Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht
hier verschwinden und unsere Reise zum Ende der Welt fortsetzen. Und zum Feld der Prüfungen, wo ich endlich mein Vorhaben in die Tat umsetzen würde. Dort würde sich mein Schicksal entscheiden: Entweder kehrte ich mit einer menschlichen Seele zu Meghan zurück oder es gab keine Rückkehr. So einfach war das.
Ich sank auf mein Bett und kaum hatte ich einen Arm über mein Gesicht gelegt, verschwand die Welt um mich herum.
Ich kniete auf einem Feld, das mit blutigem Schnee bedeckt war, umgeben von den Leichen zahlloser Winter- und Sommerfeen.
Ich stand vor Königin Mab, durchbohrte mit meinem Schwert ihre Brust und sah zu, wie das Licht in ihren entsetzten Augen erlosch.
Ich saß auf einem Thron aus Eis, neben mir meine Königin: eine wunderschöne Fee mit langem Silberhaar und Augen aus Sternenlicht.
Ich stand noch einmal auf einem Schlachtfeld, beobachtete meine Armee dabei, wie sie sich auf die Truppen des Feindes stürzte, und verspürte ungezügelte Freude, als meine Soldaten ihre Gegner ohne jede Gnade töteten, verstümmelten, vernichteten. Die Dunkelheit in mir labte sich an dem Blut, sog den Schmerz in sich auf und ließ ihn sich so weit wie möglich ausbreiten. Doch egal wie viel Schmerz ich empfand, die Leere in mir verschluckte ihn, forderte mehr und immer mehr. Ich war ein schwarzes Loch, brauchte den Tod, musste morden, um dieses schreckliche Nichts in mir zu füllen. Ich war zu einem Dämon geworden, seelenlos und ohne Mitleid, und nicht einmal Ariellas Anwesenheit konnte die Verzweiflung lindern, die mich dazu trieb, alles abzuschlachten, was ich einst geliebt hatte. Nur eines konnte mich stoppen, und jeder Tod, jedes zerstörte Leben brachte es mir näher.
Am Ende kam sie, wie ich es mir gedacht hatte. Ich hatte dafür gesorgt, dass sie selbst kommen würde. Die schreckliche Eiserne Königin stand mir auf den verwüsteten Feldern des Nimmernie gegenüber. In ihrem Blick lagen nur noch Wut und Trauer. Die Tage, an denen sie mich angefleht hatte, versucht hatte, vernünftig mit mir zu reden, waren lange vorüber. Ich wusste nicht mehr, warum ich sie sehen wollte. Ich wusste ja nicht einmal mehr meinen eigenen Namen. Aber ich wusste, dass sie der Grund für die Leere in mir war. Sie war der Grund für all das hier.
Während der langen Jahre des Krieges war sie stärker geworden, ihre Macht war ins Unermessliche gewachsen. Nun war sie eine wahre Feenkönigin. Ich hatte so viele ihrer Untertanen getötet, unzählige Feen waren durch meine Hand gestorben, aber es war der Tod eines gewissen Hofnarren des Sommerreiches, der sie endlich hierhergebracht hatte. Nun standen wir uns gegenüber, die Eiserne Königin und der Dunkle König, umtost vom eisigen Winterwind, und wussten: Was auch immer wir einmal füreinander empfunden hatten, war bedeutungslos geworden. Jeder von uns hatte seinen Weg gewählt, und dieser Krieg würde nun ein Ende finden, so oder so. Einer von uns würde heute sterben.
Die Eiserne Königin hob ihr Schwert und ein kränkliches Licht umspielte die stählerne Klinge, als der Eiserne Schein um sie herum aufflammte; ein Wirbelsturm tödlicher Macht. Ich sah, wie sich ihre Lippen bewegten, ein Name, vielleicht sogar meiner. Ich empfand nichts. Meine Magie stellte sich ihrer entgegen, kalt und gefahrvoll, und unsere Kräfte prallten brüllend aufeinander wie kämpfende Drachen.
Bilder flackerten auf und fielen wie Spiegelscherben zu Boden. Eisen und Eis in tödlichem Kampf. Wut und Hass tanzten in wirbelnden, hässlichen Farben um uns herum. Magie, Schmerz und Blut.
Mit voller Absicht ließ ich den tödlichen Schlag auf mich zukommen. Die Spitze eines Säbels bohrte sich in meine Brust …
Ich blinzelte, und dann verlangsamte sich der Lauf der Dinge. Kalt und wie betäubt lag ich auf dem Rücken, ein dumpfer Schmerz pochte in meiner Brust, ich konnte mich nicht bewegen. Über mir erschien das Gesicht der Eisernen Königin, so wunderschön und entschlossen, auch wenn es tränenüberströmt war. Sie kniete sich hin und strich mir das Haar aus der Stirn. Ihre Finger hinterließen eine flammende Spur auf meiner Haut.
Wieder blinzelte ich, und für den Bruchteil eines Augenblicks war ich es, der im Schnee kniete, den Körper der Eisernen Königin an meine Brust drückte und meinen Schmerz in den Wind hinausschrie.
Ihre Finger lagen an meiner Wange und ich sah zu ihr auf, doch mein Blick trübte sich, alles wurde dunkel. Eine Träne landete auf meiner Wange, und in diesem Moment bereute
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