Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)
unzähligen Winterfeen ins Auge. Was sicher nicht überraschend war, angesichts der Tatsache, dass wir uns hier im Herzen ihres Reiches befanden, aber es war beunruhigend, wie sie uns anstarrten. Die adeligen Sidhe beobachteten uns mit kaum verhülltem Hohn, Kobolde und Dunkerwichtel verfolgten uns hungrig, auch wenn sie auf Abstand blieben, und in den Schatten lauerten Schwarze Männer, die jeden unserer Schritte registrierten.
Ash hielt meinen Arm fest umklammert, beide versuchten wir angestrengt, das nicht-menschliche Publikum auf unserem Weg über den Hof zu ignorieren. Als wir die Freitreppe zum Palast erreichten, vollführte einer der Sidhe, eine schlaksige Fee mit stacheligen, vereisten Haaren, einen spöttischen Salut und grüßte Ash mit einem leisen, aber sarkastischen: »Prinz.« Ash reagierte nicht darauf, seine Miene blieb ausdruckslos. Die Maske des Winterprinzen.
Langsam begriff ich, was hier vor sich ging. Sie waren alle gekommen, um die neue Königin und ihren angeblich sterblichen Ehemann zu erleben. Nicht aus Höflichkeit oder als Willkommensgruß, sondern um nach Schwächen zu forschen, um herauszufinden, ob diese neue, halb menschliche Königin leicht zu manipulieren und zu verunsichern war. Und wegen Ash – um zu sehen, ob ihr ehemaliger Eisprinz als einfacher Sterblicher ein Weichei war. Was wiederum auch die Königin schwächen würde, der er diente.
Okay, das musste ein Ende haben. Hier und jetzt. Nicht nur zum zukünftigen Wohle meines Königreiches, sondern auch Ash zuliebe. Wollte er auch nur den geringsten Frieden in Tir Na Nog finden, musste er sich vor seinen Leuten beweisen. Ihnen allen zeigen, dass man weder die Eiserne Königin noch ihren Ritter unterschätzen sollte; auch wenn sie beide zum Teil sterblich waren.
»Ash«, flüsterte ich deshalb, als wir die Treppe fast erklommen hatten. »Weißt du noch, was ich heute Morgen gesagt habe, in Bezug auf irgendwelche Zweikämpfe?«
»Ja.«
Wir hatten das Ende der Treppe erreicht und standen vor dem offenen Eingangsportal. Entschlossen zwang ich Ash dazu, innezuhalten. Glitch und die Ritter wollten ebenfalls stehen bleiben, doch ich bedeutete ihnen mit einer Geste, schon vorzugehen. Sie musterten mich besorgt, verneigten sich dann aber, durchschritten den steinernen Bogen und warteten hinter dem Eingangstor auf uns.
Ich drehte mich zu meinem Ritter um, der ebenfalls leicht beunruhigt wirkte. »Ich nehme alles zurück. Der Mob da unten schreit nach Ärger. Und ich möchte, dass du ihnen diesen Wunsch erfüllst.«
Ash blinzelte überrascht. »Du willst, dass ich gegen sie kämpfe?«, fragte er ungläubig. »Jetzt?« Als ich nickte, runzelte er die Stirn und senkte die Stimme. »Mab und Oberon erwarten uns beide«, erklärte er. »Es könnte ein falsches Signal setzen, wenn du allein reingehst.«
»Mit denen komme ich schon klar.« Ein Blick auf die Menge am Fuß der Treppe zeigte mir ihr breites Grinsen und die hungrigen Blicke, die mich in meinem Entschluss nur umso mehr bestärkten. »Ich bin die Eiserne Königin – ich sollte den anderen Herrschern zunächst allein entgegentreten. Und ich möchte, dass du eine andere Nachricht verbreitest, Ash. Am Dunklen Hof fragt man sich bestimmt, ob der ehemalige Prinz noch immer so stark ist wie früher. Sie sind neugierig darauf, ob ein einfacher Sterblicher sich selbst und seine Königin am Winterhof beschützen kann. Besteht daran nur der geringste Zweifel, wird sich das herumsprechen, und dann könnte der Eiserne Hof in den anderen Reichen als schwach angesehen werden, als leichte Beute.« Ich drückte seinen Arm und lächelte kalt. »Diese Zweifel müssen auf der Stelle ausgemerzt werden. Ich will, dass du ihnen allen klarmachst, dass wir nicht schwach sind, und dass man dem Ritter der Eisernen Königin besser nicht in die Quere kommt. Unter gar keinen Umständen.«
Ashs Augen funkelten, und ein boshaftes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Wie Ihr wünscht, meine Königin«, sagte er leise, wobei er seine Vorfreude nur schwer unterdrücken konnte. »Euer Wunsch sei mir Befehl. Bitte entschuldige mich bei Mab und Oberon. Ich werde Euch schnellstmöglich folgen.«
Mit einem zufriedenen Nicken ging ich durch das Tor, signalisierte Glitch, mir zu folgen, und überließ es meinem Ritter, sich der wartenden Menge zu stellen.
Ich hörte das schabende Geräusch der Klinge, als er sein Eisschwert aus der Scheide zog, und dann vereinzelte Rufe im Hof. Schritte wurden laut, als mehrere
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