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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Ihre Bewohner, deren Stimmen, alles, was ich gesehen oder gehört hatte, verschwand aus meinem Gedächtnis. Ich versuchte angestrengt, mich an etwas zu erinnern, das mir ein dünner Mann dort gesagt hatte, etwas sehr Wichtiges. Etwas über Ariella … und über mich …
    Die Fähre glitt so plötzlich aus dem Nebel heraus, als hätte sie eine Mauer durchbrochen. Mit einem Mal breitete sich der mächtige Fluss vor uns aus und über uns funkelte der Sternenhimmel. Blinzelnd sah ich mich um. Puck stand vorne am Bug und starrte aufs Wasser hinaus, während Ariella immer noch auf der Bank lag und schlief.
    Verwirrt runzelte ich die Stirn; ich hatte das Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben. Ich konnte mich daran erinnern, dass wir auf der Suche nach der Fähre am Flussufer entlanggewandert waren, aber wie wir letztendlich an Bord gelangt waren, wusste ich nicht mehr. Hatte uns jemand verfolgt? Ganz vage erinnerte ich mich an einen Landungssteg, und daran, wie ich Ariella an Bord getragen hatte, aber ansonsten … nichts. Gleichzeitig war ich müde und desorientiert, so als wäre ich gerade aus einem Traum erwacht …
    Der Traum. Mein Magen hob sich und ich musste mich an der Reling festhalten, um nicht zusammenzubrechen. An den Traum erinnerte ich mich. Wie ich Mab getötet, über das Winterreich geherrscht und Krieg geführt hatte. An Blut, Tod und Gewalt, an diese unersättliche Leere, die mich in die Tiefe reißen und verschlingen wollte.
    An den Kampf gegen die Eiserne Königin. An meinen Tod durch ihre Hand.
    Benommen ging ich zu der Bankreihe vor Ariellas Schlafplatz, setzte mich und betrachtete sie. Nach ein paar Minuten begannen ihre Lider zu flattern, sie öffnete die Augen und blinzelte verwirrt zu mir hoch.
    »Ash?«
    »War das real?«, fragte ich sie, und selbst für mich klang meine Stimme rau. Stirnrunzelnd setzte sie sich auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht.
    »Wovon sprichst du?«
    »Von dem, was ich gesehen habe.« Ich beugte mich zu ihr, doch sie wich zurück, und für einen Moment schien meine Nähe sie zu beunruhigen. »Das warst doch du, oder nicht? Du hast mir die Zukunft gezeigt: wie ich Mab töte und mich zum Winterkönig aufschwinge. Krieg führe gegen die anderen Höfe …« Ich unterbrach mich schnell, da ich an den Rest nicht mehr denken wollte, an den Ausdruck auf dem Gesicht der Eisernen Königin, als sie mich tötete.
    Ariella wurde blass. »Das hast du gesehen? Oh, Ash, es tut mir so leid. Ich wollte nicht, dass du siehst …« Sie holte tief Luft. »Das muss das Hobjagift gewesen sein. Dadurch wurdest du extrem empfänglich für Träume und das Traumwandeln. Im Schlaf hast du dann wahrscheinlich …«
    »Ari«, unterbrach ich sie sanft, woraufhin sie mich verwirrt ansah. Ich fuhr mir mit der Hand durch die feuchten Haare und versuchte ruhig zu bleiben, während die Finsternis sich in mir regte und mich in den Abgrund zu ziehen drohte. »Was ich da gesehen habe … ist das … die Zukunft? Meine Zukunft? Ist es … ist es mir bestimmt, zu … so etwas zu werden? Dem Zerstörer aller Höfe, der alles und jeden abschlachtet, den er kennt?« Als Ariella schwieg, griff ich nach ihrer Hand und hielt sie fest wie einen Rettungsanker, der mich davon abhielt, den Verstand zu verlieren. »Sag es mir«, bat ich sie gepresst. »Sag mir, wird das mein Schicksal sein?«
    »Ich weiß es nicht, Ash«, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme. »Das ist eine Zukunft, eine von vielen. Wahrscheinlich die schlimmste, aber nicht die unwahrscheinlichste. Du … du trägst so viel Finsternis in dir, so viel Wut und Trauer. Wenn du dich der Verzweiflung hingibst und dein Versprechen brichst, könnte nicht einmal ich noch zu dir durchdringen.« Sie seufzte schwer. »Dein Sein … wenn es schwindet, wirst du alles vergessen, was dich ausmacht. Die meisten Eidbrüchigen verblassen einfach und werden nie wieder gesehen. Doch ein paar von ihnen, insbesondere die Starken unter ihnen, werden zu etwas ganz anderem.«
    »Dann wird es also geschehen«, flüsterte ich. »Ich werde versagen.«
    Einen Moment lang herrschte Stille. Die Fähre glitt weiter durch die Nacht, und es war nichts zu hören außer den Wellen am Bug und dem tiefen Atmen des Wolfs.
    »Nicht unbedingt«, sagte Ariella schließlich, wich aber meinem Blick aus. »Nichts ist festgelegt, und dies ist nur eine von vielen möglichen Zukunftsvarianten. Aber … ja. Wenn du hierbei versagst, besteht die reelle Chance, dass wir dich an die

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