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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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weiterzugehen, werde ich das auch. Das heißt aber nicht, dass der Rest von euch das ebenfalls tun muss.« Der Reihe nach sah ich meine Gefährten an. »Von nun an wird es immer gefährlicher werden. Ich kann nicht von euch verlangen, weiter bei mir zu bleiben. Keiner von uns weiß, was jenseits der Hecke oder am Ende der Welt auf uns wartet. Wenn ihr umkehren wollt, dann jetzt. Ich würde es euch nicht übelnehmen.« Bei diesen Worten sah ich Ariella an. »Ich kann auch allein gehen, wenn es sein muss, wenn es zu gefährlich, zu anstrengend oder zu schmerzhaft sein sollte, bei mir zu bleiben.«
    Ich will dir gern ersparen, mein Schicksal teilen zu müssen. Ich will dich nicht noch einmal sterben sehen.
    »Hmmm. Hey, Eisbubi, halt die mal kurz, ja?« Puck streckte mir seine Pilzspieße entgegen. Stirnrunzelnd nahm ich sie, woraufhin er mir einen Schlag auf den Hinterkopf verpasste – nicht extrem fest, aber doch hart genug, um mich einen Schritt vorwärtstaumeln zu lassen. »Sei nicht immer so verdammt fatalistisch«, schimpfte er, als ich mich knurrend zu ihm umdrehte. »Ich wäre bestimmt nicht hier, wenn ich es nicht wollte. Und du weißt ganz genau, dass du das nicht alleine schaffst, Eisbubi. Früher oder später wirst du mal anfangen müssen, uns zu vertrauen.«
    Ich antwortete mit einem verbitterten, selbstironischen Lachen. »Vertrauen«, wiederholte ich spöttisch. »Vertrauen beruht immer auf Gegenseitigkeit, Goodfellow.«
    »Genug«, grollte der Wolf und zeigte uns allen die Zähne. »Wir vergeuden wertvolle Zeit. Wer gehen will, soll gehen. Aber ich denke, es herrscht Einigkeit darüber, dass wir alle bleiben, oder?« Da ihm niemand widersprach, fauchte er: »Dann mal los. Es ist mir schleierhaft, warum die Zweibeiner ständig rumstehen und über alles reden müssen.«
    »Dieses eine Mal muss ich dem Köter zustimmen«, meldete sich Grimalkin von einem Ast. Er spähte mit goldenen Augen zu uns herunter, während sich bei dem knurrenden Wolf das Nackenfell aufstellte. Grimalkin ignorierte ihn. »Wenn wir die Hecke über den Fluss der Träume erreichen wollen, müssen wir diesen zunächst einmal wiederfinden«, verkündete er und schärfte seine Krallen an der Baumrinde. »Da der Köter das Gebiet am besten kennt, sollte er sich vielleicht endlich einmal nützlich machen und uns hinführen. Ansonsten sehe ich nicht, warum wir ihn eigentlich mitschleppen sollten.«
    Immer noch knurrend spannte der Wolf seine Muskeln an, als würde er zu dem Kater hinaufklettern wollen. »Eines Tages werde ich dich am Boden erwischen, Kater«, prophezeite er zähneknirschend. »Und dann wirst du nicht einmal begreifen, dass ich da bin, bevor ich dir den Kopf abreiße.«
    »Das behauptest du schon seit Urzeiten, als die Menschen noch nicht einmal das Feuer kannten, Köter.« Grimalkin zeigte sich völlig unbeeindruckt. »Bitte verzeih, wenn ich nicht vor Schreck erstarre.« Damit verschwand er zwischen den Blättern.

Die Vergessenen
    »Also, ich sterbe vor Neugier«, verkündete Puck, während er zu mir aufschloss. Wir folgten dem Wolf durch einen Wald, der größer war als alles, das ich je gesehen hatte: Die massigen Bäume waren so hoch, dass man ihre Kronen nicht sehen konnte, und ihre Stämme so dick, dass ein Dutzend Leute es nicht geschafft hätten, sie zu umspannen. Dieser Teil des Waldes war außerdem von leuchtenden Blumen und Pilzen bevölkert, deren pulsierendes Licht in allen Farben des Regenbogens strahlte. Auf dem Boden wuchs dichtes, weiches Moos, das jedes Mal blau oder grün aufleuchtete, wenn man darauftrat. Unsere Fußabdrücke zogen geisterhafte Libellen an, die über den flachen Mulden herumschwebten. Der Wolf trabte unermüdlich durch diesen glühenden Wald und blieb nur hin und wieder stehen, um sich nach uns umzusehen, oft gereizt, weil wir so lange brauchten. Puck und ich folgten ihm stoisch, während Ariella das Schlusslicht bildete, lautlos wie ein Schatten.
    Trotz ihrer Versicherungen, dass alles in Ordnung sei, nagte an mir die Sorge um sie. Nach unserer Traumbegegnung und dem angespannten, unbeholfenen Gespräch war sie noch distanzierter und in sich gekehrter als sonst. Mit jedem Schritt erschien sie schemenhafter, so als würde sie an Substanz verlieren. Ich hatte Angst, sie könnte sich auflösen wie der Nebel in ihrem Tal. Wenn ich sie ansprach, beantwortete sie lächelnd meine Fragen und versicherte mir immer wieder, dass es ihr gut ginge, aber ihre Augen schienen durch mich

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