Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht
hindurchzublicken.
Ich für meinen Teil konnte Meghan genauso wenig aus dem Kopf bekommen. Ich wünschte mir, ich hätte ihr gesagt, was ich vorhatte. Ich wünschte mir, ich hätte überhaupt mehr gesagt, stärker protestiert. Das hätte mir vielleicht den höllischen Schmerz erspart, den ich in mir fühlte, wann immer ich an unseren Abschied dachte. War sie bereits weitergezogen, hatte sie mich schon vergessen? Aus ihrer Sicht hatten ihre Worte durchaus einen Sinn ergeben. Wenn ich nur daran dachte, dass sie mit einem anderen zusammen sein könnte, wollte ich nichts als kämpfen und töten, um zu vergessen. Ich hatte das Gefühl, zwischen Meghan auf der einen und Ariella auf der anderen Seite in zwei Hälften zu zerbrechen.
Mir war also überhaupt nicht nach Reden, als Puck mit diesem leisen Lächeln im Gesicht wie aus dem Nichts auftauchte, offenbar auf der Suche nach Ärger. Mir war klar, dass mir seine Frage sicher nicht gefallen würde, aber sie überraschte mich dann doch: »Und, was hat Meghan gesagt, als sie Ariella gesehen hat?«
Auf meinen vernichtenden Blick hin grinste er nur. »Komm schon, Eisbubi. Ich bin doch nicht blöd. Ich musste doch nur eins und eins zusammenzählen, um herauszufinden, was passiert ist. Also, was hat sie gesagt?« Als ich weiterhin schwieg, schoss seine Hand vor, packte mich an der Schulter und wirbelte mich zu ihm herum. »Hey, ich meine es ernst, Prinz!«
Im nächsten Augenblick zog ich mein Schwert und zielte damit auf seinen Kopf. Puck wehrte den Schlag mit seinen Dolchen ab, sodass die Klingen kreischend und Funken sprühend aufeinandertrafen.
Über die gekreuzten Klingen hinweg funkelte er mich wütend an. Die Härte und Kälte in seinem Blick waren ein Spiegelbild meiner eigenen Gefühle. In einem wilden Tanz schwirrten die Libellen um uns herum und der Wald zeichnete bunte Lichtflecken auf Pucks Stirn, die fast wie eine Kriegsbemalung aussahen. »Du strauchelst, Ash«, erklärte Puck leise. Seine Augen glühten ebenso hell wie der Wald um uns herum. »Ich habe gesehen, wie du Ariella neuerdings ansiehst. Du weißt nicht, was du willst, und diese Unschlüssigkeit wird dich vernichten und den Rest von uns gleich mit.«
»Ich habe dir die Wahl gelassen, du hättest gehen können.« Ich ging ganz bewusst nicht auf seine Vorwürfe ein. »Niemand hält dich hier. Du hättest nach Arkadia zurückkehren können, Puck. Du hättest gehen können, wenn du gewollt hättest …«
»Nein.« Seine Augen verengten sich zu grünen Schlitzen, als er zähneknirschend fortfuhr: »Ich werde nicht umkehren und Meghan dann erklären, dass ich dich hier allein gelassen habe, ohne einen blassen Schimmer, was aus dir geworden ist. Wenn ich zurückgehe, dann nur, um ihr zu sagen, dass du definitiv nicht wiederkommen wirst, falls ich dazu überhaupt Gelegenheit haben werde.«
»Verstehe.« Mein Lächeln war eiskalt. »Du willst, dass ich versage. Denn wenn ich sterbe, kannst du Meghan trösten. Du hoffst, dass ich nicht zurückkehre.«
»Ash! Puck!« Ariella kam angelaufen, blass und verstört. »Hört auf! Was soll das denn?«
»Schon in Ordnung, Ari«, sagte Puck, ohne den Blick von mir abzuwenden. »Eisbubi und ich plaudern nur ein wenig, nicht wahr, Prinz?«
Ich verharrte noch einen Moment, dann trat ich zurück und schob das Schwert in die Scheide. Puck grinste, doch der Ausdruck in seinen Augen verriet mir, dass es noch nicht vorbei war.
»Seid ihr zwei endlich fertig?«, ließ sich der Wolf gereizt vernehmen. »Wir sind fast da.«
So tief in der Großen Wildnis war der Fluss der Träume zu einem sehr breiten, trägen Kanal geworden, dessen pechschwarzes Wasser den lichtlosen Himmel spiegelte.
»Ich würde nicht so nah ans Ufer gehen, wenn ich du wäre«, sagte der Wolf warnend zu Puck, der gerade einen Stein in das glatte Nass schleudern wollte. »Wir sind hier noch ganz in der Nähe der Albträume, und wir wollen doch nicht, dass dich irgendetwas Fieses erwischt. Ich habe jedenfalls keine Lust, dich da rauszuziehen.«
Grinsend ließ Puck den Stein über das glatte Wasser hüpfen. Er traf fünfmal auf, bevor etwas Schuppiges aus dem Wasser schoss, sich in einem feinen Sprühnebel den Stein schnappte und wieder in den Fluten versank.
Wir wichen ein Stück vom Ufer zurück.
»Wie weit ist es noch bis zur Hecke?«, fragte ich Ariella, die sich erschöpft auf einem Stein niedergelassen hatte. Grimalkin hockte neben ihr und putzte sich die Vorderpfoten. Der Wolf beobachtete ihn
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