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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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immerhin eine Dunkle und dazu erzogen worden, alles, was mit dem Sommerhof in Verbindung stand, zu hassen. Wenn sie beschloss, Puck als Feind zu sehen und dass das Einzige, was wir mit ihm anstellen konnten, ein Kampf auf Leben und Tod war … Was sollte ich dann tun?
    Innerlich seufzte ich schwer. Ich war ein Prinz des Dunklen Hofes. Ich würde mich immer auf die Seite meines Reiches und meiner Leute stellen, das stand für mich außer Frage. Sollte es zu dieser Wahl kommen, würde ich mich von Puck abwenden, von den vielen Jahren der Kameradschaft, und mich für den Winter entscheiden. Was aber nicht bedeutete, dass es mir nicht schwerfallen würde.
    Ariella starrte uns schweigend an und ich wartete ab, was sie nun tun, wie sie reagieren würde. Schließlich verzogen sich ihre Lippen zu einem spöttischen Lächeln.
    »Also, nachdem ich gesehen habe, wie Ash seine ›Verbündeten‹ am Winterhof behandelt, musst du wohl die Ausnahme von der Regel sein, Robin Goodfellow. Es freut mich sehr, deine Bekanntschaft zu machen.« Sie zwinkerte mir flüchtig zu. »Und ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass Ash gar keine Freunde haben könnte.«
    Puck lachte schallend. »Ich mag sie«, verkündete er dann, während ich wieder die Arme verschränkte und versuchte, möglichst gelangweilt und gereizt zu wirken. Die beiden kicherten darüber, aber das war mir egal. Ariella hatte meine »Verbrüderung« vorbehaltlos und ohne jede Verurteilung akzeptiert. Ich würde nicht wählen müssen und konnte ohne Opfer das Beste aus beiden Welten behalten.
    Ich hätte wissen müssen, dass das nicht lange gut gehen konnte.
    »Prinz.« Pucks Stimme riss mich aus meinen düsteren Gedanken und brachte mich in die Gegenwart zurück. »Prinz! Hey, Eisbubi!«
    Ich blinzelte irritiert und starrte ihn dann finster an. »Was ist denn?«
    Grinsend deutete er auf den Himmel, wo eine massive schwarze Wolkenwand aufzog. »Da braut sich ein fieser Sturm zusammen. Der Fellball hat vorgeschlagen, dass wir uns einen Unterschlupf suchen, da es hier in der Gegend öfter mal Überschwemmungen gibt. Außerdem behauptet er, dass wir morgen bei der Seherin sein müssten.«
    »Schön.«
    »Wow, was sind wir heute wieder gesprächig«, resignierte Puck kopfschüttelnd, als ich an ihm vorbeistapfte und eine ausgespülte Wasserrinne hinunterrutschte, in deren Senke Grimalkin wartete. Puck folgte mir leichtfüßig und redete einfach weiter: »Das ist mehr als alles, was du in den letzten zwei Tagen zu mir gesagt hast. Was ist los, Eisbubi? Sogar für deine Verhältnisse warst du in letzter Zeit extrem mürrisch.«
    »Lass es gut sein, Puck.«
    »Und dabei dachte ich, dass wir echte Fortschritte machen.« Puck seufzte melodramatisch und passte sich meinem Tempo an. »Du kannst es mir genauso gut sagen, Prinz. Inzwischen solltest du doch wissen, dass ich nie etwas auf sich beruhen lasse. Irgendwie werde ich es schon aus dir rauskitzeln.«
    Tief in meinem Inneren regte sich etwas Finsteres. Ein schlafender Riese, der spürte, wie der Wind sich drehte, ein vergessener Herzschlag, der leise aber stetig war und langsam wieder an die Oberfläche stieg. Etwas, das ich seit Jahren nicht mehr gefühlt hatte, mir nicht zu fühlen erlaubt hatte. Das zu dem Teil meiner selbst gehörte, der durch und durch dunkel war, voller Hass, Finsternis und Blutlust. Einmal hatte ich mich darin verloren, an dem Tag, als Ariella starb. Ich wurde zu einem Wesen, das so von Wut und abgrundtiefem Hass zerfressen war, dass ich mich sogar gegen meinen besten Freund wandte. Ich dachte, ich hätte diesen Teil von mir begraben, als ich meine Emotionen gefrieren ließ und mir antrainierte, vollkommen gefühllos zu werden.
    Jetzt spürte ich es wieder, den altvertrauten Wahnsinn, die uralte Finsternis, wie sie an die Oberfläche stieg und mich mit Wut erfüllte. Und Hass. Wunden, die sich nie richtig geschlossen hatten, rissen wieder auf und träufelten mir Gift ins Herz. Verstört drängte ich diese Gefühle zurück in die Dunkelheit, aus der sie emporgestiegen waren. Aber ich spürte immer noch, wie sie dicht unter der Oberfläche pulsierten und brodelten und nur auf einen Moment der Schwäche warteten, um erneut hervorzubrechen.
    Und sie richteten sich einzig und allein gegen Puck, der noch immer quasselte.
    »Weißt du, es ist ungesund, immer alles in sich reinzufressen, Prinz. Diese ganze Grübelei wird doch gnadenlos überschätzt. Also komm schon, raus damit. Was bedrückt …«
    »Ich sagte …«

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