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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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krampfhaft, nicht zu zittern und die Kälte auszublenden. Auch als ich bei ihm war, schwieg er. Blut tropfte von meinen Händen auf den Boden herab.
    »Hier bin ich«, sagte ich rau. »Ich habe die erste Prüfung bestanden.«
    Er lachte leise. »Nein.« Ich spürte, wie mich der Mut verließ. Der Wächter hob seinen Stab, aus dem eine Welle der Kraft hervorschoss und sich um uns herum ausbreitete. »Du hast lediglich den Ort der ersten Prüfung gefunden. Wir sind noch nicht fertig, Ritter. Die eigentliche Prüfung beginnt … jetzt.«
    Er schwang den Stab herum und schlug mit der Spitze auf den Felsen. Feine Risse erschienen und breiteten sich rasend schnell aus, während ein lautes Grollen ertönte. Hastig sprang ich zur Seite, als der Boden unter meinen Füßen einbrach und sich klaffende Löcher im Berg auftaten. Ein rötliches Glühen stieg aus diesen Kratern auf, begleitet von einem wilden Kreischen und dem Geräusch schlagender Flügel.
    »Lebe«, rief mir der Wächter zu und verschwand.
    In einem wilden Sturm brachen allerlei geflügelte Wesen aus den Kratern hervor: geschuppte, pelzige, gefiederte und nackte. Ein chaotischer Wirbel aus Flügeln, Klauen und Zähnen. Sie sahen aus wie Drachen, Wyvern oder gigantische Vögel, kein Wesen glich dem anderen. Nur eines hatten sie alle gemeinsam: Ihr Brustkorb war offen, und an der Stelle des Herzens hatten sie nichts als einen schwarzen Fleck, ein Loch, in dem sie ihre eigenen Sterne und Abgründe trugen. Explosionsartig schossen sie aus den Kratern hervor und ihre kreischenden Stimmen schienen in der Leere des Raums widerzuhallen, als sie vom Himmel auf mich herabstürzten.
    Ich packte mein Schwert und registrierte überrascht, wie eisig sein Griff war, bevor ich der ersten Kreatur den dünnen Hals durchtrennte. Mit einem schrillen Schrei ging sie zu Boden und es sah aus, als würde das schwarze Loch in ihrer Brust sie in sich aufsaugen. Hastig wich ich zurück, doch dann griff der Rest des Schwarms geschlossen an.
    Taumelnd wollte ich sie abwehren, doch meine Glieder waren schwer von der Kälte, und so erwischte mich eines der Wesen mit seiner pelzigen Kralle an der Schulter und hinterließ eine klaffende Wunde auf meiner Brust. Der Schmerz, der sich explosionsartig in meinem Körper ausbreitete, war schlimmer als alles, was ich je empfunden hatte. Ich musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht laut aufzuschreien. Mein Körper funktionierte nicht, wie er sollte, er bewegte sich schwerfällig und ungeschickt, als würde er einem anderen gehören. Während ich zurückwich, attackierte mich bereits die nächste Kreatur und zerfetzte mir die Wange.
    Halb blind vor Schmerz taumelte ich rückwärts und hob den Arm, um eine Ladung Eisdolche auf den Schwarm zu schleudern. Vielleicht würde sie das wenigstens für kurze Zeit aufhalten. Doch als ich wie schon Tausende Male zuvor die Hand nach vorne stieß, geschah nichts. Statt der tödlichen Salve, an die ich gewöhnt war, erschienen nur ein paar kümmerliche Eisklümpchen. Schockiert öffnete ich mein Wesen für den Schein, um ihn wie üblich aus der Luft zu ziehen.
    Nichts. Kein Schein, keine Magie, keine bunt herumwirbelnden Emotionen. In mein abgrundtiefes Entsetzen mischte sich ein qualvolles Verlustgefühl, während ich weiter zurückwich und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. War ich mit einem Bindungszauber belegt worden, der meinen Schein blockierte? Oder lag ein Siegel auf diesem Ort, sodass keine Magie möglich war? Trotz meiner Schockstarre wusste ich, dass keine der beiden Möglichkeiten in Betracht kam. Selbst bei einem Bindungszauber oder einem Siegel hätte ich meinen Schein noch gespürt. Doch ich spürte nur Leere. Als hätte ich niemals magische Fähigkeiten besessen.
    Nur für eine Sekunde ließ ich in meiner Wachsamkeit nach, und sofort sprang mich eines der fauchenden Wesen an und riss mich mit sich zu Boden. Bevor ich die Klinge durch seine Kehle stieß und es ins Nichts gesogen wurde, spürte ich seine Zähne an meiner Schulter. Die restlichen Kreaturen hatten mich umzingelt und gingen nun kreischend auf mich los, bissen, kratzten und traten nach mir. Obwohl ich auf dem Rücken lag, schlug ich immer wieder mit dem Schwert um mich, sodass einige der Monster von ihren Brustlöchern verschlungen wurden. Doch hinter jedem von ihnen drängten weitere nach, stürzten sich mit wachsender Wildheit auf mich, zerrten und rissen an mir und schrien so schrill, dass es in meinen Ohren dröhnte. Ich

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