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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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und folgte ihm.
    Auf dem Bett lag ein Mädchen, das sich hin und her warf, als hätte es schlimme Albträume. Sein langes, silbernes Haar bedeckte das ganze Kopfkissen. Einen furchtbaren Augenblick lang konnte ich mich nicht an ihren Namen erinnern, ich wusste nur noch, dass sie mir wichtig war. Die plötzliche Sorge, die ich bei ihrem Anblick verspürte, und der starke Impuls, sie beschützen zu müssen, waren ein eindeutiger Beweis dafür.
    »Geh zu ihr«, wies mich Grimalkin an, während er sich wieder zurückzog. »Weck sie auf. Ich werde noch einmal versuchen, Goodfellow auf die Beine zu bringen. Vielleicht wacht er ja auf, wenn ich an strategisch wichtigen Stellen meine Krallen platziere. Anschließend könnt ihr gemeinsam den Köter in Angriff nehmen. Daran werde ich mich nämlich mit Sicherheit nicht beteiligen.« Naserümpfend tappte er davon.
    Ich ließ mich neben dem Bett auf die Knie sinken. »Ari«, murmelte ich, packte ihre zarten Schultern und schüttelte sie sanft. »Wach auf. Wir müssen los, sofort.«
    Ariella scheute vor mir zurück und hob im Schlaf die Hände, als würde sie nach jemandem greifen. »Nein, Ash … nein«, flüsterte sie. »Bitte, tu es nicht …«
    »Ari!« Ich schüttelte sie jetzt so fest, dass ihr ganzer Körper schaukelte, doch sie wimmerte nur und versank noch tiefer im Schlaf. Schließlich nahm ich sie in die Arme und hob sie hoch. Sie wog nicht mehr als ein Bündel Zweige, das von zartem Stoff zusammengehalten wurde. Ich drückte sie an meine Brust und stolperte aus dem Zimmer.
    Grimalkin saß bereits wieder vor der Tür, und hinter ihm tauchte ein gähnender Puck auf, der sich benommen am Hinterkopf kratzte. Er nickte mir verschlafen zu, als er an mir vorbeischlurfte. Gemeinsam gingen wir in das Zimmer am Ende des Flurs, wo sich der riesige Wolf in einer Ecke zusammengerollt hatte und so laut schnarchte, dass die Wände vibrierten.
    »Okay.« Puck lehnte am Türrahmen und sah so aus, als könnte er sich kaum auf den Beinen halten. »Mir ist schon klar, dass wir möglichst schnell von hier weg müssen, aber … wer weckt denn nun das Hündchen?«
    Ich deutete mit dem Kopf in eine Ecke. »Da steht ein Besen. Ich habe Ariella – dann solltest du dich wohl um den Wolf kümmern.«
    »Hmmmm, schon okay, Eisbubi. Aber irgendwie habe ich etwas dagegen, dass man mir den Kopf abbeißt.«
    »Goodfellow!«, fauchte Grimalkin noch, bevor er verschwand. »Über dir!«
    Ohne Ariella loszulassen, wirbelte ich herum und sah, wie sich eine Vergessene von der Decke fallen ließ. Es war die Wirtin, der wir bei unserer Ankunft begegnet waren, doch nun waren ihre Augen glasig und ausdruckslos, und sie glitt mit weit aufgerissenem Mund auf Puck zu.
    Die Augen des Wolfs öffneten sich. Ohne Vorwarnung sprang er brüllend auf, stürmte durch die Tür und packte mit seinen mächtigen Kiefern die ausgemergelte Gestalt. Die Vergessene stieß ein klagendes Heulen aus und löste sich auf wie Nebel im Wind. Der Wolf drehte sich kopfschüttelnd zu uns um.
    »Sobald ihr zwei auftaucht, ist an Schlaf nicht mehr zu denken«, knurrte er zähnefletschend. »Also, verschwinden wir jetzt, oder wollt ihr die ganze Nacht hier rumstehen und euch gegenseitig anbellen?«
    Die Vergessenen schoben sich nun die Treppe hinauf. Mit ihren schlaffen Gesichtern und offenen Mündern sahen sie aus wie Zombies. Puck und der Wolf traten ihnen Seite an Seite entgegen, ließen im trüben Licht Zähne und Dolche aufblitzen und bahnten uns so einen Weg zum Ausgang. Ariella lag stöhnend und murmelnd in meinen Armen, und ich drückte sie fest an mich – keiner der Vergessenen würde sie anrühren.
    Wir stolperten durch die Eingangstür des Gasthofs nach draußen und blieben dann abrupt stehen. Eine riesige Ansammlung von Vergessenen hatte das Gebäude umstellt. Schweigend und reglos starrten sie uns an und rissen die Münder auf wie Fische auf dem Trockenen. Der Wolf sprang knurrend vor und schnappte in die Luft, woraufhin die Vergessenen widerstandslos zurückwichen. Doch ihr Hunger nach Schein, Erinnerungen, Gefühlen und Leben war so groß, dass der Wolf ins Stolpern geriet und fast gestürzt wäre. So viel Kraft saugten sie aus ihm heraus.
    Der Boden drehte sich wieder und ich musste darum kämpfen, auf den Beinen zu bleiben. »Bleibt in Bewegung!«, rief ich, während Puck nach einigen Vergessenen schlug, die sich zu nahe heranwagten. »Lauft zum Steg! Wir müssen die Fähre erreichen!«
    Die Vergessenen teilten sich vor uns

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