Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)
ich die Arme um seinen Bauch schlang und durch das Hemd seine harten Muskeln spürte. Ash rammte dem Pferd mit einem Schrei die Fersen in die Flanken, woraufhin das Tier so abrupt lospreschte, dass mein Kopf heftig nach hinten geschleudert wurde. Ich presste mich an Ashs Rücken und drückte mein Gesicht gegen seine Schulter, während das Feenross durch den Wilden Wald raste und wir den Steig immer weiter hinter uns ließen.
Hin und wieder hielten wir an, aber das auch nur, um mir und dem Pferd kurze Verschnaufpausen zu gönnen. Als es Abend wurde, zog Ash einige Lebensmittel aus den Satteltaschen und reichte sie mir: Brot, Trockenfleisch und Käse, also ganz normales Menschenessen. Anscheinend hatte er mein letztes Experiment mit Feennahrung noch nicht vergessen. Das war nicht besonders gut ausgegangen. Ich knabberte an dem trockenen Brot, kaute auf dem Trockenfleisch herum und hoffte stillschweigend, dass er den Vorfall mit den Sommerbuchteln nicht erwähnen würde. Das war doch ziemlich peinlich gewesen.
Ash aß nichts. Er blieb wachsam und misstrauisch und entspannte sich während der ganzen Reise nicht. Das Pferd schien genauso angespannt. Es war ruhelos und geriet bei jedem Schatten und jedem raschelnden Blatt erneut in Panik. Irgendetwas verfolgte uns, das spürte ich bei jedem Halt: eine finstere, verborgene Präsenz, die immer näherkam.
Wir ritten weiter in die Nacht hinein, und schließlich vertiefte sich das ewige Zwielicht des Wilden Waldes und ein fahler Mond stieg am Himmel auf. Ash und das Feenpferd schienen über endlose Kraftreserven zu verfügen, oder zumindest über größere als ich. Stundenlang auf einem Pferd zu sitzen ist nicht einfach, und die Anspannung wegen unseres unbekannten Verfolgers forderte ebenfalls ihren Tribut. Ich versuchte krampfhaft, wach zu bleiben, döste aber an den Rücken des Prinzen gelehnt immer wieder ein und rutschte dabei gefährlich weit nach links oder rechts, bis ein Zucken oder ein scharfes Wort von Ash mich aufschrecken ließ.
Ich mühte mich verzweifelt, die Augen offen zu halten, doch plötzlich stoppte Ash das Pferd und stieg ab. Benommen schaute ich mich um, sah jedoch nichts als Bäume und Schatten. »Sind wir schon da?«
»Nein.« Ash starrte mich frustriert an. »Aber du bist andauernd kurz davor, vom Pferd zu fallen, und ich kann nicht ständig nach hinten greifen, um sicherzugehen, dass du noch da bist.« Er zeigte auf den Sattelknauf. »Wir tauschen die Plätze. Rutsch nach vorn.«
Ich schob mich in den Sattel und Ash zog sich hinter mir wieder hoch, legte einen Arm fest um meine Taille und sorgte so dafür, dass sich mein Puls erhöhte.
»Halt dich fest«, befahl er leise, als das Pferd sich wieder in Bewegung setzte. »Wir haben den Steig fast erreicht. Sobald wir im Reich der Sterblichen sind, kannst du dich ausruhen. Dort sollten wir sicher sein.«
»Was verfolgt uns denn?«, flüsterte ich, woraufhin das Pferd die Ohren anlegte. Ash ließ sich Zeit mit seiner Antwort.
»Ich weiß es nicht«, murmelte er schließlich widerstrebend. »Aber was auch immer es ist, es ist sehr hartnäckig. Wir haben ein ziemliches Tempo angeschlagen, und trotzdem haben wir es noch nicht abgehängt.«
»Und warum verfolgt es uns? Was will es?«
»Das spielt keine Rolle.« Ash verstärkte den Griff um meine Taille. »Wenn es dich haben will, muss es erstmal an mir vorbei.«
In meinem Bauch kribbelte es und mein Herz machte einen seltsamen kleinen Hüpfer. In diesem Moment fühlte ich mich absolut sicher. Mein Prinz würde nicht zulassen, dass mir etwas zustieß. Ich lehnte mich gegen ihn, schloss die Augen und döste vor mich hin.
Ich muss wohl eingeschlafen sein, denn im nächsten Moment schüttelte Ash mich sanft. »Wach auf, Meghan«, sagte er leise, und sein Atem strich kühl über meinen Hals. »Wir sind da.«
Gähnend musterte ich die kleine Lichtung, die direkt vor uns lag. Ohne das Blätterdach der Bäume konnte man hier den mit Sternen übersäten Himmel sehen. Die Lichtung war einsam und verlassen, abgesehen von einer riesigen, knorrigen Eiche in der Mitte. Dicke, alte Wurzeln zogen sich über den Boden und verhinderten, dass hier irgendetwas wachsen konnte, das größer wäre als ein Farn. Der Stamm der Eiche war so dick und verschlungen, dass man meinen konnte, in ihm wären drei oder vier Bäume zusammengepresst worden. Doch trotz aller Größe und Dominanz konnte ich sehen, dass die Eiche starb. Ihre Äste hingen kraftlos herunter oder waren
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