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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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passiert.«
    Er meinte es nur gut, aber mein innerer Groll wurde dadurch bloß noch größer. Ich nahm meinen Stock, wandte mich von unserem Ersten Leutnant ab und betrat allein die eisigen Hallen des Winterpalastes.
    Eigentlich hätte ich es wirklich besser wissen müssen, doch Stolz war immer meine Achillesferse gewesen, auch schon vor meiner Menschwerdung. Abgesehen von einigen stumpfsinnigen Ogerwachen waren die frostigen Gänge des Schlosses leer, was nur bedeuten konnte, dass sich bereits alle im Ballsaal versammelt hatten. Als ich jedoch um eine Ecke bog, drang ein Kichern hinter einer angelehnten Tür hervor und eine Handvoll Dunkerwichtel sprang in den Korridor hinaus und schnitt mir den Weg ab.
    Unsicher kam ich zum Stehen und analysierte die Situation. Wie die meisten Dunkerwichtel waren auch diese hier klein, gedrungen und wild. Ihre Wollmützen hatten sie mit dem Blut ihrer Opfer getränkt und ihre grausam funkelnden Augen waren von einem ungesunden Gelb. Jeder Einzelne von ihnen grinste und präsentierte so die rasiermesserscharfen Zähne. Fast alle hatten irgendeine improvisierte Waffe im Gürtel stecken. Dunkerwichtel waren nicht besonders helle, aber gewalttätig, und sie waren berüchtigt dafür, dass sie die Welt aus der Sicht eines Raubtiers betrachteten: Alles war entweder Beute oder Feind. Konzepte wie Status, Titel oder Hierarchien gab es für sie nicht. König, Prinz oder Adeliger, das war egal – war man schwach, glaubten sie, einen auseinandernehmen zu können und taten es auch, ohne einen Gedanken an mögliche Konsequenzen zu verschwenden.
    Innerlich verfluchte ich meine Sturheit, musterte die Dunkerwichtel aber mit ausdrucksloser Miene. Jedes erkennbare Anzeichen von Schwäche würde einen Angriff provozieren. Die Dunkerwichtel mochten grob und dumm sein, aber sie wurden nicht ohne Grund im gesamten Nimmernie gefürchtet. Für Ash, den Winterprinzen, war ein Haufen Dunkerwichtel keine Bedrohung, aber diesen Ash gab es längst nicht mehr.
    »Ja, ja.« Das Grinsen des Anführers wurde noch breiter und er ließ seine dicken Knöchel knacken. »Seht mal, wer da ist, Jungs. Was für ein Zufall, dass wir dich hier treffen, Prinz . Und weit und breit kein königlicher Rock in Sicht, hinter dem du dich verstecken könntest.« Kichernd schoben sich die Dunkerwichtel näher an mich heran, wie hungrige Wölfe. »Hat die Königin endlich die Schnauze voll von ihrem Menschenspielzeug und hat dich im Schnee ausgesetzt?«
    Vorsichtig machte ich einen Schritt und sah dem Anführer fest in die Augen. »Wenn du glaubst, du hättest leichtes Spiel mit mir, unterliegst du einem tragischen Irrtum«, sagte ich sanft. »Mag sein, dass ich nicht mehr euer Prinz bin, aber ich habe noch genug von ihm in mir, um Missgeburten wie euch über den gesamten Flur zu verteilen.«
    Das Grinsen des Anführers wurde brüchig. Die anderen Dunkerwichtel wechselten nervöse Blicke und traten von einem Fuß auf den anderen, wichen aber nicht zurück. In diesem Moment wünschte ich mir, Ash, der Winterprinz, wäre tatsächlich noch da. Allein die Kälte, die von ihm ausging, wenn er bedroht wurde oder wütend war, hatte ausgereicht, um die meisten Angreifer in die Flucht zu schlagen.
    Der Anführer der Dunkerwichtel schüttelte sich kurz, dann kehrte sein Grinsen zurück. »Ziemlich starke Worte, kleiner Mann. Aber dein Geruch sagt etwas anderes. Du riechst vollkommen menschlich . Keine Spur von dem Winterprinzen, nicht mehr.« Er fletschte die scharfen, gelben Zähne und befeuchtete sie mit seiner schwarzen Zunge. »Und ich wette, du schmeckst auch genau wie ein Mensch.«
    Bei diesen Worten machten sie sich bereit, sich auf mich zu stürzen. In ihren Augen flackerte reine Mordlust. Unauffällig schob ich eine Hand unter den Mantel und packte mein Schwert. Die Kälte verbrannte mir die Finger, doch darum konnte ich mich jetzt nicht kümmern. Vielleicht würde ich hier sterben, aber dann würde ich so viele von den blutrünstigen Kreaturen mitnehmen, wie ich nur konnte. Und hoffen, dass mein Sohn oder meine Königin meinen Tod rächen würden.
    »Vater!«
    Laut und klar hallte die Stimme durch den Korridor und ließ die Eiszapfen an der Decke klirren. Fauchend wirbelten die Dunkerwichtel herum und richteten ihre Waffen auf den Eindringling, der ihnen den Spaß verderben wollte.
    Am Ende des Flurs stand Kierran in seiner schwarzsilbernen Uniform, groß und eindrucksvoll. In den dämmrigen Schatten blitzten seine Augen wie Sterne.

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