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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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die letzte Wache.«
    Mir war klar, dass ich kaum Schlaf finden würde, doch immerhin döste ich vor mich hin, während die Fähre sich weiter durch den endlosen Rankentunnel schob. Trotz der Versicherungen von Ariella und dem Wolf, dass wir nicht verfolgt wurden, konnte ich mich einfach nicht entspannen. Immer wieder schreckte ich hoch, wenn es irgendwo platschte oder ein Zweig brach, und hin und wieder hallte auch der Schrei irgendeiner unglückseligen Kreatur durch die Ranken. Schließlich gaben wir alle Versuche auf, zur Ruhe kommen zu wollen, und verbrachten den Rest der Reise in ständiger und erschöpfender Alarmbereitschaft. Mit Ausnahme von Grimalkin, der regelmäßig verschwand und durch seine Abwesenheit alle noch nervöser machte.
    Die Hecke zog sich dahin, stets in Bewegung, niemals still. Zwischen den Dornen erspähte ich diverse Türen, Steige zu Orten in der Welt der Sterblichen und damit Wege, um das Nimmernie zu verlassen. Sichtbare und unsichtbare Wesen – manche pelzig, manche glänzend, einige mit extrem vielen Gliedmaßen – huschten durch die Ranken und beobachteten uns aus dem Dornengestrüpp heraus. Ein fast sieben Meter langer Tausendfüßler baumelte von der Tunneldecke herab und war so dicht über uns, dass wir das Klappern seiner Mundwerkzeuge hören konnten. Zum Glück zeigte er keinerlei Interesse an uns, doch Puck hielt danach noch kilometerweit seine Dolche bereit und Grimalkin tauchte sehr lange nicht wieder auf.
    Stunden vergingen. Vielleicht auch Tage – das ließ sich unmöglich sagen. Der Wolf und ich standen gerade zusammen am Heck und beobachteten, wie über uns eine gigantische Schlange durch die Zweige glitt, als Ariellas müde Stimme vom Bug zu uns herüberdrang.
    »Da ist es.«
    Ich drehte mich um und sah, wie der Tunnel in eine riesige Höhle mündete. Winzige Lichter schwebten durch die Luft und tanzten wie sprunghafte Glühwürmchen über dem Fluss. Aus dem Wasser ragten Fackeln hervor, einige völlig windschief und krumm, deren Feuer bläulich flackerten. Sie beleuchteten den Weg zu einem riesigen Tempel, der am Ende der Höhle auf uns wartete. Das steinerne Monstrum erhob sich aus dem dunklen Wasser und reichte bis über die stachelige Decke der Höhle hinaus, sodass sich sein Dach unseren Blicken entzog. Die brüchigen Wände waren mit Schlingpflanzen, Moos und Dornenranken überwuchert. Sie wanden sich wie besitzergreifende Klauen um die Säulen und lachenden Gesichter der Wasserspeier. Selbst an einem Ort, der so alterslos war wie das Nimmernie und die Große Wildnis, an dem Zeit nicht existierte und steinalt nichts als ein Wort war – selbst hier war dieser Tempel uralt.
    Ich atmete tief und langsam durch. »Haben wir es geschafft?«, fragte ich leise. Es gelang mir einfach nicht, den Blick von der massigen Steinwand abzuwenden, die wie ein Bergmassiv vor uns aufragte. »Ist das das Feld der Prüfungen?«
    Ariella schüttelte den Kopf. »Nein«, flüsterte sie fast benommen. »Noch nicht, aber ich habe diesen Ort in meinen Visionen gesehen. Das Feld der Prüfungen liegt jenseits des Tempels. Dies ist die Pforte zum Ende der Welt.«
    »Eine große Pforte«, murmelte Puck und verrenkte sich fast den Hals, als er in die Höhe starrte. Niemand reagierte.
    Der Fluss der Träume floss an dem Tempel vorbei und dann wieder in die Dornen hinein, doch das Boot trieb träge zu den hohen Steinstufen, die zum Eingang hinaufführten, und hielt dort an.
    »Das ist dann wohl unsere Haltestelle«, meinte Puck und sprang von der Fähre auf die Treppe. »Wow, schon schön, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben«, stellte er fest und streckte sich, während der Rest von uns ebenfalls ausstieg und sich auf der Plattform am Fuß der Treppe versammelte. Grimalkin schlüpfte unter einer der Bänke hervor, stieg vorsichtig auf die unterste Stufe und begann damit, sich ausgiebig den Schwanz zu putzen.
    Puck spähte die lange Treppe zum Tempel hinauf und schüttelte dann mit einem schweren Seufzen den Kopf. »Stufen.« Er verzog das Gesicht. »Ich könnte wetten, dass es irgendeinen Geheimkodex gibt: Jeder mysteriöse alte Tempel muss eine Treppe mit mindestens siebentausend Stufen vor dem Eingang vorweisen können .«
    Als ich seinem Blick folgte, stellte ich stirnrunzelnd fest, dass wir nicht allein waren. »Da oben ist jemand«, sagte ich leise. »Ich kann es spüren. Es fühlt sich an, als ob … er auf mich wartet.«
    Die anderen wechselten vielsagende Blicke, nur Ariella

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