Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
Vom Netzwerk:
meliert und die Schulter, die den Mantikorstachel abbekommen hatte, tat bei feuchtem Wetter immer noch weh; ein dumpfer, pochender Schmerz. Die Jahre hatten ihre Spuren hinterlassen, und mir war nur allzu deutlich bewusst, wie die Zeit verging.
    Und Meghan, meine wunderschöne, nur halb sterbliche Ehefrau war unverändert.
    »Die Kutsche ist da«, verkündete Meghan mit einem Blick nach unten. »Und Kierran wartet bereits am Tor auf uns. Wir sollten wohl gehen.« Als sie sich umdrehte, zeigte ihre Miene einen Anflug von Besorgnis. »Brauchst du Hilfe bei der Treppe?«
    »Ich komme zurecht«, erwiderte ich leise. »Geh ruhig schon vor. Ich komme gleich.«
    »Bist du sicher?«
    Ich nickte, woraufhin Meghan, immer noch besorgt, nachgab: »Na gut, aber bitte ruf einen Diener, falls du …«
    »Ich werde schon klarkommen, Meghan«, unterbrach ich sie, was mir ein irritiertes Stirnrunzeln einbrachte. Ich zwang mich zu einem Lächeln, um die heftig vorgebrachten Worte abzumildern. »Nimm Kierran und fahr schon mal. Ich komme mit Glitch und den Wachen nach. Geh einfach, bitte.«
    Ihre Augen blitzten, und einen Moment lang glaubte ich, sie würde sich mit mir streiten und in die Rolle der strengen, unnachgiebigen Eisernen Königin schlüpfen, die allseits gefürchtet war. Doch sie zögerte nur kurz, nickte dann und verließ den Raum, sodass ich mit meinen Gedanken allein blieb.
    Wieder ein Elysium. Wieder eine Versammlung aller Höfe, bei der die Beteiligten vorgaben, sich zu mögen, während sie sich eigentlich am liebsten in Stücke reißen würden. Als Feenprinz hatte ich das Elysium nicht sonderlich gemocht, als Mensch war es mir einfach nur zuwider. Jene, die mich noch als Prinz Ash gekannt hatten – als den kalten, gefährlichen Eisprinzen, der ihnen jahrhundertelang Angst, Ehrfurcht und Respekt abgenötigt hatte –, sahen in mir jetzt nur noch den schwächlichen Menschen. Ein weichlicher, verkrüppelter Kerl, der von Jahr zu Jahr älter und schwächer wurde und sich mehr und mehr auf den Schutz seiner Königin verlassen musste. Ich registrierte all die hungrigen, mitleidigen, angewiderten Blicke, die uns trafen, wenn Meghan eintrat und ich neben ihr her humpelte. Auch die vielsagenden Blickwechsel zwischen den Adeligen von Sommer und Winter entgingen mir nicht: Wenn ich das schwächste Glied in der Kette des Eisernen Hofes war – wie konnten sie das zu ihrem Vorteil nutzen? Feenpolitik und Machtspielchen; sie würden niemals eine offene Konfrontation mit der Eisernen Königin riskieren, doch ich konnte es einfach nicht ertragen, als Mittel zum Zweck gesehen zu werden.
    Seufzend griff ich nach dem Gehstock, der an der Wand lehnte, und erhob mich mit einem letzten Blick in den Spiegel. Durch den langen schwarzen Mantel wurde der Stock größtenteils verdeckt, doch weder das Humpeln noch die Steifheit meines rechten Beins ließen sich ganz verbergen. Und trotzdem trug ich noch mein Schwert, ich weigerte mich, es aufzugeben, selbst wenn ich es nur noch selten zog. Erst wenn ich nicht mehr in der Lage wäre, meine Waffe zu gebrauchen, würde ich endgültig darauf verzichten.
    Glitch wartete am Fuß der Treppe und beobachtete mit bewusst ausdrucksloser Miene, wie ich mich die letzten Stufen herunterschleppte. »Ihre Majestät und Prinz Kierran sind bereits zum Elysium aufgebrochen«, informierte er mich mit einer angedeuteten Verbeugung. »Sie hat mir gesagt, du wolltest, dass sie schon vorfahren. Stimmt irgendetwas nicht?«
    »Nein.« Ich ignorierte den dargebotenen Arm und ging quälend langsam durch die Halle. In meinem Bein pochte es, doch ich biss die Zähne zusammen und schlurfte voran, verweigerte mir eine Pause oder einen Blick zurück. Glitch schloss sich mir an und hielt sich bereit, um meinen Arm zu packen, falls ich stolpern sollte. Doch während des gesamten, zermürbend langen Marsches zu der wartenden Kutsche sagte er kein Wort.
    Stumm fuhren wir zum Winterpalast, und als die Kutsche vor dem Tor hielt, drehte ich mich zu Glitch um. »Warte hier«, befahl ich ihm, woraufhin er überrascht die Augenbrauen hochzog. »Du musst mich nicht begleiten. Ich kenne dieses Schloss wie meine Westentasche. Ich werde allein weitergehen.«
    »Hoheit, ich denke nicht, dass …«
    »Das ist ein Befehl, Glitch.«
    Glücklich war er damit nicht, aber die Eisernen Feen hatten sich stets dem Protokoll gefügt. Endlich nickte er. »Also schön. Aber … sei vorsichtig, Ash. Meghan wird mich umbringen, wenn dir etwas

Weitere Kostenlose Bücher