Ploetzlich blond
über unseren Köpfen.
»Genau.« Ich warf Frida einen triumphierenden Blick zu. ›Okay‹! Christopher hatte gesagt, ich sähe ›okay‹ aus!
Aber Frida beachtete uns kaum.
»Nur zu eurer Information«, schnaubte sie. »Nikki Howard ist keine Barbiepuppe. Sie hat die Fashionszene im Sturm erobert und ist das jüngste Supermodel aller Zeiten. Nikki und ihre Freunde …«
»Aufgepasst, jetzt kommt's.« Ich verdrehte die Augen. »Ein Vortrag über die F von N.«
»F von N? Was soll das sein?«, fragte Christopher.
»Die Freunde von Nikki«, übersetzte ich. »In der letzten CosmoGIRL! stand, dass sie ständig mit einer Horde von BFBS-Promis rumhängt.«
»A und B kenn ich ja, aber was sollen BFBS-Promis sein?« Christopher sah mich verständnislos an, was mich nicht überraschte. Wenn es nicht gerade um Computer oder Computerspiele geht, versteht Christopher öfter nicht, worüber man redet. Genau das ist es ja, was ihn von den anderen Jungs an der Tribeca Alternative Highschool so angenehm unterscheidet.
»BFBS steht für berühmt-fürs-berühmt-sein . Also, das sind Leute, die ständig in den Medien sind, weil sie sind, wer sie sind«, erklärte ich ihm. »Sie sind nicht sonderlich talen tiert und haben nie irgendetwas geleistet. Meistens ha ben sie bloß reiche Eltern wie dieser Typ, mit dem Nikki zusammen ist, wenn die beiden nicht gerade wieder mal Schluss miteinander gemacht haben. Brandon Stark.« Ich war so glänzender Laune, weil er gesagt hatte, ich würde okay aussehen, dass ich mit tiefer Fernsehmoderatorinnenstimme hinzufügte: »Du weißt schon: Brandon Stark, der neunzehnjährige Sohn des milliardenschweren Besitzers der Stark Mega stores, Robert Stark. Außerdem zählen zu Nikkis Freundinnen It-Girls wie Tim Collins' bezaubernde siebzehnjährige Tochter Lulu.« Mit dramatisch erhobener Stimme fuhr ich fort: »Ja, richtig gehört. Der Tim Collins, der Mann, der bei der Verfilmung von Journeyquest Regie geführt hat.«
Christopher schaute mich mit offenem Mund an. »Und der diesen genialen Stoff komplett verhunzt hat?«
»Ganz genau der«, bestätigte ich. »Seine Tochter Lulu ist auch eine F von N.«
»Wieso seid ihr bloß so widerlich?«, jammerte Frida. »Immer müsst ihr über alles eure blöden Witze reißen.«
»Das stimmt nicht.« Christopher zerknüllte eine Tüte mit Stark-Cookies, die er gerade heruntergeschlungen hatte, und schob sie in die Tasche seiner superschlabberigen Jeans. Kaum waren wir zur Tür hereingekommen, hatte er zielsicher den Stand angesteuert, an dem gratis Stark-Cookies verteilt wurden. Er hatte sich so viele Tüten eingesteckt, wie in seine Taschen passten, damit wir später was Leckeres zu essen hatten. Der »Commander« erlaubt nämlich in seinem Haushalt kein Junkfood und keine Süßigkeiten. »Wir reißen zum Beispiel nie Witze über Journeyquest . Jedenfalls nicht über das Spiel. Aber der Film war echt das Letzte.«
»Okay, dann eben über alles außer euer blödes Computerspiel«, blaffte Frida gereizt.
»Musik«, sagte ich, weil mir gerade auffiel, dass Gabriels Stimme immer noch durch die Lautsprecher hallte. »Über Musik mache ich keine Witze. Musik mag ich.« Na ja … vor allem die Musik eines ganz bestimmten Sängers.
»Ach ja?« Frida lachte höhnisch. »Dann nenn mir doch mal eine bekannte Band oder einen bekannten Musiker. Und komm mir nicht mit irgendwelchen grässlichen Metal-Bands, die Christopher hört.«
»Kein Problem.« Ich zog eine Augenbraue hoch. »Gerne. Wie wäre es mit … Tschaikowski?«
»Sehr gut.« Christopher nickte anerkennend und verkniff sich ein Lachen. »Mahler ist auch nicht übel.«
»Zu schwer verdaulich«, sagte ich. »Beethoven.«
»Oh ja, der Typ ist echt krass.« Christopher hob beide Fäuste mit ausgestrecktem Zeige- und kleinem Finger, um Beethoven mit dem Rockergruß zu ehren. »Beethoven ist der Knaller.«
»Oh Gott.« Frida stöhnte auf und begrub ihr Gesicht in den Händen.
»Ach komm schon, Frida.« Ich rammte ihr kameradschaftlich meinen Ellbogen in die Rippen. » So schlimm sind wir doch gar nicht.«
»Doch«, murmelte sie. »Ihr seid schlimm. Seid ihr echt. Merkt ihr denn nicht, dass ihr euch über alles lustig macht, was normale Leute gut finden? Zum Beispiel über Nikki Howard und ihre Freunde …«
Das Lustige war, dass genau in dem Moment, in dem Frida das sagte, die leibhaftige Nikki Howard – in Begleitung einiger F von Ns – in den Laden schwebte.
Allerdings bemerkte Frida sie nicht,
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