Ploetzlich blond
immer noch ihr Handy) vor dem Gesicht herum, als müsse sie sich Luft zufächeln. »Omeingott, das ist sie. Das ist sie! Das ist SIE!«
»Ich weiß echt nicht, was du uns da vorhin erzählst hast, Frida«, sagte Christopher. »Kann ja sein, dass dieser Gabriel sensibel und spirituell und alles mögliche ist, aber ich würde sagen, er glotzt ihr gerade ganz eindeutig auf die Titten.«
»Und da ist er nicht der Einzige«, sagte ich missbilligend, weil ich ganz genau sah, wo Christopher hinschaute.
Er wurde zwar sofort rot, starrte aber weiter hin.
Komisch, plötzlich fühlte ich mich gar nicht mehr so ›okay‹ wie vorher.
»Oh mein Gott!« Frida krallte sich in meinen Arm. »Und da ist ja auch Lulu Collins! Ich muss mir unbedingt ein Autogramm holen.«
In diesem Augenblick erreichte der Teil der Schlange, in dem wir uns befanden, den Tisch, der uns vor ein paar Minuten noch so unendlich weit entfernt und unerreichbar erschienen war. Unmittelbar vor uns saß Gabriel Luna und schrieb Autogramme. Er war in greifbarer Nähe.
Nicht dass ich wirklich den Arm ausgestreckt und nach ihm gegriffen hätte – ich sage bloß, ich hätte es tun können. Wenn ich es gewollt hätte.
Von Nahem sah er sogar noch besser aus als auf der Bühne. Ich stellte fest, dass er definitiv nicht tätowiert war und auch keinen Kajal benutzte. Und dass seine Augen wirklich tiefblau waren und sein Blick so charismatisch war, dass er einem durch Mark und Bein ging.
Allerdings galt sein Blick nicht mir, sondern noch immer Nikki.
»Frida?« Ich merkte, dass ich meinen Blick genauso wenig von Gabriel Luna lösen konnte, wie er den seinen offenbar von Nikki Howard. »Äh, Frida?«
Aber sie antwortete nicht, und als ich mich endlich zwang, meinen Kopf in ihre Richtung zu drehen, sah ich, dass meine Schwester die Warteschlange verlassen hatte und mechanisch wie ein Roboter auf Nikki und ihr Gefolge zusteuerte. Sie konnte sich der Anziehungskraft von Nikkis Berühmtheit einfach nicht entziehen. Wahrscheinlich ging es ihr in diesem Moment so wie Leander in Journeyquest (der Verfilmung, meine ich, die übrigens echt lahm war), als er durch den Kraftstrahl des Rings der Ashanti in das Schloss der Finsternis gezogen wird.
»Frida?«, rief ich ihr hinterher. Aus dem Augenwinkel fiel mir auf, dass es Gabriel Luna endlich gelungen war, seinen Blick von Nikki zu lösen und auf mich zu richten. Er sah mich erwartungsvoll an. Ich drehte mich langsam zu ihm um und hörte mich selbst murmeln: »Äh. Hi.«
»Hallo«, begrüßte Gabriel mich, dann lächelte er.
Ohne Übertreibung: Das Gefühl, das mich in diesem Moment durchströmte, war so, als hätte ich in Journeyquest das nächste Level erreicht. Nein, sogar noch besser … Es war, als wäre ich morgens aufgewacht und meine Mutter hätte gesagt: »Die Sekretärin eurer Schule hat gerade angerufen. Stell dir vor, ihr habt heute schneefrei!« Solche starken Gefühle löste sein Lächeln in mir aus. Mir war zumute, als wäre eine Welle aus Glückshormonen durch mich hindurchgeschwappt.
Was komisch war, weil ich ja ein paar Minuten davor schon etwas ganz Ähnliches empfunden hatte, als Christopher gesagt hatte, ich sähe okay aus.
Oh Mann, Jungs bringen mich echt ganz schön durcheinan der.
Natürlich war ich nicht imstande, irgendwas zu antworten. Ich stand bloß da und starrte ihn mit offenem Mund an. Wie war es überhaupt möglich, dass ein wirklich lebender Mensch, also keine in einem Grafikprogramm bearbeitete Fotografie und auch keine Computeranimation, so schön sein konnte?
»Und wie heißt du?«, fragte Gabriel mit seinem entzückenden britischen Akzent.
»Äh.« Oh Gott. Er redete mit mir. Er redete mit mir . Was sollte ich denn jetzt sagen? Wo war Frida? Verdammt noch mal, wo war FRIDA?
»Em.«
»Em?« Gabriel lächelte. »Ist das eine Abkürzung für Emily?«
»Äh«, sagte ich wieder. Oh Gott. Was war nur mit mir los? Normalerweise habe ich überhaupt keine Probleme, mit süßen Jungs zu reden, weil alle süßen Jungs, mit denen ich es jemals zu tun hatte, sexistische Machos waren (natürlich mit Ausnahme von Christopher), die es verdient hatten, von mir eins auf den Deckel zu bekommen, und nicht so süße englische Songwriter mit Engelsstimme und Strahleaugen, die direkt in mein Herz leuchteten. »Nein …«
»Hast du eine CD, die ich signieren soll?« Gabriel blickte fragend auf meine leeren Hände.
Oh nein!
»Sekunde«, sagte ich mit klopfendem Herzen. »Meine Schwester … sie
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