Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht
versammelten Vertreter von Sommer, Winter und Eisen so ansah, spürte ich Hoffnung in mir aufkeimen. Erst durch eine entschlossene, halb menschliche Sommerprinzessin und eine alte Prophezeiung war es gelungen, die Abgründe zwischen den drei Völkern zu überbrücken. Meghan hatte es geschafft. Es würde schwierig werden und es lag noch viel Arbeit vor uns, aber vielleicht konnten wir irgendwann ja doch alle friedlich zusammenleben.
Eine leichte Unruhe in der Menge lenkte mich ab. Auf der Lichten Seite tauchte direkt gegenüber von mir ein bekannter Rotschopf auf, salutierte kurz und schenkte mir dann ein teuflisches Grinsen. Mühsam unterdrückte ich ein schmerzliches Schulterzucken. Puck und ich hatten seit der Hochzeitsankündigung nicht viel miteinander gesprochen, und auch wenn er es sich niemals anmerken lassen würde, vermutete ich, dass dieser Tag nicht leicht für ihn war. Außerdem hatte ich den leisen Verdacht, dass der Streichekönig noch ein paar Überraschungen für uns in petto hatte, um die anschließende Feier ein wenig wilder zu gestalten. Ich konnte nur hoffen, dass unser Fest sich nicht in einen Aufruhr mit anschließendem Blutbad verwandeln würde.
Doch als die Musik einsetzte, vergaß ich alles um mich herum. Die Menge, die Feenhöfe und ihre endlosen Querelen wurden bedeutungslos. Ich nahm weder Puck noch Mab noch Oberon, Titania oder die Eisernen Feen wahr. Ich hatte nur noch Augen für sie.
In dem langen weißen Kleid mit der hellgrauen Stickerei, die funkelte wie die Sterne am Nachthimmel, sah Meghan einfach umwerfend aus. Ihre Haare waren unter dem Schlei er hochgesteckt, nur ein paar feine, hellblonde Strähnen hingen auf ihre nackten Schultern herab. Hinter ihr wallte eine Schleppe aus weißem Satin wie ein wogender Fluss. Drei Elsterlinge hielten den Saum des Stoffs, damit er nicht über das Gras schleifte. Neben ihr stand Paul, ihr menschlicher Adoptivvater, dessen altersloses Gesicht vor Stolz strahlte, auch wenn er gleichzeitig etwas ängstlich wirkte. Als die Fanfaren schmetterten und die Ritter ihre Schwerter zum Salut erhoben, stimmten die versammelten Feen ein solches Freudengeheul an, dass der Lärm zwischen den Bäumen hallte und die Luft vibrieren ließ. Während meine Braut gemessenen Schrittes zu mir kam, begegneten sich unsere Blicke trotz Schleier, und mir stockte fast der Atem. Der Moment war gekommen. Es würde tatsächlich geschehen.
Als sie ihren Platz an meiner Seite einnahm, konnte ich mein Lächeln nicht länger zurückhalten. Meghan erwiderte es, und einen Moment lang verloren wir uns, einer im Anblick des anderen. Die jubelnden Feen, die aufdringlichen Blicke aller Parteien, die dröhnenden Fanfaren, das alles trat in den Hintergrund, es gab nur noch Meghan und mich.
Dann sprang Grimalkin auf den Baumstumpf, der vor uns stand, und seufzte schwer.
»Ich sehe zwar nach wie vor nicht ein, warum ausgerechnet ich dieses lächerliche Spektakel leiten soll, aber nun gut.« Gähnend setzte sich die Cat Sidhe hin. »Von allen Gefälligkeiten, zu denen ich mich je bereit erklärt habe, ist dies mit Sicherheit die langweiligste. Sollen wir es endlich hinter uns bringen?« Grimalkin richtete sich ein wenig auf und hob die Stimme, damit man ihn trotz der lärmenden Menge verstehen konnte. »Wir haben uns heute hier versammelt«, begann er hochmütig, »um Zeuge zu werden, wie diese beiden möglichst pompös in den vollkommen sinnlosen Stand der Ehe treten. Aus Gründen, die sich mir einfach nicht erschließen wollen, haben sie beschlossen, ihrer Liebe einen offiziellen Anstrich zu geben und …«
»Grimalkin«, seufzte Meghan, schaffte es aber, ein leicht erschöpftes Lächeln aufrechtzuerhalten. »Könntest du dich dieses eine Mal vielleicht nicht wie ein Arsch aufführen?«
Der Kater zuckte mit einem Ohr. Ich spürte, dass er sich insgeheim königlich amüsierte. »Ich kann nichts versprechen, Königin des Eisens.« Naserümpfend wandte er sich an mich: »Ihr habt eure eigenen Gelübde vorbereitet?«
Wir nickten.
»Wenigstens etwas.« Meghan starrte ihn böse an, woraufhin er kurz blinzelte und dann gemessen den Kopf senkte. »Nun gut, weiter im Text. Wenn du so weit bist, können wir fortfahren, Prinz.«
Ich griff nach Meghans Hand, atmete tief durch und sprach meinen Eid: »Meghan Chase. Von diesem Tage an schwöre ich dir, Ehemann und Ritter zu sein, an deiner Seite zu stehen, wenn niemand sonst es vermag, dich und dein Königreich mit allem zu verteidigen, was
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