Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht
zu sagen? Das ist aber wirklich nett von dir.« Puck hatte sein Grinsen wiedergefunden. »Fühlst du dich jetzt nicht auch zutiefst geehrt, Eisbubi? Wir mussten nicht einmal bis ans Ende der Welt gehen. Sei schön nett zu dem Mann in der Robe, vielleicht kriegst du dann deine Seele.«
» Doch bevor du das Ende der Welt erreichen kannst, musst du beweisen, dass du würdig bist. Du musst dich dem Heldenparcours unterziehen. «
»Wusst ich’s doch.« Enttäuscht schüttelte Puck den Kopf. »Es gibt immer einen Haken.«
Ich beachtete ihn nicht weiter, sondern wandte mich an die verhüllte Gestalt. »Ich bin bereit«, erklärte ich und suchte irgendwo in der dunklen Kapuze nach einem Gesicht, fand aber nichts. »Was auch immer du für mich vorgesehen hast – Parcours, Prüfungen, ganz egal –, ich bin bereit. Was muss ich tun?«
Der Wächter schien nicht überrascht zu sein. » Diese Bedingung betrifft nicht dich allein, Ritter «, fuhr er fort und ließ seinen Arm kreisen, als wollte er unsere gesamte Gruppe umfassen. » Jeder, der das Ende der Welt zu sehen wünscht, muss zuvor den Heldenparcours überstehen. Alleine wirst du scheitern. Gemeinsam habt ihr vielleicht eine Chance, die Herausforderungen zu meistern. Doch bedenket dies: Nicht alle, die den Tempel betreten, werden ihn auch wieder verlassen. So viel steht bereits fest. «
Mir wurde mulmig. Ich zweifelte nicht an seinen Worten, auch wenn ich sie nur widerwillig akzeptieren konnte. Der Wächter wollte damit sagen, dass nicht alle von uns den Heldenparcours überleben würden. Dass einer oder mehrere von uns sterben würden.
» Ein letzter Rat. « Der Wächter durchbrach mit einer Handbewegung unser Schweigen. » Dir bleibt nicht viel Zeit, um mich zu finden, Ritter. Haben sich die Tore an beiden Enden des Heldenparcours erst einmal geöffnet, werden sie nicht endlos offen stehen. Befindet ihr euch noch immer innerhalb des Tempels, wenn sie sich schließen, werdet ihr bis ans Ende aller Zeiten dort gefangen sein, genau wie alle anderen, dir hier gescheitert sind. Habt ihr das verstanden? «
»Ja«, sagte ich benommen. Die Kapuze hob und senkte sich einmal.
» Dann sehen wir uns wieder am Ende der Welt, Ritter. Wo dich, falls du es so weit schaffst, deine eigentlichen Prüfungen erwarten werden. «
Und damit war er weg. Er verblasste nicht, löste sich nicht in Rauch auf oder verschwand wie Grimalkin, wenn er unsichtbar wurde. Der Wächter war schlicht und einfach nicht mehr da.
Ich spürte die Blicke meiner Gefährten im Rücken und hob entschlossen den Kopf.
»Jeder, der umkehren möchte, sollte das jetzt tun«, erklärte ich ruhig, ohne mich umzudrehen. »Ihr habt gehört, was der Wächter gesagt hat. Nicht alle von uns werden hier wieder rauskommen. Ich nehme es niemandem übel, wenn er lieber gehen will.«
Ich hörte Puck abfällig schnauben, bevor er die letzten Stufen erklomm und sich mit verschränkten Armen vor mir aufbaute. »Wie, damit du dich dann ganz alleine amüsieren kannst? Du solltest mich besser kennen, Eisbubi. Obwohl ich zugeben muss, dass der Gedanke, auf ewig mit dir irgendwo eingesperrt zu sein, mehr als gruselig ist. Aber dann müssen wir eben einfach dafür sorgen, dass das nicht passiert, nicht wahr?«
»Ich bin schon so weit gekommen«, knurrte der Wolf und gesellte sich an Pucks Seite, »da macht es keinen Sinn, jetzt noch umzukehren. Ich habe zugesagt, dich bis ans Ende der Welt zu begleiten, und genau das werde ich auch tun. Der Kater kann ja hierbleiben, wenn er will. Wäre typisch für ihn, feige, wie er ist. Aber die Geschichte muss weitergehen.«
»Oh, bitte.« Grimalkin tappte die Stufen hinauf, drehte sich nach mir um und zuckte mit dem Schwanz. »Als ob ich zulassen würde, dass ich bis ans Ende aller Zeiten mit diesem Köter irgendwo eingesperrt werde.« Er rümpfte die Nase und ließ seine Schnurrhaare beben. »Keine Angst, Prinz. Zweifelsohne würde ich mich auf und davon machen, wenn ich der Meinung wäre, dass du scheitern wirst. Aber Prüfungen dieser Art beinhalten immer irgendein hirnloses Rätsel oder ein Gedankenspiel, das man lösen muss; ihr werdet also wohl jemanden mit Verstand benötigen, um es zu schaffen. Außerdem bist du mir noch eine Gefälligkeit schuldig.«
Ich nickte ihnen der Reihe nach zu und wandte mich dann an Ariella, die noch ein paar Stufen unter uns stand und gedankenverloren den Tempel hinter mir musterte. »Du musst das nicht tun«, erklärte ich ihr sanft. »Du hast uns bis
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