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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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in ihren unglaublichen Augen spiegelte. »Bringe dein Vorhaben zu Ende«, flüsterte sie, löste sich von mir und ging, ohne sich noch einmal umzusehen, zum Heck der Fähre.
    Einige Zeit später erwachte ich aus einem traumlosen Schlaf und stellte fest, dass ich bald mit der Wache dran sein würde. Auf der Bank mir gegenüber schlief Ariella, dicht daneben lag Grimalkin und schnurrte. Eine Strähne ihrer silbrigen Haare war über ihre Augen gerutscht, und ich war schon fast dabei, sie ihr aus dem Gesicht zu streichen, als mir bewusst wurde, was ich da tat.
    Ich ballte die Hand zur Faust, wandte mich ab und ging nach vorne zum Bug, wo der Wolf im Mondlicht saß und den Blick über den Fluss schweifen ließ. Seine Ohren waren wachsam aufgestellt und er hielt die Nase in den Wind, der durch sein glänzendes schwarzes Fell strich.
    »Uns steht eine Veränderung bevor«, brummte er, als ich neben ihm an die Reling trat, wobei ich sorgfältig darauf achtete, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Selbst wenn er saß, reichte ich dem Wolf gerade mal bis zur Schulter, und bei jeder seiner Bewegungen begann das Boot zu schaukeln. »Ich kann es riechen. Entweder kommt etwas auf uns zu oder wir sind fast am Ziel.«
    Als ich nach unten blickte, entdeckte ich einen Fisch, der ungefähr doppelt so lang war wie die Fähre. Er hatte uns eines seiner riesigen, silbernen Augen zugewandt und musterte uns durchdringend, bevor er wieder in den Fluten versank. »Meinst du, wir werden noch auf irgendetwas stoßen, bevor wir die Hecke erreichen?«
    »Schwer zu sagen«, erwiderte der Wolf. »Ich wundere mich ohnehin, dass wir überhaupt ohne Schwierigkeiten so weit gekommen sind. Glaubt man dem Kater, liegt das daran, dass die Fähre ein Teil des Flusses ist und zwischen den Träumen hindurchgleitet, ohne deren Aufmerksamkeit auf sich oder die Passagiere zu lenken.« Er schnaubte abfällig und zog eine Lefze hoch, als wäre ihm gerade erst klar geworden, dass er damit völlig wertneutral über Grimalkin gesprochen hatte. »Das heißt, falls man dem überhaupt irgendetwas glauben kann. Außerdem wird sich das wahrscheinlich sowieso ändern, sobald wir die Hecke erreichen.«
    »Wie weit ist es noch?«
    »Kann ich nicht genau sagen.« Der Wolf hob den Kopf und sog wieder prüfend die Luft ein. »Aber es ist nicht mehr weit. Die Hecke hat einen ganz eigenen Geruch, anders als alles, was es sonst so im Feenreich gibt.« Seine glühenden Augen richteten sich auf mich. »Hoffen wir mal, dass deine Süße den Weg kennt. Ich habe mich unzählige Male in der Hecke rumgetrieben, aber das Ende der Welt habe ich nie gesehen.«
    »Sie wird uns hinführen«, sagte ich leise. »Ich vertraue ihr.«
    »Wirklich?« Schnaubend wandte sich der Wolf wieder dem Fluss zu. »Ich wäre da vorsichtig.«
    Ich kniff die Augen zusammen. »Was soll das heißen?«
    »Oh, Junge. Riechst du das denn nicht? Nein, wahrscheinlich nicht.« Er drehte sich wieder zu mir um und ließ den Kopf so weit zu mir herabsinken, dass wir auf Augenhöhe waren. »Deine Süße verbirgt etwas vor dir, kleiner Prinz«, erklärte er mit einem leisen Knurren. »Sie stinkt nach Trauer, Unentschlossenheit und Schuldgefühlen. Und Verlangen, natürlich. Das ist bei ihr sogar noch stärker als bei dir. Und tu jetzt bloß nicht so, als wüsstest du nicht, wovon ich spreche. Ihr riecht beide wie brünstige Rehe, die nicht wissen, ob sie weglaufen oder es einfach hinter sich bringen sollen.« Meinen finsteren Blick kommentierte er mit einem knappen Lächeln. »Also, ich wäre bei ihr ganz vorsichtig, Junge. Irgendetwas hat sie dir verschwiegen. Ich habe keine Ahnung, was das ist, und es ist mir auch egal, aber sie will nicht, dass diese Reise zu Ende geht. Das sieht man in ihren Augen.«
    Ich spähte zu Ariella hinüber und erkannte, dass der Wolf recht hatte. Sie verbarg etwas vor mir, und zwar nicht nur ihre Gefühle, ihre Visionen oder die vielen Zukunftsvarianten, die sie sicherlich gesehen hatte. Ein goldenes Funkeln auf der Bank sagte mir, dass Grimalkin mich beobachtete, doch genau in diesem Moment hörte ich Flügel schlagen, und ein großer, schwarzer Vogel landete auf dem Deck.
    In einem wilden Federsturm verwandelte er sich in Puck. Der Wolf zog die Schnauze kraus und nieste. »Warnung«, verkündete Puck, während er sich noch die Federn aus den Haaren zupfte. »Wir nähern uns der Hecke, und so wie es aussieht, fließt der Fluss mitten hindurch.«

Durch die Hecke
    Die Hecke erhob sich vor

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