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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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sich verächtliche Blicke zu. Aber nachdem ich einmal gesehen hatte, wie sie gemeinsam am Bug standen und auf den Fluss hinausblickten, fragte ich mich, ob der ewige Krieg, den sie austrugen, nicht einfach nur eines ihrer vielen Spielchen war.
    Ariella und ich unterhielten uns nur wenig, und wenn, dann ging es dabei fast nur um die Gegenwart, den Winter- und den Sommerhof und die Eisernen Feen, die ja erst kürzlich in unsere Welt eingedrungen waren. Die Vergangenheit mieden wir, all die alten Jagdausflüge und die langen Nächte im Wilden Wald, obwohl diese Erinnerungen jedes Mal wieder auftauchten, wenn wir miteinander sprachen. Doch seit diesem ersten Traum mit Meghan schien Ariella eine andere geworden zu sein. Sie war still und in sich gekehrt und grübelte anscheinend über eine Zukunft nach, die sich mir verschloss. Ihr Lächeln war starr und gezwungen, in ihrem Lachen schwang Melancholie mit. Einmal fragte ich sie, ob ihre Visionen ihr auch etwas über sie selbst verraten hätten. Da wurden ihre Augen ganz glasig und sie blickte einfach durch mich hindurch, bis sie wieder zu sich kam und die Frage mit einem Lächeln abtat. Doch anschließend starrte sie noch lange Zeit auf den Fluss hinaus. Wenn ich die Hand ausstreckte, konnte ich ihre weiche Haut unter den Fingerspitzen spüren, aber dennoch kam es mir so vor, als würde ich einen Geist betrachten, nur einen Nachhall der Person, die ich gekannt hatte.
    Einmal, als ich Wache hatte, kam sie zu mir an die Reling und ließ völlig überraschend eine Orange in meine Hand fallen. »Hier«, sagte sie und setzte auf meinen fragenden Blick hin hinzu: »Iss. Ich sehe fast nie, dass du etwas zu dir nimmst, dabei weiß ich doch, dass selbst du hin und wieder Hunger bekommst.«
    »Wo hast du die her?«
    Einen Moment lang wirkte sie verlegen. »Das ist doch egal. Iss sie einfach, Ash.«
    In ihrer Stimme lag eindeutig ein warnender Unterton, aber ich konnte es nicht auf sich beruhen lassen. »Wo …«
    »Ein paar geflügelte Affen haben mich damit beworfen.« Ariella verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich drohend an. Die Szene kam mir total vertraut vor. »Während meiner letzten Wache tauchte am Flussufer plötzlich ein Garten auf«, fuhr sie fort. »Und dort lebte mindestens ein Dutzend Affen, die uns genau im Auge behielten. Ich habe einen Stein nach ihnen geworfen, und sie … haben so einiges zurückgeworfen. Allerdings nicht nur Nahrungsmittel.« Sie wurde rot vor Verlegenheit und bedeutete mir mit funkelndem Blick, dass ich mir jedes Lachen verkneifen sollte. »Du solltest sie also besser schnell essen, bevor ich dir etwas ganz anderes in den Rachen schiebe – und zwar keine Banane.«
    Lachend hob ich die Hände, um ihr zu zeigen, dass ich mich ergab. »Wie Ihr wünscht, Hoheit«, sagte ich, ohne nachzudenken, wurde dann aber schlagartig ernst. Jetzt wusste ich, warum mir die Situation so vertraut gewesen war. Für einen Moment hatte Ariella genauso geklungen wie Meghan.
    Und nach Ariellas Miene zu schließen, wusste sie das auch.
    Heftige Schuldgefühle packten mich. »Hey.« Als sie sich abwenden wollte, griff ich nach ihrem Handgelenk. »Ari, hör zu. Wenn das alles hier vorbei ist und wir dieses verrückte Abenteuer hinter uns gebracht haben, werde ich dafür sorgen, dass du nach Hause gehen kannst, wenn du das willst.« Sie sah mich an, als wäre ihr dieser Gedanke noch nie gekommen. »Die Besitzungen deines Vaters stehen noch zur Verfügung«, erklärte ich ihr. »Bisher hat noch niemand Anspruch darauf erhoben. Oder du könntest an den Winterhof zurückkehren – ich denke nicht, dass Mab dich davon abhalten würde. Und wenn doch, kann ich versuchen, mit ihr zu reden. Ich habe noch immer einen gewissen Einfluss bei Hofe, egal, was Mab von mir hält. Du sollst einfach nur wissen, dass du versorgt sein wirst. Wenigstens das kann ich dir geben.«
    Sie lächelte leise, doch ihr Blick war vollkommen entrückt. »Hätte ich diese Dinge gewollt, hätte ich sie längst«, erwiderte sie sanft. »Ich will nicht undankbar sein, Ash, aber es ist zu spät für mich, ich kann nicht mehr zu diesem Leben zurückkehren.«
    »Ich will dir doch nur helfen«, erwiderte ich ebenso leise. »Alles, was in meiner Macht steht und was ich dir aus freien Stücken überlassen kann, sei dein. Lass mich wenigstens versuchen, Wiedergutmachung zu leisten. Sag mir nur, was ich tun soll.«
    Sie legte eine Hand an meine Wange und kam mir so nah, dass ich sehen konnte, wie ich mich

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