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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Kinn und Schulter klemmte und mich gleichzeitig anzog. Glitch stieß einen halb wütenden, halb ängstlichen Seufzer aus.
    »Kierran ist schon wieder abgehauen.«
    »Was?«
    »Sein Zimmer war leer, wir vermuten, dass er es irgendwie über die Mauer geschafft hat. Ich habe vier Einheiten losgeschickt, um ihn zu suchen, aber ich dachte, du solltest wissen, dass euer Sohn sich mal wieder in Luft aufgelöst hat.«
    Stöhnend rieb ich mir das Gesicht. »Macht die Gleiter startklar. Ich komme gleich.«
    Glitch erwartete mich auf dem höchsten Turm des Schlosses. Die Blitze in seinen Haaren knallten gereizt und seine violetten Augen leuchteten in der Dunkelheit.
    »Seine üblichen Verstecke haben wir bereits abgesucht«, informierte er mich, noch bevor ich richtig bei ihm war. »Er ist in keinem von ihnen, und wir suchen jetzt schon seit Mitternacht. Wir glauben, dass er es diesmal geschafft hat, die Stadt zu verlassen.«
    »Wie konnte er überhaupt über die Mauer kommen?«, fragte ich und warf dem Ersten Leutnant einen finsteren Blick zu, der daraufhin das Gesicht verzog.
    »Einer der Gleiter fehlt«, gab er zu. Ich stieß einen verhaltenen Fluch aus. Der blauäugige, silberhaarige Kierran war inzwischen fast acht Menschenjahre alt und hatte gerade genug Feenblut in sich, um so anstrengend zu sein wie eine Púca. Seit er laufen konnte, war es den Bediensteten nicht mehr gelungen, mit ihm Schritt zu halten. Geschickt wie ein Eichhörnchen kletterte er Wände hoch, aus Fenstern heraus und auf die höchsten Türme. Und wenn sich dann alle überschlugen, um ihn heil wieder runterzuholen, grinste er begeistert. Sein Wagemut und seine Neugier nahmen mit den Jahren immer weiter zu, und wenn man ihm sagte, dass er etwas nicht tun könne , war damit so gut wie sicher, dass er es versuchen würde.
    Seine Mutter würde mich umbringen.
    Glitch wirkte leicht beschämt. »Er hat mich heute Morgen noch nach den Gleitern gefragt. Da hätte ich es eigentlich schon wissen müssen. Irgendeine Idee, wo er vielleicht hinwollte?«
    Ich durchforstete mein Gehirn und seufzte dann. In letzter Zeit war Kierran ganz besessen gewesen von den anderen Reichen und hatte ständig Fragen gestellt über das Sommerreich, den Winterhof und den Wilden Wald. Am vergangenen Nachmittag, als wir im Hof Bogenschießen übten, hatte er wissen wollen, was ich früher so alles gejagt hatte. Als ich ihm daraufhin von den gefährlichen Kreaturen des Wilden Waldes erzählte, von Riesen, Chimären und Wyvern, die einen in Stücke reißen oder im Ganzen verschlingen konnten, hatte er fast geglüht vor Begeisterung.
    »Wirst du mich irgendwann mitnehmen auf die Jagd, Vater? In den Wilden Wald?«
    Ich musterte ihn. Seine strahlend blauen Augen blickten unschuldig zu mir auf, die langen silbernen Strähnen hingen ihm ins Gesicht und er hielt seinen Bogen mit beiden Händen fest umklammert. Unter seinem Haar lugten die spitzen Ohren hervor, eine ständige Erinnerung daran, dass er nicht ganz menschlich war, dass in seinen Adern das Blut der Eisernen Königin floss und ihn schneller, stärker und waghalsiger machte als jedes normale Kind. Er hatte bereits bewiesen, dass er ein Händchen für den Schein hatte, und auch den Umgang mit dem Bogen und den Schwertkampf lernte er unfassbar schnell. Und trotzdem war er erst acht, noch ein Kind, und völlig unbedarft, was die Gefahren im Rest des Feenreiches anging.
    »Wenn du älter bist«, erklärte ich ihm. »Jetzt noch nicht. Aber wenn du so weit bist, werde ich dich mitnehmen.«
    Sein Grinsen ließ das kleine Gesicht erstrahlen. »Versprochen?«
    »Ja.« Ich ging neben ihm in die Hocke, rückte seinen Bogen zurecht und richtete ihn aus. »Und jetzt versuch noch einmal, die Zielscheibe zu treffen.«
    Er kicherte und schien zufriedengestellt, zumindest erwähnte er es den restlichen Nachmittag nicht mehr. Und ich dachte nicht mehr daran. Ich hätte es besser wissen müssen.
    »Ich hätte da eine Idee.« Mit einem Pfiff rief ich einen der Gleiter herbei, die an der Mauer hingen. Er drehte den insektenartigen Kopf in meine Richtung und summte verschlafen. »Lass die Ritter den Wilden Wald durchsuchen, insbesondere die Grenzgebiete der anderen Reiche. Und drück uns die Daumen, dass er es nicht bis nach Tir Na Nog geschafft hat.«
    »Das wird den anderen Herrschern gar nicht gefallen«, murmelte Glitch. »Eigentlich dürfen wir ohne ihre Erlaubnis den Wilden Wald nicht betreten.«
    »Hier geht es um meinen Sohn.« Ich warf ihm einen

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