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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Fähre. Sobald sie kommt, werden wir euch nicht länger belästigen.«
    Der dürre Mann ließ seine Finger gegeneinander trommeln. »Die Fähre hält hier nicht oft. Die meisten Einwohner von Phaed wissen nicht einmal, dass sie existiert. Aber hin und wieder kommt es vor, dass jemand es leid wird, nach etwas zu suchen, das eindeutig nicht hier ist. Dann kommt er auf die Idee, dass es sich außerhalb von Phaed befinden muss, jenseits des Flusses, und er geht auf die Reise, um zu finden, was er verloren hat. Nur dann erscheint die Fähre am Ende dieses Landungsstegs.« Er deutete mit seinem langen Finger auf den Holzsteg, der sich im Nebel verlor. »Die Fähre fährt nur in eine Richtung, und wenn sie auf der nächsten Runde zu jenem unbekannten Ort hier vorbeikommt, ist sie stets leer. Niemand weiß, was aus den Passagieren wird, die an Bord gegangen sind, doch sie kommen niemals zurück nach Phaed. Es ist, als würden sie über den Rand der Welt stürzen.«
    »Das ist schon in Ordnung«, erklärte ich ihm und ignorierte krampfhaft die gespielt furchtsamen Blicke, die Puck mir zuwarf. »Wir haben ebenfalls nicht vor, zurückzukommen. Wann erscheint die Fähre denn?«
    Der dürre Mann zuckte mit den Schultern. »Normalerweise ein oder zwei Tage, nachdem der Entschluss gefasst wurde, zu gehen. Falls ihr wirklich auf sie warten wollt, würde ich euch empfehlen, euch bis dahin eine Unterkunft zu suchen. Der Gasthof ›Zum Wegekreuz‹ wäre eine gute Wahl. Einfach immer am Ufer entlang, bis ihr ihn seht. Man kann ihn nicht verfehlen.«
    Damit drehte er sich, wurde zu einem geraden, kaum noch sichtbaren Strich und verschwand.
    Ariella seufzte erleichtert auf und drückte sich an mich. Ich spürte ihre Schulter an meiner und musste den Impuls unterdrücken, sie in den Arm zu nehmen. »Sieht ganz so aus, als würden wir nun doch eine Weile hierbleiben.«
    »Nur so lange, bis die Fähre kommt.« Ich spürte, wie wir aus dem Nebel und den Schatten heraus beobachtet wurden und wie dieser seltsame Sog an mir zerrte. »Los, suchen wir dieses Wirtshaus, damit wir von der Straße runterkommen.«
    Der Gasthof war leicht zu finden, ganz wie der dürre Mann es versprochen hatte. Es war ein großer, zweistöckiger Pfahlbau, der so windschief über dem Wasser hing, als würde er jeden Moment in den Fluss fallen. Wir waren wenig überrascht, das dunkle, beengte Foyer leer vorzufinden. Hinter uns waberte der Nebel durch die Tür und verteilte sich zwischen den wenigen Tischen im Raum.
    »Puh.« Pucks Stimme hallte und der Holzboden quietschte schaurig, als wir vorsichtig eintraten. »Haaaallloooo, Zimmerservice? Pagen? Könnte jemand mein Gepäck aufs Zimmer bringen? Anscheinend herrscht in diesem Gasthof Selbstbedienung.«
    »Die Zimmer befinden sich im ersten Stock«, flüsterte es und eine alte Frau glitt von der Decke herab. Sie bestand überwiegend aus Spinnweben, die am Rand schon in Auflösung begriffen waren, doch die schwarzen Augen in ihrem unscharfen Gesicht waren hellwach. »Fünf Gäste? Schön, schön. Da kann sich jeder eines aussuchen. Außer ihm …« Sie deutete auf den Wolf, der sofort wieder die Zähne fletschte. »Er kann das große Zimmer am Ende des Flurs nehmen.«
    »Klingt gut«, sagte ich. Insgeheim war ich erleichtert, mich ein wenig ausruhen zu können. Ob es nun an den Auswirkungen des Hobjagiftes lag oder an der Anstrengung, alle am Leben zu erhalten – ich war erschöpft. So müde war ich schon lange nicht mehr gewesen. Und ich wusste, dass es den anderen ähnlich ging. Ariella sah ziemlich mitgenommen aus und Grimalkin war sogar auf ihrem Arm eingeschlafen, die Nase unter seinem Schwanz vergraben. Puck wirkte trotz seiner unerschöpflichen Energie ziemlich ausgelaugt, und auch der Wolf schien nicht ganz so wachsam zu sein wie sonst, von seinem ziemlich dünnen Nervenkostüm ganz zu schweigen.
    Die Gästezimmer waren klein, in jedem stand ein Tisch und ein schmales Bett unter einem winzigen, runden Fenster. Als ich hinausblickte, breitete sich der Fluss der Träume unter mir aus, und ein Stück weiter, fast ganz im Nebel verborgen, lag der verlassene Landungssteg.
    Für einen kurzen Moment konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, warum wir eigentlich zu diesem Landungssteg wollten, ich wusste nur noch, dass es wichtig war. Als die Erinnerung zurückkehrte, setzte ich mich kopfschüttelnd auf die dünne Matratze und rieb mir die Augen. Müde. Ich war einfach müde. Sobald die Fähre kam, konnten wir von

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