Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht
weiterzumachen und mit jemand anderem glücklich zu werden.«
Ich wollte es ihr sagen, wollte ihr erklären, was ich vorhatte. Dass ich versuchen würde, eine Seele zu erringen. Dass ich für sie bis ans Ende der Welt gehen und versuchen würde, ein Sterblicher zu werden, wenn wir dadurch wieder zusammen sein konnten. Alles in mir schrie danach, ihr das zu sagen, doch gleichzeitig fürchtete ich mich davor, ihr Hoffnungen zu machen, die dann grausam zerstört würden, falls ich scheitern sollte. Ich wollte nicht, dass sie auf mich warten, immer in Sorge sein und ständig den Horizont absuchen würde, während niemand kam.
»Du hast jetzt die Chance, wieder glücklich zu werden«, fuhr Meghan fort. In ihren blauen Augen funkelten Tränen, doch sie wandte den Blick nicht ab. »Es ist Ariella , Ash, die eine Liebe, die du jahrzehntelang betrauert hast. Wenn sie wirklich zurückgekehrt ist, gibt euch das Schicksal eine zweite Chance, und ich … ich werde euch nicht im Weg stehen.« Eine Träne rollte über ihre Wange, doch sie lächelte tapfer. »Was wir hatten, war ein Traum. Es war wunderschön, aber eben nur ein Traum. Und nun wird es Zeit für uns, aufzuwachen.« Ich wollte protestieren, aber sie drückte ihre Finger an meine Lippen und brachte mich so zum Schweigen. »Schließ die Augen.«
Ich wollte es nicht. In diesem Traum zu bleiben wünschte ich mir fast so sehr wie eine Seele zu erhalten, auch wenn ich wusste, dass er nicht real war. Doch widerstrebend fühlte ich, wie meine Lider herabsanken, und einen Moment später spürte ich ihre Lippen auf meinen. Eine federleichte Berührung, die mein Innerstes nach außen kehrte. »Lebewohl, Ash«, flüsterte sie. »Werde glücklich.«
Und ich erwachte.
Ich lag auf dem Rücken unter einem dichten Blätterdach, durch das nur winzige Lichtpunkte drangen. Irgendwo links von mir brannte ein Feuer, dessen Rauch von einer leichten Brise zu mir herübergetrieben wurde und in meinem Hals kratzte.
»Willkommen unter den Lebenden, Dornröschen.«
Pucks Stimme drang nur langsam durch den Nebel an mein Ohr. Stöhnend versuchte ich, mich aufzusetzen, und rieb mir die Augen. Meine Haut war feucht und kalt, mein Körper völlig ausgelaugt. Aber vor allem fühlte ich eine große Leere in meinem Inneren, während mich ein dumpfer Schmerz in meiner Brust gleichzeitig daran erinnerte, warum ich einst alle Gefühle eingefroren und jeden durch Kälte von mir weggetrieben hatte. Es tat so weh, zu wissen, dass mich das Mädchen, das ich liebte, schon wieder freigegeben hatte.
Ariella und der Wolf waren nirgendwo zu sehen. Puck saß auf einem Holzklotz am Lagerfeuer, hielt einen Stock mit einem dicken Pilz über die Flammen und drehte ihn langsam. Ihm gegenüber lag Grimalkin auf einem flachen Felsen, er hatte die Pfoten angezogen und schnurrte zufrieden.
»Wurde aber auch Zeit, dass du aufwachst, Eisbubi«, sagte Puck, ohne sich umzudrehen. »Ich hatte ja gehofft, du würdest stöhnen und wild um dich schlagen, aber du hast nur dagelegen wie ein Toter. Und du hast nicht mal im Schlaf gesprochen, sodass ich dich später damit quälen könnte. Wo bleibt da der Spaß?«
Mühsam erhob ich mich und wartete einen Moment, bis sich der Boden wieder beruhigt hatte. »Wie lange war ich bewusstlos?«, fragte ich dann und ging zum Feuer.
»Schwer zu sagen.« Puck warf mir einen Pilzspieß zu. »Habe die Sonne schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Wir müssen tief in der Großen Wildnis sein.«
»Wo sind die anderen?«
»Wolfsmännchen ist auf der Jagd.« Er stopfte sich einen ganzen Pilz in den Mund und schluckte ihn im Ganzen herunter. »Mein bescheidenes Schaschlik vom weißen Trüffel war ihm wohl nicht gut genug. Ist dir eigentlich klar, wie schwer es ist, die Dinger zu finden? Fellball hat auch nur die Nase gerümpft – wählerisches, undankbares Viehzeug.«
Ohne die Augen zu öffnen, erklärte Grimalkin hochmütig: »Ich esse keine Pilze, Goodfellow. Und wenn du diese Sporengewächse so sehr liebst, kau doch ein wenig auf den Fliegenpilzen herum, die dort drüben auf dem Elchdung wachsen.«
»Oh Mann, das ist doch widerlich.«
Ich schluckte die Pilze, ohne irgendeinen Geschmack wahrzunehmen, doch mein Körper erkannte, dass er Nahrung brauchte, auch wenn ich mit den Gedanken ganz woanders war. »Wo ist Ariella?«, fragte ich und warf meinen Stock zurück ins Feuer.
Puck deutete mit dem Kopf zum anderen Ende der Lichtung, wo Ariella mit dem Rücken zu uns zusammengesunken auf
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