Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)
zurück.
Die Ritter hatten sich in Habachtstellung im Korridor postiert und starrten unbeweglich geradeaus, ohne uns weiter Beachtung zu schenken. Während ich mir die kalten Arme rieb, kam Ash zu mir. Er berührte mich zwar nicht, war mir aber dennoch so nah, dass mein Herz schneller schlug. Mit dem Rücken zu den Rittern legte er eine Hand an die Tür, zögerte dann aber, als müsste er erst Kraft sammeln.
»Das ist der Thronsaal«, murmelte er kaum hörbar. »Königin Mab ist hinter dieser Tür. Bist du bereit?«
Eigentlich nicht, aber ich nickte trotzdem. »Ziehen wir’s durch«, flüsterte ich, und Ash öffnete die Tür.
Als wir durch die Tür traten, schlug mir die schneidend kalte Luft entgegen und raubte mir fast den Atem. In dem Saal dahinter herrschte eine eisige Kälte; die Decke wurde von Eissäulen gestützt und der vereiste Boden war spiegelglatt. In der Mitte des Saals wartete – umgeben von blassen, hochnäsigen Wintersidhe und Schoßkobolden – die Königin des Dunklen Hofes auf uns.
Königin Mab saß auf einem Thron aus Eis: majestätisch, wunderschön und Furcht einflößend. Ihre Haut war weißer als Schnee und ihr blauschwarzes Haar war mit Nadeln aus Eis in eleganten Locken auf ihrem Kopf festgesteckt worden. Sie trug einen weißen Pelzmantel und hielt einen Kristallkelch in der feingliedrigen Hand. Ihre Augen, die so schwarz und unergründlich schienen wie das Universum, hoben sich langsam und fixierten mich mit einem durchdringenden Blick. Über ihrer mit Pelz gefütterten Halskrause verzogen sich die blutroten Lippen zu einem trägen Lächeln.
»Meghan Chase«, schnurrte Königin Mab. »Willkommen am Winterhof. Mach es dir doch bitte bequem. Ich fürchte, du wirst für eine sehr lange Zeit bei uns bleiben.«
Sommernachtstraum
1
» Ich hei ß ’ Puck und halte Wort«
Namen.
Was ist schon ein Name? Ich meine, abgesehen von ein paar Buchstaben oder Lauten, die zusammen ein Wort ergeben. Würde eine Rose genauso gut riechen, wenn sie irgendeinen anderen Namen hätte? Wäre die berühmteste Liebesgeschichte der Welt noch ebenso ergreifend, wenn es um Romeo und Gertrude ginge? Warum ist es so wichtig, wie wir uns nennen?
Hey, tut mir leid, normalerweise bin ich nicht so philosophisch. Aber in letzter Zeit habe ich einfach mal darüber nachgedacht. Für meinesgleichen sind Namen natürlich sehr wichtig. Ich zum Beispiel habe so viele, dass ich mich gar nicht mehr an alle erinnern kann. Natürlich ist keiner davon mein wahrer Name. Niemand hat jemals meinen echten Namen laut ausgesprochen, kein einziges Mal, trotz aller Titel, Spitznamen und Mythen, die ich im Laufe der Jahre angehäuft habe. Niemand war überhaupt je nah dran an der Lösung.
Neugierig, wie? Wollt ihr meinen wahren Namen wissen? Okay, hört zu, den habe ich noch nie jemandem verraten. Mein wahrer Name ist …
Hahahaha! Habt ihr wirklich geglaubt, ich würde ihn euch sagen? Tatsächlich? Mann, ihr macht mich echt fertig. Aber wie ich bereits sagte, Namen sind wichtig für uns. Zunächst mal schaffen sie eine Verbindung zu dieser Welt, sie verankern uns bis zu einem gewissen Grad in der Realität. Wenn man seinen wahren Namen kennt – nicht jeder in unserer Welt findet ihn – ist man »echter« als alle, die nicht wissen, wer sie sind. Und für eine Spezies, die die Tendenz hat, im Nichts zu verschwinden, sobald sie vergessen wird, ist das irgendwie schon von Bedeutung.
Mein Name, oder genauer einer meiner vielen Namen, ist Robin Goodfellow.
Vielleicht habt ihr schon von mir gehört.
Früher hatte ich einmal zwei enge Freunde. Schockierend, ich weiß, bei meinem umwerfenden Charme, aber es gibt immer welche, die einfach nicht zu würdigen wissen, wie brillant ich bin. Eigentlich hätten wir drei gar keine Freunde sein oder auch nur freundlich miteinander umgehen sollen. Ich gehörte dem Lichten Hof an, und sie … nicht. Aber ich habe das mit den Regeln noch nie so genau genommen, und wer hätte gedacht, dass Mabs Jüngster eine ähnlich rebellische Seite hat? Und Ariella … Ich kannte Ash schon lange, bevor Ariella auf der Bildfläche erschien, aber ich hatte nichts dagegen, dass sie da war. Sie war der Puffer zwischen uns: Sie wirkte beruhigend auf Ash ein, wenn die skrupellose Natur der Dunklen in ihm die Oberhand gewann, oder sie mahnte zur Vorsicht, wenn ihr einer meiner Pläne ein wenig zu … impulsiv erschien. Damals waren wir unzertrennlich.
Damals habe ich eine große Dummheit begangen. Und habe sie
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