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Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)

Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)

Titel: Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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nicht sein. Die Gefühle, die ich in dieser Nacht in seinem Gesicht gesehen hatte, waren echt. Ich musste einfach glauben, dass ich ihm etwas bedeutete, musste an ihn glauben, sonst würde ich wahnsinnig werden.
    Die Nacht brach an und ein riesiger, gefrorener Mond stieg über den Wipfeln der Bäume auf, als wir einen großen See erreichten. Zerklüftete Eisschollen kratzten am Ufer aneinander und über der Wasseroberfläche schwebten dichte Nebelschwaden. Ein langer Holzsteg ragte weit in das Wasser hinein und verlor sich irgendwo im Nebel.
    Gerade als ich mich fragte, wie weit es wohl noch bis zum Winterhof war, lenkten die Ritter ihre Pferde in Richtung des wackeligen Stegs. Sie ritten hintereinander darauf entlang, sodass ich hören konnte, wie unter uns das dunkle Wasser des Sees gegen die Pfähle schlug. Angestrengt spähte ich durch den Nebel. Lag der Winterhof etwa auf einer Insel in der Mitte des Sees?
    Dann löste sich der Nebel für einen Moment auf und gab den Blick frei auf das Ende des Stegs, hinter dem sich nichts befand als das dunkle, trübe Wasser des Sees. Die Pferde begannen zu traben, fielen dann in Galopp und schnaubten ungeduldig, als das Ende des Stegs mit beängstigender Geschwindigkeit auf uns zuraste.
    Ich schloss verzweifelt die Augen und die Pferde sprangen.
    Wir schlugen mit einem lauten Platschen auf dem Wasser auf und versanken schnell in den eisigen Tiefen. Das Pferd versuchte nicht einmal, an die Oberfläche zu schwimmen, und der Griff des Ritters war so fest, dass ich mich nicht befreien konnte. Also hielt ich die Luft an und unterdrückte die aufsteigende Panik, während wir immer tiefer in dem kalten Wasser versanken.
    Mit einem ebenso lauten Platschen und Spritzen durchbrachen wir plötzlich die Wasseroberfläche. Keuchend rieb ich mir die Augen und sah mich um. Ich war völlig verwirrt und desorientiert und konnte mich absolut nicht daran erinnern, dass das Pferd wieder nach oben geschwommen wäre. Wo waren wir überhaupt?
    Als ich wieder klar sehen konnte, stockte mir der Atem und ich vergaß alles andere.
    Vor mir lag eine riesige, unterirdische Stadt, in der Millionen winziger Lichter gelb, blau und grün funkelten wie eine dichte Sternendecke. Von der Stelle aus, an der wir im dunklen Wasser trieben, konnte ich große Steingebäude erkennen, Straßen, die sich spiralförmig einen Hügel hinaufwanden und natürlich das Eis, das alles bedeckte. Von der Höhlendecke, die darüber liegen musste, war nichts zu sehen, und die funkelnden Lichter ließen die Stadt überirdisch strahlen.
    Auf dem Gipfel eines Hügels thronte ein riesiger Eispalast und warf seinen Schatten über die Stadt, stolz zeichnete sich seine Silhouette vor der Dunkelheit ab. Ich zitterte und hörte zum ersten Mal die Stimme des Ritters hinter mir: »Willkommen in Tir Na Nog.«
    Ich schaute zu Ash hinüber und fing endlich einen Blick von ihm auf. Einen Moment lang wirkte der Dunkle Prinz zerrissen zwischen Pflicht und Gefühl, und er schien mich wortlos um Verzeihung zu bitten. Doch eine halbe Sekunde später wandte er sich ab und versteckte sein Gesicht wieder hinter einer unbeweglichen Maske.
    Durch schneebedeckte Straßen ritten wir zum Palast, wobei uns die Angehörigen des Dunklen Hofes aus glühenden, unmenschlichen Augen beobachteten. Am Palasttor angekommen hielten wir vor zwei monströsen Ogern, denen der Speichel von den Hauern tropfte. Sie musterten uns finster, ließen uns aber dann wortlos passieren.
    Auch im Inneren des Palastes waren die Räume und Flure mit Reif und durchsichtigen Eiskristallen in verschiedenen Farben bedeckt; gut möglich, dass es hier drinnen kälter war als draußen. In den Fluren waren allerlei Dunkle Feen unterwegs: Kobolde, Hexen und Dunkerwichtel musterten mich mit einem hungrigen, bösen Grinsen. Doch da ich von einer Gruppe finster dreinschauender Ritter und einem tödlich ruhigen Winterprinzen eskortiert wurde, beließen sie es bei anzüglichen Blicken.
    Die Ritter führten uns zu einer hohen Tür, deren Flügel mit Schnitzereien eisbedeckter Bäume verziert waren. Wenn man ganz genau hinsah, konnte man kleine Gesichter erkennen, die zwischen den Zweigen hervorspähten, aber sobald man blinzelte oder wegsah, waren sie verschwunden. Unter der Tür drang ein Strom kalter Luft hervor, kälter, als ich es für möglich gehalten hätte, selbst in diesem Eispalast. Er strich über meine Haut und fühlte sich an wie tausend Nadelstiche. Zitternd wich ich einen Schritt

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