Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht
Dann lehnte sie sich zurück und musterte mich mit geneigtem Kopf. »Seltsam. Ich dachte, das hier wäre mein Traum.«
»Vielleicht ist es auch so.« Das Denken fiel mir plötzlich schwer. Die leisen Bewegungen ihres Körpers an meinem, ihre Hand, die in kleinen Kreisen über meinen Rücken glitt, das alles lenkte mich ab. »Vielleicht bin ich gar nicht wirklich hier, und all das wird verschwinden, wenn du aufwachst, auch ich.« Sie drückte mich fester an sich und ich lächelte. »So oder so würde es mich nicht kümmern.«
In meinem Hinterkopf rührte sich etwas, etwas Wichtiges, das ich vergessen hatte. Es schlug gegen mein Unterbewusstsein wie ein Vogel, der auf einem Fensterbrett herumflattert. Ungeduldig schob ich es weg und verbannte es in die hinterste Ecke meines Bewusstseins. Was auch immer es war, ich wollte mich nicht daran erinnern. Nicht jetzt. Ich wollte nichts anderes sehen oder spüren als dieses Mädchen vor mir, an nichts anderes denken.
Als ich mich vorbeugte, um sie zu küssen, schob sie eine Hand unter mein Hemd und ließ ihre weichen Fingerspitzen über meine nackte Haut gleiten. Von da an war es leicht, alles andere zu vergessen.
Später lagen wir im kühlen Gras am Teichufer. Meghan lehnte an einem Baum, während ich den Kopf in ihren Schoß gebettet hatte und in den Himmel hinaufblickte. Ihre Finger spielten mit meinen Haaren und ich döste zufrieden vor mich hin, ohne das geringste Bedürfnis, mich zu rühren. Sollte ich tot sein und das hier war das große Nichts, dann hatte ich nichts dagegen. Und sollte ich noch schlafen, wollte ich um keinen Preis der Welt aufwachen.
»Ash?«
»Hmm?«
»Wo hast du in den letzten Monaten gesteckt? Ich meine …« Sie zögerte kurz und wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger. »Ich weiß ja, dass du das Eiserne Reich nicht betreten kannst, aber niemand hat auch nur die kleinste Spur von dir entdeckt, nirgendwo. Und von Puck übrigens auch nicht. Was habt ihr beiden nur getrieben?«
»Ich … ich glaube, ich habe nach etwas gesucht.« Ich hob die Hand, umfasste ihre Finger und zog sie an meine Lippen. »Ich kann mich nicht mehr erinnern.«
Sie befreite ihre Hand aus meiner und streichelte meine Wange. Ich schloss die Augen und ließ mich treiben. »Meinst du nicht, es könnte wichtig sein?«
»Vielleicht.« In Wahrheit wollte ich nicht daran denken. Ich war zufrieden, hier zu sein. Was auch immer jenseits dieses Hains lag, jenseits dieser kleinen Nische im Reich der Träume oder der Realität, oder was auch immer es sein mochte – ich wollte gar nichts davon wissen. An viel konnte ich mich nicht erinnern, aber ich wusste ohne jeden Zweifel, dass es Schmerzen beinhaltete. Und das hatte ich satt. In meinem Leben hatte es so viel Schmerz, Leere und Verlust gegeben. Hier war Meghan. Hier war ich glücklich. Mehr musste ich nicht wissen.
Spielerisch tippte Meghan an meine Stirn. »Dir ist schon klar, dass einer von uns irgendwann aufwachen muss, oder?«, fuhr sie fort, doch ich grunzte nur, ohne die Augen zu öffnen. »Ich habe keine Ahnung, ob du nun meiner Fantasie entsprungen bist oder ich deiner, aber irgendwann wird sich das alles hier in Luft auflösen.«
Ich rollte mich herum und hockte mich hin, um sie ansehen zu können. Sie blinzelte überrascht, als ich mich zu ihr lehnte. »Du kannst ruhig gehen, wenn du musst«, erklärte ich und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. »Ich werde mich nicht vom Fleck rühren. Wenn du zurückkommst, werde ich immer noch hier sein.«
»Nein, Ash«, mischte sich eine neue Stimme ein und zerstörte damit den friedlichen Augenblick. »Du kannst nicht bleiben.«
Meghan und ich zuckten zusammen und wirbelten herum, um zu sehen, wer in unsere kleine Welt eingedrungen war. Ein paar Meter von uns entfernt stand Ariella. Sie war in Nebel gehüllt und beobachtete uns mit finsterer Miene.
»Es war sehr mühsam, dich aufzustöbern, Ash«, fuhr sie erschöpft fort. »Als ich dich bei den Albträumen nicht finden konnte, hätte ich fast schon aufgegeben. Ich hatte zunächst nicht daran gedacht, dich in den Träumen einer anderen zu suchen, aber es war eigentlich logisch, dass du hierherkommen würdest.«
»Was willst du hier?« Meghan erhob sich mit der erhabenen Würde einer Königin, gelassen und unbeeindruckt. Mir fiel auf, wie sie sich unauffällig vor mich schob, während sie Ariella musterte, eine vertraute Geste, die mich überraschte. Die Eiserne Königin beschützte mich ? »Wer bist du?«
»Du
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