Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)
zu sein.
Die ausgezehrte Alte musterte mich erbarmungslos. »Du weißt, dass ich die Wahrheit sage, Meghan Chase«, fuhr sie fort. »Du weißt, welch große Macht in dir ruht. Eine zerstörerische Macht, die alles, was wir kennen, in Schutt und Asche legen kann. Doch noch ist es nicht zu spät.« Sie hob ihre krallenartige Hand. »Ich mache dir einen Vorschlag. Wir müssen uns eingehender unterhalten, aber nicht hier. Nicht so.« Ohne mich aus den Augen zu lassen, wich sie zurück. »Finde mich. Du hast Freunde, die dir den Weg weisen werden. Ich werde dich erwarten, dich und deine Entscheidung.«
Ein Windstoß fuhr durch den Ballsaal, blies die Kerzen aus und riss einige Lüster von der Decke, die in einer scheppernden Kakofonie zu Boden fielen. Auch diesmal sprangen die Feen heulend auf, und bis Mab die Ordnung wiederhergestellt und das Licht erneut entzündet hatte, war das Orakel verschwunden.
3
»Ich verlange eine Erklärung, Eiserne Königin!«
Zitternd wandte ich mich der Herrscherin der Dunklen zu, die aufgesprungen war und mich über die Tafel hinweg aufgebracht musterte. In Mabs Augen spiegelte sich das pure Misstrauen, und Oberon wirkte auch nicht sonderlich aufmunternd. Titania starrte mich natürlich mal wieder an, als wünschte sie sich, mein Schädel würde explodieren.
Aber die drei waren meine geringste Sorge. Die Worte des Orakels hallten in meinem Kopf nach, überfluteten mich wieder und wieder in ihrer vollen Tragweite.
Du weißt, welch große Macht in dir ruht.
Was du in dir trägst, wird die Höfe entweder vereinen oder es wird sie vernichten.
Ich werde dich erwarten, dich und deine Entscheidung.
»Ich muss weg.«
Das hörten sie gar nicht gern. Mab richtete sich auf, jeder Quadratzentimeter an ihr bebte vor Empörung. »Wie kannst du es wagen, Eiserne Königin?«, fragte sie mit dieser erschreckend sanften Stimme. »Wie kannst du es wagen, mich vor meinem gesamten Hofstaat derart zu beleidigen? Vor meinem eigenen Volk?« Sie kniff die schwarzen Augen zusammen und lehnte sich über den Tisch, auf dem sich die Gläser augenblicklich mit Reif überzogen. »Du wirst mir sofort sagen, was hier geschehen ist, sonst wird dich der geballte Zorn des Winters treffen.«
Unerschrocken erwiderte ich ihren Blick. »Nein, Königin Mab. Ihr werdet wegen dieser Sache weder mich noch mein Königreich bedrohen.« Mab blieb vollkommen reglos, doch ich konnte spüren, wie schockiert sie war. Oberons Tochter war nicht länger das kleine, schüchterne Mädchen. Ich deutete auf den Saal hinter uns. »Ihr habt gehört, was das Orakel gesagt hat – das betrifft alle Reiche, nicht nur meines. Und ich werde mich sicher nicht nach irgendeinem lächerlichen, veralteten Protokoll richten, wenn mein Reich in Gefahr ist.«
»Das Mädchen hat recht, verehrte Mab«, sagte Oberon. Endlich stand er mir bei. Besser spät als nie, dachte ich. »Ein Ruf des Orakels darf nicht ignoriert werden. Wenn sie etwas weiß, wodurch die Stabilität der Feenreiche bedroht würde, müssen wir uns entsprechend vorbereiten.«
»Und was ist mit Ash?«, fauchte Mab gereizt. »Ich habe meinen Sohn seit Monaten nicht gesehen. Die Eiserne Königin trifft hier Entscheidungen, die ihn ebenfalls betreffen. Was hält Ash von der ganzen Sache?«
»Ash«, antwortete eine kühle Stimme neben mir, »steht hinter der Entscheidung seiner Königin.«
Ich rührte mich nicht, aber mein Herz machte einen Sprung, und am liebsten hätte ich mich voller Erleichterung zu ihm umgedreht. Doch ich hielt den Blick starr auf die Königin der Dunklen gerichtet. »Ash.« Nahtlos richtete Mab ihre Aufmerksamkeit auf meinen Ritter, der hoch aufgerichtet neben mir stand. »Du warst seit Monaten nicht mehr in deiner Heimat. Stört es dich denn gar nicht, dass deine Königin die uralten Traditionen des Elysiums verletzt? Ist es dir denn gleichgültig, dass sie dich gegen deine Heimat ausspielen würde, falls es zum Krieg zwischen unseren Reichen kommt?«
Die manipulative Art der Winterkönigin brachte mich in Rage, aber Ash blieb vollkommen gelassen. »Dies ist nicht mehr meine Heimat«, antwortete er klar und deutlich, sodass ihn alle hören konnten. »Und falls es zum Krieg kommen sollte, würde ich an vorderster Front kämpfen, um den Eisernen Hof zu verteidigen.«
Mab war sprachlos. Ich nutzte ihr Schweigen, um mich zu verneigen und einen Schritt zurückzutreten. »Wir werden euch jetzt verlassen«, erklärte ich den Herrschern des Feenreiches, ohne auf mein
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