Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht
Körper pumpen würde, so lange ich ihn in der Wunde stecken ließ, packte ich den Stachel und riss ihn mit einem Ruck heraus. Nur mit Mühe konnte ich einen Schmerzensschrei unterdrücken. Der mit einem Widerhaken versehene Stachel riss mein Fleisch großflächig auf, doch wenn das Gift des Mantikors im Körper verblieb, lähmte und tötete es das Opfer innerhalb kürzester Zeit.
Über meinem Kopf schrie Kierran voller Angst. Knurrend schlich der Mantikor auf mich zu, seine roten Augen glühten in der Dunkelheit.
Ich spürte, wie das Gift sich brennend einen Weg durch mein Bein suchte, und konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Trotzdem versuchte ich das Monster im Auge zu behalten, das um mich herumschlich und mit seinem tödlichen Schwanz zuckte. Es wartete darauf, dass sein Gift zu wirken begann. Ohne große Anstrengung ließ es erneut seinen Schwanz vorschießen und ich spürte, wie der nächste Stachel meine Schulter traf. Mir blieb nicht mehr viel Zeit. Mein Bein wurde langsam taub, und meinem Arm würde es bald ähnlich ergehen. Aber ich musste Kierran retten. Zumindest würde ich dafür sorgen, dass er sicher nach Hause kam.
Ich täuschte einen Schwächeanfall vor, fiel taumelnd auf die Knie und ließ die Schwertspitze zu Boden sinken. Darauf hatte der Mantikor gewartet. Heulend stürzte sich das Mons ter auf mich, das Maul zum tödlichen Biss bereit. Ich ließ mich nach hinten fallen, riss meine Waffe hoch, und in dem Moment, als der Mantikor direkt über mir war, rammte ich ihm die Klinge in seine zottelige Brust.
Kreischend brach die Kreatur über mir zusammen und drückte mich in den Boden. Sein Körper roch nach Blut und verwestem Fleisch. Während das Tier sich noch in den letzten Todeskrämpfen wand, versuchte ich, es von mir herunterzuschieben, doch es war einfach zu schwer und meine Schmerzen waren zu stark. So lag ich also unter einem toten Mantikor und wusste, dass ich wahrscheinlich bald genauso tot sein würde. Ich konnte spüren, wie sich das Gift durch mein Bein vorarbeitete, und der zweite Stachel steckte noch immer in meiner Schulter. Ash, der Winterprinz, hätte sich von solchen Verletzungen erholt, sein Körper hätte instinktiv den Schein herangezogen, um die Schwäche abzuschütteln. Er hätte sich mit dem endlosen magischen Reservoir selbst geheilt. Doch ich war nur ein Sterblicher und verfügte nicht über solche Kräfte.
Während ich darum rang, bei Bewusstsein zu bleiben, bemerkte ich Kierran, der schnaufend und weinend versuchte, den Mantikor von mir herunterzuzerren. »Steh auf«, hörte ich ihn schluchzen. »Steh auf, Vater.«
»Kierran«, rief ich leise, aber er schien mich nicht zu hören. Ich versuchte es noch einmal, doch genau in diesem Moment hallte eine Stimme durch den Wald und Kierran riss den Kopf hoch. »Hier drüben!«, rief er und wedelte mit den Armen. »Wir sind hier, Glitch!«
Vertraute Geräusche näherten sich: Glitch, außer sich vor Wut. Das Scheppern der Eisernen Ritter, die den Mantikor wegzogen. Kierran, der schluchzend zu erklären versuchte, was passiert war. Ich versuchte, die Fragen zu beantworten, die auf mich einprasselten, aber meine Stimme war genauso taub wie der Rest meines Körpers, und ich konnte die Gestalten um mich herum nur noch verschwommen sehen.
»Das Bein sieht ziemlich übel aus«, sagte jemand leise zu Glitch, während beide sich über mich beugten. »Wir werden natürlich versuchen, es zu retten, aber er ist eben ein Sterblicher.«
»Tut alles, was in eurer Macht steht«, murmelte Glitch. »Ich bin nur froh, dass wir ihn lebend gefunden haben. Die Königin wird nicht erfreut sein.«
Was sie sagten, schien mehr und mehr aus weiter Ferne zu kommen. Geräusche, Personen und Stimmen – alles floss ineinander wie Tinte und es wurde schwarz um mich.
Ich dachte, ich würde sterben, doch ich überlebte.
Mein Bein wurde nie wieder ganz gesund. Das Gift hatte irreparable Schäden hinterlassen. Der zweite Stachel hatte meine Schulter zum Glück sauber durchschlagen, sodass er am anderen Ende wieder herausgekommen war und nur eine pochende Wunde hinterließ, die schließlich vernarbte. Aber nach diesem Kampf konnte ich nie wieder normal gehen, und wenn ich das Bein zu lange oder zu stark belastete, brach es unter mir weg. Die Übungskämpfe mit Glitch und den Rittern wurden eingestellt, und auf Reisen oder bei längeren Fußmärschen brauchte ich einen Stock.
Es machte mir nichts aus … fast nichts. Ich hatte immer noch meinen
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