrand auf meine Limousine wartete. (Der Chauffeur konnte nicht auf der Fahrbahn wenden und musste einmal im Kreis fahren, weil in der Gegend zu viele berittene Cops unterwegs waren.)
»Nikki?«
Als ich mich umdrehte, rechnete ich damit, einen weiteren Autogrammjäger zu sehen, aber es war …
… Gabriel Luna.
»Du!«, rief ich.
Er wirkte genau so überrascht wie ich.
»Verfolgst du mich etwa?«, fragte er mit seinem hinreißenden britischen Akzent, aber an seinem Lächeln erkannte ich, dass er nur einen Witz machte.
»Ich glaube eher, du verfolgst mich«, sagte ich. »Was machst du hier?«
»Ich wohne ganz in der Nähe. Ich würde dich ja auch fragen, was du hier machst, aber das ist nicht zu übersehen«. Er zeigte auf die riesigen Kartons, die ich trug. Da er ein vollendeter Kavalier war, nahm er sie mir sofort ab. »Komm, gib her, ich halte die für dich. Versuchst du, ein Taxi zu bekommen? An dieser Ecke kriegt man nie eins. Wo musst du denn hin? Ich kann dich gerne fahren.«
»Nein, ich habe meinen eigenen Wagen«, sagte ich. »Er muss nur wenden. Aber danke für das Angebot.«
»Und?«, fragte Gabriel. »Hast du dich von gestern Nacht erholt?«
Plötzlich fiel mir wieder ein, wo und wann wir uns zuletzt gesehen hatten. Ich schluckte. »Äh … das war … Ich war nicht betrunken, falls du das denkst. Wirklich, Gabriel, ich trinke nie Alkohol. Frag den Barkeeper oder bestell dir einen Nikki Spezial , wenn du das nächste Mal im Cave bist.«
Gabriel runzelte die Stirn. »Einen was?«
»Einen Nikki Spezial. Da ist bloß Mineralwasser drin. Es ging nur darum, Brandon irgendwie von dem DJ abzulenken. Übrigens ist Brandon nicht … Also, wir sind nur gute Freunde, falls du verstehst.«
»Ach so.« Gabriel sah verwirrt aus. »Klar. Verstehe.«
»Ich bin nicht die, für die du mich hältst, Gabriel«, erklärte ich, als ich aus dem Augenwinkel heraus schon die Scheinwerfer meiner Limousine entdeckte. Sie stand an einer Ampel, die gleich auf Grün umschalten würde.
Weitere Kostenlose Bücher