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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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wie Meereswellen, völlig widerstandslos. Sie wichen der direkten Konfrontation aus, aber ihr Hunger war überall, labte sich an unserer Lebensenergie und machte es schwerer und schwerer, sich zu bewegen. Als ich einen kurzen Blick zu Puck hinüberwarf, sah ich, dass er grau und farblos wirkte wie die Vergessenen, sogar sein leuchtend rotes Haar schien stumpf und farblos. Grimalkin konnte ich nirgendwo sehen. Ich hoffte nur, dass der Kater sich nicht einfach in Nichts auflöste. Wenn er das tat, solange er unsichtbar war, würden wir niemals davon erfahren.
    Vor uns in der Dunkelheit tauchte der Landungssteg auf wie eine Rettungsleine, und auf dem Fluss der Träume entdeckte ich den verschwommenen Umriss einer Fähre. Puck und der Wolf, die inzwischen so stark taumelten, dass sie sich fast aneinander abstützen mussten, erreichten den Steg als Erste. Puck schrie mir zu, dass ich mich beeilen solle, dann verschluckte ihn der Nebel.
    Als ich einen Fuß auf den Steg setzte, hing plötzlich etwas an meinem Arm. Ein stechender Schmerz durchfuhr mich, eine Leere, die so stark war, dass ich sie körperlich spüren konnte. Ich sank auf die Knie. Der schmale Mann tauchte vor mir auf, seine langen Finger umklammerten meinen Arm.
    »Ich habe es begriffen«, flüsterte er, während ich verzweifelt versuchte, meinem Körper eine Bewegung oder irgendeine andere Reaktion zu entlocken. Doch ich war völlig taub, so erschöpft, dass ich kaum noch bei Bewusstsein war, und der schmale Mann entzog mir immer mehr meiner Lebenskraft. Ich spürte, wie mir meine Magie zusammen mit meinem Leben entglitt und in dem schwarzen Loch verschwand, das dieser Mann darstellte. Mein Griff begann sich zu lösen, Ariella sank an meine Brust. Der schmale Mann ließ sie nicht aus den Augen.
    »Du bist so stark«, fuhr er im Plauderton fort. »So viel Leben. Solch kraftvolle Erinnerungen, Magie und Emotionen. Du gehörst nicht hierher. Noch nicht. Du und deine Freunde, ihr habt das Gleichgewicht gestört. Selbst jene, die schon fast vergangen waren, sind zurückgekommen, und nun werden sie umso länger hier verweilen. Und das nur euretwegen.«
    »Noch … nicht?« Ich schaffte es kaum, die Worte hervorzubringen. Die Vergessenen hatten sich wieder versammelt und umringten uns mit aufgerissenen Mündern. Ihre vereinte Gier ließ mich fast zusammenbrechen. Überrascht sah mich der schmale Mann an.
    »Weißt du das denn nicht?« Er neigte den Kopf zur Seite, sodass er für einen Moment unsichtbar wurde. »Dein Sein ist in Auflösung begriffen, Stück für Stück. Bald wirst du dich nicht mehr an deinen Namen erinnern können, an dein Versprechen, daran, wer du bist, und wirst nur noch von dem Verlangen getrieben werden, die Leere in deinem Inneren zu füllen. Doch es wird nie genug sein. Irgendwann wirst du wieder den Weg nach Phaed finden und hierbleiben, bei den Vergessenen und den Eidbrüchigen.« Sein abgehacktes Nicken zerriss den Nebelschleier. »Aber noch ist es nicht so weit.«
    »Dann … wirst du uns … gehen lassen?«
    »Selbstverständlich werdet ihr gehen«, erklärte der schmale Mann, als wäre das offensichtlich. »Ihr werdet gehen und das Leben hier wird zur Normalität zurückkehren. Sie werden es alle vergessen, so sind sie nun einmal. Ihr gehört nicht hierher. Aber sie …«, sein durchdringender Blick wanderte zu Ariella, »… sie muss bleiben. Sie ist der Grund, warum ihr diesen Ort überhaupt finden konntet. Kein Sein. Kein Leben. Sie ist ebenso leer wie wir. Sie bleibt.«
    Ich spürte Wut in mir aufflackern, doch sie wurde sofort von dem schmalen Mann aufgesogen. »Nein«, murmelte ich und versuchte verzweifelt, genug Kraft in mir zu finden, um vor ihm zurückzuweichen, um zu widerstehen. »Ich … brauche sie.«
    »Sie bleibt«, flüsterte der schmale Mann wieder und machte Anstalten, Ariella aus meinen Armen zu reißen.
    Nein! Ein übermächtiger Beschützerinstinkt erwachte wieder zum Leben und überlagerte alles andere. Niemand würde sie mir wegnehmen. Nicht noch einmal. Ich würde sie nicht noch einmal im Stich lassen.
    Mit letzter Kraft stemmte ich mich auf die Füße, zog mein Schwert und drückte dem schmalen Mann die Klinge an den Hals.
    Er schien überrascht, dass ich mich überhaupt noch bewegen konnte. »Sie gehört nicht zu dir«, erklärte er und sah gelassen zu, wie ich darum kämpfte, aufrecht stehen zu bleiben, die Klinge einzusetzen und dabei mit einem Arm das Mädchen festzuhalten. »Sie gehört hierher, zu

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