Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
aus meinem Blickfeld.
Als ich das nächste Mal in seine Richtung sah, war er nicht mehr allein. Drei Mädchen – eine davon die dürre Blondine, die noch vor wenigen Minuten an Scott geklebt hatte – hatten ihn umzingelt und flirteten ganz offensichtlich mit ihm. Sie lächelten geziert, schoben sich möglichst nah an ihn heran, spielten mit ihren Haaren und warfen ihm unter den getuschten Wimpern hervor lüsterne Blicke zu. Meine Hand an Pucks Revers verkrampfte sich. Es kostete mich all meine Selbstbeherrschung, nicht rüberzumarschieren und ihnen zu sagen, dass sie sich verdammt nochmal verziehen sollten – aber mit welchem Recht? Ash gehörte nicht mir. Ich konnte keinerlei Anspruch auf ihn erheben.
Davon abgesehen würde er sie wahrscheinlich sowieso einfach ignorieren oder ihnen sagen, dass sie verschwinden sollten. Doch als ich das nächste Mal in die Ecke spähte, sah ich, wie Ash, der umwerfend aussehende Ash, den Mädchen ein charmantes Lächeln schenkte, und sofort verkrampfte sich alles in mir. Er flirtete mit ihnen.
Das Lied war zu Ende und Puck trat mit einem leicht irritierten Blick zurück, als wisse er, dass ich nicht mehr ganz bei der Sache war. Ich fächelte mir mit beiden Händen Luft zu und tat so, als wäre ich außer Atem, doch in Wahrheit wollte ich nur die Tränen trocknen, die in meinen Augen brannten. Ash stand immer noch in seiner Ecke und lachte gerade über irgendetwas, was eines der Mädchen gesagt hatte. Die Kehle schnürte sich mir zu und mir wurde eng um die Brust.
»Alles klar, Prinzessin?«
Ich riss meinen Blick von Ash und den Mädchen los und schluckte schwer. »Nur etwas heiß«, erklärte ich und schritt lächelnd neben ihm durch die Menge, runter von der Tanzfläche und zurück zu den Tischen. »Und vielleicht ein bisschen schwindelig.«
Puck kicherte, wieder ganz er selbst, und schob mir einen Stuhl zurecht. »Tut mir leid, ich habe einfach diese Wirkung auf die Leute.« Ich schlug ihm mit dem Handrücken scherzhaft auf den Bauch und setzte mich, während er grinste. »Halt durch. Ich hole dir was zu trinken.« Er verschwand in der Menge, auf dem Weg zu dem Tisch mit den Erfrischungen, der an der gegenüberliegenden Seite der Halle aufgebaut war. Ich konnte nur hoffen, dass er nicht etwas in den Punsch schütten würde, das alle Leute in Frösche verwandelte. Bei dem Gedanken seufzte ich kurz auf, dann ließ ich den Blick durch die Turnhalle wandern, wobei ich ganz bewusst die Ecke mit Ash mied.
»Hey.« Jemand schob sich in mein Blickfeld und verstellte mir die Sicht. Ein breitschultriger Junge in einem perfekt sitzenden Smoking. Ich ließ meine Augen über Weste, Revers und Fliege nach oben gleiten und begegnete dem lächelnden Blick von Scott Waldron. »Hi«, begrüßte er mich fröhlich, woraufhin mein Magen einen Purzelbaum schlug.
Geschah das gerade tatsächlich? Wollte wirklich Scott Waldron, Sportskanone und Ausnahmefootballspieler, mit mir reden? Oder war das wieder einer seiner Tricks, mit dem er mich niedermachen und demütigen wollte, so wie beim letzten Mal? Ich musste zugeben – er war wirklich süß: breite Schultern, lockiges blondes Haar, ein umwerfendes Lächeln. Aber die Erinnerung an die Szene in der Cafeteria, als alle brüllend über mich gelacht hatten, dämpfte meine Begeisterung ein wenig. Der würde nie wieder so mit mir spielen.
»Äh, hi«, erwiderte ich misstrauisch.
»Ich bin Scott«, fuhr er mit der absoluten Selbstsicherheit eines Menschen fort, der es gewöhnt war, angehimmelt zu werden. »Ich habe dich hier noch nie gesehen. Du gehst wahrscheinlich auf eine andere Schule, was? Ich bin der Quarterback der Albany High.«
Er erkannte mich nicht mal. Ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder wütend sein sollte. Würde er sich überhaupt mit mir unterhalten, wenn er wüsste, wer ich war? Würde er sich noch an die schüchterne, ungeschickte Sumpftussi erinnern, die ihn zwei Jahre angeschmachtet und jeden Tag neben seinem Schließfach gewartet hatte, nur um ihn an ihr vorbei durch den Gang laufen zu sehen? Hatte er den grausamen Streich, den er mir vor so vielen Monaten gespielt hatte, jemals bereut?
»Willst du tanzen?«, fragte er und streckte mir seine große, vom Football schwielige Hand entgegen.
Ein Blick zum Erfrischungsstand verriet mir, dass Puck von der Krankenschwester gestellt worden war, die ihn – nach seinem halb ärgerlichen, halb zerknirschten Gesichtsausdruck zu schließen – offenbar dabei erwischt hatte, wie
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