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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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stechenden Blick zu, dem er hastig auswich. »Mir ist egal, ob wir dafür den gesamten Wilden Wald auseinandernehmen müssen. Ich will, dass ihr ihn findet, verstanden?«
    »Jawohl, Herr.«
    Ich nickte knapp und stellte mich mit ausgebreiteten Armen an die Mauerkante. Der Gleiter löste sich von der Mauer, flog kreiselnd zu mir herab und kroch mit ausgebreiteten Flügeln auf meinen Rücken. Dann warf ich Glitch, der mich bedrückt beobachtete, einen letzten Blick zu und seufzte schwer.
    »Weck die Königin«, befahl ich ihm. »Sag ihr, was vorgefallen ist. Das ist etwas, wovon sie sofort in Kenntnis gesetzt werden muss.« Er zuckte erschreckt zusammen, und ich beneidete ihn nicht um diese Aufgabe. »Sag ihr, dass Kierran und ich bald wieder zuhause sein werden.«
    Damit sprang ich über die Kante und überließ mich dem freien Fall. Die Luftströmungen stabilisierten die Flügel des Gleiters und hoben uns an. Dann schossen wir in Richtung des Wilden Waldes davon.
    Ich musste nicht lange suchen. Bereits kurz hinter der Grenze, die das Eiserne Reich vom Wilden Wald trennte, sah ich die Flügel eines Gleiters im Mondlicht funkeln und landete mit meinem eigenen Flugobjekt direkt daneben. Die beiden Eisenwesen begrüßten sich mit einem aufgeregten Summen, während ich eine Taschenlampe einschaltete und den Boden rund um den Landeplatz absuchte. Zwar verfügte ich nur noch über die Sehkraft eines Menschen, doch Jahrhunderte der Jagd und Fährtensuche im Wilden Wald vergisst man nicht so leicht, und so hatte ich die kleinen Fußabdrücke, die in dichtes Unterholz führten, schnell entdeckt. Grimmig folgte ich ihnen und hoffte inbrünstig, dass nicht irgendetwas vor mir da sein würde.
    Ein Stück weiter ließen die Spuren nichts Gutes erahnen: Etwas Großes und Schweres hatte sich zu den kleinen Füßen gesellt. War ihnen gefolgt. Bald vergrößerte sich der Abstand zwischen den kleinen Abdrücken, dazu kamen jede Menge geknickte Zweige und Blätter. Kierran war offensichtlich vor etwas davongerannt. Mir wurde flau im Magen. Als ich schließlich den völlig zersplitterten Bogen fand, schnürte es mir vor Angst die Kehle zu und ich begann selbst zu rennen.
    Ein Schrei zerriss die nächtliche Stille und ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Mit gezogenem Schwert lief ich blindlings in die Richtung, aus dem er gekommen war. Die eisige Feenwaffe verbrannte mir die Haut, aber ich spürte es nicht einmal.
    »Kierran!«, schrie ich, während ich durch das Unterholz brach. Die einzige Antwort war ein Brüllen. Wenige Meter entfernt hing etwas Großes, Schreckliches in einem Baum, kämpfte mit ledrigen Schwingen um sein Gleichgewicht und krallte sich in die Zweige. Es hatte einen knochigen, löwenähnlichen Körper mit blutrotem Fell und einer verfilzten, schwarzen Mähne. Der lange Schwanz trug eine mit Stacheln bewehrte Kugel am Ende, die sich aufblähte wie ein Seeigel und die umliegenden Bäume beschoss. Frustriert schlug das Tier um sich.
    Weiter oben drückte sich eine kleine, helle Gestalt an den Stamm und versuchte noch höher zu klettern, nur weg von der brutalen Bestie, die knapp darunter hing und die Klauen ausstreckte. Kierrans verheulte blaue Augen entdeckten mich, aber sein leiser Schrei wurde von dem Brüllen des Monsters übertönt.
    »Hey!«, rief ich durchdringend, woraufhin sich zwei leuchtend rote Augen auf mich richteten. »Lass ihn in Ruhe, sofort!«
    Der Mantikor ließ sich heulend vom Baum fallen und landete mit einem dröhnenden Knall auf dem Waldboden. Mit zuckendem Schwanz kam er auf mich zu, sein erschreckend menschliches Gesicht verzog sich zu einer hässlichen Fratze und er fletschte die spitzen Zähne. Ich umklammerte mein Schwert, ohne auf die brennende Kälte zu achten, die meinen Arm hinaufkroch.
    Der Mantikor stürzte sich auf mich, schlug mit den mächtigen Pranken nach meinem Gesicht und meinem Hals. Ich wich ihm aus und verpasste ihm einen Schlag gegen die Schulter, der eine klaffende Wunde hinterließ. Das Monster stieß einen erstaunlich menschlichen Schmerzensschrei aus und wirbelte dann wieder zu mir herum. Sein Schwanz schoss so schnell vor, dass ich es kaum wahrnahm, irgendetwas berührte mein Bein.
    Sekunden später überfielen mich stechende Schmerzen, die mich fast in die Knie zwangen. Als ich mit einer Hand nach unten griff, registrierte ich einen langen, schwarzen Stachel vom Schwanzende des Mantikors, der sich in mein Bein gebohrt hatte. Da ich wusste, dass er Gift in meinen

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