Ploetzlich blond
Mutter aus Ungarn) und habe stundenlang im »The Strand«, dem größten Antiquariat der Welt, in Büchern geschmökert.
Ich habe schon bei Tiffany gefrühstückt. (Na ja, okay, ich stand während eines Schulausflugs ins Museum of Modern Art vor einem der Schaufenster und habe einen Bagel gegessen.) Ich habe mir im Frick Museum die Vermeers angeschaut. (Echt unglaublich, dass er die alle ohne Hilfe eines Computers mit der Hand gemalt hat.)
Ich bin mit der U-Bahn zum Vergnügungspark nach Coney Island gefahren, war im Central Park auf dem See rudern und bin vor dem Rockefeller Center Schlittschuh gelaufen (wenn auch ziemlich wackelig). Ich bin im World Trade Center gewesen, als es noch das World Trade Center war und nicht Ground Zero hieß.
Aber ich bin noch nie zusammen mit einem superhüb schen Jungen auf dem Rücksitz einer Vespa die Fourth Avenue entlanggefahren. Und nachdem ich jetzt weiß, wie es sich anfühlt, muss ich sagen: Vespas sind die genialsten Fahrzeuge der Welt! So ein Roller schlägt alle meine sonstigen Haupttransportmittel – U-Bahn bzw. meine eigenen Füße – um Längen. Obwohl der Fahrtwind ziemlich kalt war und meine Augen tränten und Cosabella es nicht so toll zu finden schien, weil sie zwischen meinem Bauch und Gabriels Rücken eingeklemmt war, machte es totalen Spaß, sich zwischen den ganzen Autos im Stau hindurchzuschlängeln, Fahrradkuriere zu überholen und fast über eine rote Ampel zu fahren …
… Am allerschönsten war es jedoch, durch Gabriels Lederjacke hindurch die Wärme seines Rückens zu spüren und ihn lächeln zu sehen, wenn er sich prüfend umdrehte, ob bei mir auch alles okay war.
Obwohl er Nikki Howard anlächelte und nicht mich, muss ich zugeben, dass ich den ganzen Tag mit Gabriel auf sei ner Vespa hätte rumfahren können. Zum ersten Mal seit ich im Krankenhaus aufgewacht war, fühlte ich mich richtig … wohl.
Nicht damit, dass anscheinend irgendjemand mein Gehirn in den Körper von Nikki Howard verpflanzt hatte (bei dem Gedanken fühlte ich mich sogar alles andere als wohl), aber damit, dass ich am Leben war und die Erfahrung machen durfte, wie es sich anfühlt, auf dem Rücksitz einer Vespa mit einem supersüßen Typen die Fourth Avenue entlangzubrausen.
In diesem Augenblick wurde mir klar, was für ein Riesen-glück ich gehabt hatte. Wer auch immer diese Operation veranlasst hatte und wie auch immer es dazu gekommen war … Dass ich dadurch die Gelegenheit bekam, so etwas zu erleben … also, das war schon toll.
Weniger toll war dagegen, dass Schulmädchen mein Autogramm wollten, weil sie mich für Nikki Howard hielten.
Leider waren wir viel zu schnell da. Zwanzig Blocks sind eine lange Strecke, wenn man sie zu Fuß zurücklegt, aber längst nicht lang genug, wenn man sie auf der blassgrünen Vespa eines supersüßen Jungen entlangrast. Nach nur knapp fünfzehn Minuten fuhren wir auch schon die Rampe zur Tiefgarage des Manhattan General Hospitals hinunter, und ich spürte, wie ich bei dem Gedanken an das, was mich gleich erwarten würde, immer nervöser wurde. Okay, ich war nicht freiwillig aus dem Krankenhaus abgehauen, sondern entführt worden, aber ich hätte schon viel früher zurückkommen können. Wahrscheinlich war ich so lange weggeblieben, weil ich es meinen Eltern irgendwie übel nahm, dass sie mir verschwiegen hatten, dass ich in Nikki Howards Körper verpflanzt worden war. Was hatten sie sich dabei nur gedacht?
Aufgrund dessen, was Gabriel gesagt hatte, hatte ich die ungute Vorahnung, mir würde eine ziemliche Standpauke blühen.
Als Gabriel an der Schranke auf den Knopf drückte, um einen Parkschein zu lösen, sagte ich deshalb: »Setz mich einfach hier ab, okay? Du musst nicht mit raufkommen.« Ich wollte nicht, dass er mitbekam, wie ich gleich zur Schnecke gemacht werden würde. Auch wenn ich in Christopher verliebt war und nicht in Gabriel Luna, fand ich den Gedanken, vor einem so hübschen Jungen von meinen Eltern zur Schnecke gemacht zu werden, extrem peinlich.
»Nach dem, was gerade passiert ist?«, sagte er. »Niemals. Ich fahre erst weg, wenn ich dich heil und gesund oben abgeliefert habe.«
Ich wurde wieder rot. »Äh, was du da mitgekriegt hast …« Ich musste es einfach sagen. »Das mit Justin und mir … das war nicht … Er stand heute Morgen einfach bei mir vor der Tür. Ich bin nicht …«
»Ich meinte die hysterischen Schulmädchen«, unterbrach Gabriel mich.
»Oh«, sagte ich und war sehr froh, dass man unter dem
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