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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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pflückte, die nur dicht am Waldrand wuchsen. Für einen Menschen war sie noch jung, sie trug ein schlichtes Kleid und weder Schuhe noch eine Kopfbedeckung. Ihr dunkles Haar glänzte in der Sonne.
    Rowan hatte sein wölfisches Grinsen aufgesetzt, als er sich zu mir umdrehte. »Na schön, Brüderchen. Das ist deine Beute.«
    »Das Mädchen?«
    »Nein, Blödmann. Hast du mir nicht zugehört?« Mein Bruder verdrehte die Augen. »Ihr Herz. Ihr Körper, ihr Geist und ihre Seele. Sorge dafür, dass sie dich liebt. Stelle sicher, dass sie dir ganz und gar verfällt, dass sie an nichts anderes mehr denken kann als an dich. Wenn dir das gelingt, dann wirst du ein Jäger sein wie wir alle.« Er unterbrach sich und musterte mich herablassend. »Das heißt natürlich, wenn du dich der Herausforderung gewachsen fühlst.«
    Ich blickte wieder zu dem Mädchen hinüber, das gerade leise summend eine Handvoll Vergissmeinnicht pflückte, und spürte, wie sich ein Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete. Noch nie hatte ich ein menschliches Herz gejagt; das konnte … interessant werden. »Gibt es eine zeitliche Beschränkung?«, fragte ich.
    Rowan dachte kurz nach. »Na ja, auch die besten Pläne lassen sich nicht innerhalb eines Tages realisieren«, überlegte er, ohne das Mädchen aus den Augen zu lassen. »Doch es sollte nicht allzu schwer für dich sein, das Herz einer Sterblichen zu gewinnen, insbesondere wenn sie noch so jung ist. Sagen wir, bis zum nächsten Vollmond. Bring sie dazu, dass sie dir zum Steinkreis folgt und dir unsterbliche Liebe schwört. Ich werde dort auf euch warten.«
    »Ich werde da sein«, versicherte ich ihm leise. Schon jetzt gefiel mir diese Herausforderung. »Mit der Menschenfrau. Ich werde dir zeigen, wie man das macht.«
    Rowan salutierte spöttisch, wendete sein Pferd und verschwand im Wald. Ich hingegen stieg ab, sorgte dafür, dass der Schein meine Anwesenheit verbarg, und näherte mich lautlos der Sterblichen, bis ich nur noch einen Steinwurf von ihr entfernt am Waldrand stand. Noch würde ich mich ihr nicht zeigen. Wie bei jeder Jagd wollte ich zunächst die Beute studieren, mich über ihre Stärken und Schwächen informieren, ihre Gewohnheiten und Verhaltensmuster kennenlernen. Wenn ich einfach aus dem Wald herausspazierte, erschreckte ich sie vielleicht und verscheuchte sie dauerhaft von diesem Platz. Es war also Vorsicht geboten.
    Das Mädchen war schlank und grazil, in gewisser Weise ähnelte sie einem Reh, was die Jagd noch spannender und vertrauter machte. Ihre dunklen Augen waren für die eines Menschen ziemlich groß. Sie wirkte so, als wäre sie ständig überrascht, und sie wanderte völlig unbedarft von einem Busch zum anderen. Wäre in diesem Moment ein Bär aus dem Wald gestapft, wer weiß, ob sie es überhaupt bemerkt hätte.
    Plötzlich bückte sie sich und versenkte die Hand im Bach. Als sie sich wieder aufrichtete, umklammerte sie einen blauen Kieselstein und drehte ihn entzückt im Licht hin und her. Während ich zusah, wie sie den Stein in ihre Tasche fallen ließ, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich hatte den Köder gefunden, mit dem diese Beute anzulocken war.
    Dir gefallen also hübsche Sachen, ja, kleine Sterbliche? Ich hockte mich hin, suchte mir einen einfachen grauen Kiesel und umschloss ihn mit meiner Faust. Dann zog ich ein wenig Schein aus der Luft. Als ich die Hand wieder öffnete, hatte sich der langweilige Stein in einen funkelnden Saphir verwandelt, den ich nun in den Bach schleuderte.
    Es dauerte nicht lange, bis sie ihn fand und sich mit einem begeisterten Schrei darauf stürzte. Strahlend hielt sie ihn ins Sonnenlicht und sah zu, wie er glitzernd das Licht brach. Zufrieden wandte ich mich ab und ging zurück zu meinem Pferd. Ich war mir sicher, dass sie morgen wieder hier sein würde.
    Am nächsten Tag überließ ich ihr eine Silberkette und beobachtete, wie sie das Schmuckstück mit derselben Begeisterung untersuchte wie zuvor den verwandelten Stein, und am Nachmittag darauf bewunderte sie sehr, sehr lange den goldenen Ring an ihrem Finger, bevor sie den Schatz in ihrer Tasche verschwinden ließ. Ich machte mir keine Sorgen darüber, dass sie ihn jemandem zeigen könnte – wie eine Krähe oder eine Elster würde sie nicht wollen, dass jemand ihre Schätze stahl oder sie über deren Herkunft ausfragte. Außerdem verblasste der Schein, mit dem ich die Dinge belegt hatte, nach und nach, sodass letztlich nur Steine und Blätter zurückblieben. Mir

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