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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Ariella drehte sich fragend zu mir um. »Glaubst du immer noch, Menschen wären schwach?«
    Bevor ich antworten konnte, verblasste die Welt um uns herum. Dunkelheit zog auf, Meghan und ihr Bruder verschwanden und alles wurde schwarz. Als ich die Augen aufschlug, befand ich mich allein in meinem Zimmer und saß an die Wand gelehnt im Bett.
    Glaubst du immer noch, Menschen wären schwach?
    Ich lächelte reumütig. Oberons Halbbluttochter war einer der stärksten Menschen, denen ich jemals begegnet war. Selbst als ihre Magie versiegt war oder ihre Kräfte sie krankgemacht hatten, hatte sie es allein durch sture Entschlossenheit geschafft, mit allem fertigzuwerden, was das Feenreich ihr vor die Füße warf. Sie hatte zwei Feenkriege beendet, und als alles vorbei war, wurde eine Königin aus ihr.
    Nein, sagte ich mir. Menschen waren nicht schwach. Das hatte Meghan Chase wieder und wieder bewiesen. Und es war völlig egal, dass ich keine Magie mehr hatte oder nicht mehr so stark war wie früher. Mein Schwur gegenüber der Eisernen Königin, den ich abgelegt hatte, als ich ihr Ritter wurde, hatte noch immer Gültigkeit.
    Ich schwöre, von diesem Tag an Meghan Chase, die Tochter des Sommerkönigs, mit meinem Schwert, meiner Ehre und meinem Leben zu schützen. Stünde selbst die gesamte Welt gegen sie, so wird mein Schwert an ihrer Seite sein. Und sollte es versagen in meinem Streben, sie zu beschützen, so sei mein Dasein verwirkt.
    Als Ash der Winterprinz konnte ich sie im Eisernen Reich nicht beschützen. Und wenn ich nicht da war, konnte aller Schein dieser Welt ihr nicht helfen. Ich musste menschlich werden, um an ihrer Seite sein zu können. Für einen Moment hatte ich das aus den Augen verloren.
    Das würde mir nicht noch einmal passieren. Der Verlust meiner Magie konnte mich nicht abschrecken. Ich war immer noch ein Ritter, ihr Ritter. Und ich würde zu dem Mädchen zurückkehren, das zu schützen ich geschworen hatte.
    Ich erhob mich, um Puck und Ariella zu suchen und ihnen zu sagen, dass es mir gut ging und ich bereit war, die restlichen Prüfungen anzugehen. Doch noch bevor ich wieder auf den Beinen war, erschien am Rande meines Gesichtsfeldes der schwarze Schatten des Wächters. Ohne jede Vorwarnung, ohne spürbare Kraft oder Magie, die seine Ankunft verraten hätte. Er war einfach da.
    »Es ist Zeit«, verkündete er, während ich den Impuls unterdrückte, aus seinem kalten, schwarzen Schatten herauszutreten. »Du hast dich entschieden, so lass uns also fortfahren.«
    »Ich dachte, ich hätte Zeit bis zum Morgengrauen.«
    »Der Morgen graut bereits.« Die Stimme des Wächters war kalt, ohne jede Emotion. »Die Zeit vergeht hier anders, Ritter. Ein einziger Tag kann innerhalb eines Herzschlages vergehen oder eine Ewigkeit andauern. Es spielt keine Rolle. Nun steht die zweite Prüfung bevor. Bist du bereit?«
    »Wie werde ich wissen, ob ich bestanden habe?«
    »Es gibt kein Bestehen oder Scheitern.« Sein undefinierbarer, sachlicher Ton blieb immer gleich. »Sondern nur das Ausharren. Das Überleben.«
    Ausharren und überleben – das konnte ich. »Also gut.« Ich atmete noch einmal tief durch. »Ich bin bereit.«
    »Dann lass uns beginnen.« Er hob seinen Stab und tippte einmal auf den Steinboden. Ein Blitz flammte auf und alles um mich herum verschwand.

Die zweite Prüfung
    »Guter Schuss, Brüderchen. Beim nächsten Mal finden wir dann vielleicht auch mal etwas, das sich ein bisschen mehr wehrt. Ich wäre fast im Sattel eingeschlafen.«
    Ohne Rowan zu beachten, ging ich zu dem Hirsch, der im Gras lag und wild mit den Hufen um sich trat. Zwischen seinen Vorderbeinen ragte der weiße Pfeil hervor, der sein Herz durchbohrt hatte, und das Maul des Tieres war mit blutigem Schaum verklebt. Er verdrehte panisch die Augen und versuchte aufzuspringen, sank dann aber wieder zurück und trat noch einmal schwach aus, als wäre ihm der eigene Tod noch nicht bewusst geworden. Ich zog mein Jagdmesser und beendete mit einem schnellen Schnitt durch die Kehle seine Qualen.
    Dann steckte ich das Messer weg und blickte auf die zuckende Kreatur hinab, die tot irgendwie kleiner wirkte als im Leben. »Zu einfach«, murmelte ich und verzog abschätzig die Lippen. »Diese sterblichen Tiere sind einfach keine Herausforderung. Etwas zu jagen, das so leicht stirbt, macht keinen Spaß.«
    Kichernd sah Rowan zu, wie ich meinen Pfeil aus dem Kadaver riss und zu meinem Pferd zurückging. Das bedauernswerte Tier ließ ich blutend im Dreck

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