Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King
die ihr braucht, ist das Hexenholz, geschnitten aus dem Herzen des Ältesten aller Bäume und für Machina ebenso tödlich wie Eisen für normale Feen. Lebendes Holz, das den Geist der Natur und die Macht der reinen Erde in sich birgt – das ist das Verderben für alle Feen, die Fortschritt
und Technik entspringen. Ohne diese Waffe gibt es keine Hoffnung, ihn zu besiegen und das Menschenkind zu retten. «
Ash schwieg mit grimmigem Blick.
Überrascht sah ich erst zu ihm, dann wieder zu der Dryadenältesten. »Sie werden es uns doch geben, oder?«, fragte ich. »Wenn es keinen anderen Weg gibt, um Ethan zu retten…«
»Meghan«, drang Grimalkins Stimme leise aus dem Gras, »du hast keine Ahnung, was du da verlangst. Das Hexenholz ist das Herz des Baumes der Ältesten. Entfernst du es, wird die Eiche sterben und mit ihr die Dryade, die an sie gebunden ist.«
Bestürzt sah ich die Älteste an, deren Lippen sich zu einem feinen Lächeln verzogen hatten.
»Er spricht die Wahrheit«, wisperte sie. »Ohne sein Herz wird der Baum langsam verkümmern und sterben. Und doch, ich wusste, warum du gekommen bist, Meghan Chase. Und ich plante von Anfang an, dir dieses Angebot zu machen. «
»Nein«, wehrte ich automatisch ab. »Ich will es nicht. Nicht so. Es muss einen anderen Weg geben. «
»Es gibt keinen anderen Weg, Kind.« Die Älteste schüttelte den Kopf. »Und wenn du den Eisernen König nicht besiegst, werden wir sowieso zugrunde gehen. Sein Einfluss wächst stetig. Je stärker er wird, desto mehr verblasst das Nimmernie. Letzten Endes werden wir alle verkümmern und in einer Ödnis aus Logik und Wissenschaft sterben. «
»Aber ich kann ihn nicht töten«, protestierte ich. »Ich
bin keine Kriegerin. Ich will nur Ethan wiederhaben, mehr nicht. «
»Darum wirst du dir keine Sorgen machen müssen.« Die Dryade deutete mit einem Kopfnicken auf Ash, der schweigend dastand. »Ich nehme an, der Winterprinz wird für dich kämpfen. Er riecht nach Blut und Leid. Ihm werde ich das Hexenholz mit Freuden überlassen. «
»Bitte.« Ich sah sie flehend an, wollte, dass sie mich verstand. Wahrscheinlich hatte schon Puck sein Leben für meinen Kreuzzug gegeben, ich wollte nicht die Schuld an einem weiteren Tod tragen müssen. »Ich will nicht, dass Sie das tun. Es ist zu viel. Sie sollten nicht meinetwegen sterben müssen.«
»Ich gebe mein Leben für alle Feen«, erwiderte die Dryade ernst. »Du wirst lediglich mein Werkzeug zur Erlösung sein. Außerdem erwartet uns alle irgendwann der Tod. Ich hatte ein langes Leben, länger als das der meisten. Ich bereue nichts.«
Sie schenkte mir noch ein großmütterliches Lächeln, dann verschmolz sie wieder mit ihrer Eiche. Ash, Grim und die anderen Dryaden standen schweigend da. Sie wirkten alle ernst und betrübt. Wenig später tauchte die Älteste wieder auf, und jetzt trug sie etwas in der knorrigen Hand – einen langen, geraden Stock, so blass, dass er fast weiß schien, mit rötlichen Adern, die sich an ihm entlangzogen. Als sie vortrat und ihn mir darbot, vergingen einige Sekunden, bevor ich mich dazu überwinden konnte, ihn zu nehmen. Dann lag er warm und glatt in meinen Händen. Er pulsierte vor Leben, und ich hätte ihn beinahe von mir geschleudert.
Die Älteste legte mir ihre schrumpelige, knotige Hand auf den Arm. »Noch eine letzte Sache, Kind«, sagte sie, während ich damit kämpfte, das lebendige Holz zu halten. »In dir steckt große Macht, viel mehr, als dir bewusst ist. Oberons Blut fließt durch deine Adern, und das Nimmernie selbst reagiert auf dein Wesen. Momentan schläft deine Begabung noch, aber sie beginnt bereits, sich zu regen. Die Art, wie du sie einsetzt, wird Auswirkungen haben auf beide Höfe, die Feen, dein persönliches Schicksal und alles andere.« Ihre Stimme klang schwächer, als sie fortfuhr: »Und nun geh und rette deinen Bruder. Den Steig zu Machinas Reich findet ihr in einer verlassenen Fabrik, unten bei den Zwergen. Morgen wird euch ein Führer dorthin begleiten. Tötet den Eisernen König und bringt beiden Welten Frieden. «
»Was, wenn ich es nicht schaffe?«, flüsterte ich. »Was, wenn der Eiserne König wirklich unbesiegbar ist?«
»Dann werden wir alle sterben«, erklärte die Älteste der Dryaden und verschmolz wieder mit ihrer Eiche. Die anderen Dryaden verschwanden ebenfalls und ließen mich allein zurück mit einem Kater, einem Prinzen und einem Stock. Seufzend sah ich hinunter auf das Holzstück in meiner Hand.
»Bloß kein
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