Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
Einer der rasiermesserscharfen Flügel streifte wieder meinen armen Gleiter und ich hätte fast die Kontrolle über ihn verloren, als der Vogel davonraste. Ich richtete ihn im letzten Moment wieder aus, doch als ich aufsah, bemerkte ich, dass die Vögel schon zur nächsten Runde ansetzten. Ich biss die Zähne zusammen.
Okay, ihr Vögel. Ihr wollt spielen? Dann kommt doch.
Ich zwang den Gleiter in einen steilen Sturzflug und schoss auf das Schlachtfeld unter mir zu. Die Vögel folgten mir, ihre Jagdrufe hallten mir hinterher. Als wir an Ash vorbeirasten, warf ich ihm einen schnellen Blick zu und sah gerade noch, wie vor seinem Gleiter ein eisblauer Blitz aufflammte und ein zerfetzter Vogel in die Tiefe stürzte. Ich erschrak – er setzte Schein ein! Doch der Boden raste wahnsinnig schnell auf mich zu, so dass mir keine Zeit für andere Gedanken blieb.
Ich zog hoch, wobei ich nur knapp den Schädel eines Ritters verfehlte, und hörte wenig später einen Schrei der Bestürzung, als der Vogel, der mir am dichtesten auf den Fersen war, mit einem lauten Krachen gegen den Eisernen Ritter prallte und beide über das Schlachtfeld taumelten. Ich flog dicht über dem Boden dahin und vollführte wilde Ausweichmanöver, während die Soldaten und Rebellen wie Telefonmasten an mir vorbeiflitzten. Dabei hielt ich immer auf den Turm zu.
»Vielleicht war das doch keine so gute Idee«, murmelte ich noch, aber dann war es bereits zu spät und wir flogen direkt in die Ruine hinein.
Vor mir ragten Stahlstreben und Mauern auf. Hektisch duckte ich mich und riss wie wild an den Beinen des armen Gleiters, um immer wieder nur um Haaresbreite einem Zusammenprall zu entgehen. Ich traute mich nicht, einen Blick zurückzuwerfen und herauszufinden, wie es unserem letzten Verfolger erging, aber ich hörte auch keinen Aufprall oder das Kreischen von Metall. Also ging ich davon aus, dass er immer noch hinter uns her war.
Dann duckte ich mich unter einem letzten Balken hinweg und schoss auf den Platz hinaus, in dessen Mitte der riesige, atemberaubende Baum aufragte. Der Vogel hinter mir stieß einen wütenden Schrei aus, als ich auf den Stamm zuhielt.
Durch den Körper meines Gleiters lief ein Beben und ich biss die Zähne zusammen. »Komm schon, nur noch ein letzter Trick«, murmelte ich. Der Stamm ragte jetzt so dicht vor uns auf, dass er mein gesamtes Blickfeld ausfüllte. Erst im allerletzten Moment zerrte ich an den dünnen Beinen und der Gleiter stieg senkrecht in die Höhe, so dass wir den Baum um wenige Zentimeter verfehlten. Der Vogel hatte weniger Glück und raste mit dem Schnabel voran frontal gegen den Stamm, wodurch einige Blätter herabregneten. Ich konnte allerdings nicht anhalten und mich freuen, da wir senkrecht am Baum hinaufflogen, so dicht am Stamm, dass ich nur die Hand auszustrecken brauchte, um ihn zu berühren, und die Äste rasend schnell an uns vorbeizischten. Mit letzter Kraft suchten wir uns einen Weg durch die Baumkrone, bis wir endlich in einer Explosion aus silbrigem Laub durch das Blätterdach brachen und in den Himmel aufstiegen.
Der Gleiter sackte ab und sein ganzer Körper zitterte. Schnell streckte ich eine Hand nach oben und tätschelte seine Brust.
»Das hast du gut gemacht«, keuchte ich, dann schüttelte ich mich kurz. »Es ist allerdings noch nicht vorbei.«
Er summte müde, doch dann riss sich der Gleiter zusammen und raste wieder Richtung Schlachtfeld.
Ash tauchte an unserer Seite auf. Er sah verärgert aus und sogar die Art, wie er seinen Gleiter lenkte, wirkte wütend.
»Warum bestehst du darauf, dich ständig in Kämpfe zu stürzen, in die ich dir nicht folgen kann?«, fauchte er, während er seinen Gleiter möglichst dicht an meinen heranlenkte. »Ich kann dich nicht beschützen, wenn du ständig vor mir wegläufst.«
Seine Worte verletzten mich, und mein adrenalingetränktes Gehirn reagierte ganz von allein, bevor ich mich eines Besseren besinnen konnte. »Ich habe eine klare Ansage gemacht – mir blieben nur Bruchteile von Sekunden für die Entscheidung, und ich brauche nicht deine Erlaubnis, Ash! Du musst mich nicht ständig vor allem beschützen!«
Geschockt, verletzt und ungläubig sah er mich an. Dann verschloss sich seine Miene, seine Augen wurden ausdruckslos und hart und die Maske des Dunklen Prinzen legte sich über sein Gesicht.
»Wie Ihr wünscht«, erwiderte er mit steifer, formeller Stimme. »Was darf ich nun für Euch tun?«
Als ich ihn so reden hörte, begann ich zu
Weitere Kostenlose Bücher