Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
während er schwach zappelte. Der Wyvern erhob sich in den Himmel und ich musste entsetzt zusehen, wie er den immer noch zappelnden Zwerg auf die Felsen unter sich fallen ließ. Dann flog er träge eine Kurve und kam wieder auf uns zu.
Das Einhorn verlegte sich auf einen wilden Zickzackkurs, bei dem ich von einer Seite auf die andere geschleudert wurde, wobei mir vor Angst schlecht wurde. Ich presste ihm meine Knie so fest in die Seiten, dass ich durch das Kleid seine Rippen spüren konnte.
Der Wyvern hing irritiert in der Luft, dann ließ er sich mit einem weiteren markerschütternden Schrei fallen. Mein flinkes Reittier wich ihm abermals aus, doch diesmal rauschte der Wyvern so dicht an uns vorbei, dass ich ihm mit dem Handrücken auf die Krallen hätte schlagen können.
Wir befanden uns mitten auf der Ebene, immer noch weit entfernt vom Fluss, als das Einhorn zu Boden ging.
Im Zentrum des Schlachtfeldes tobten die Kämpfe heftiger, hier trafen die Soldaten beider Seiten über die Toten und die Sterbenden hinweg aufeinander. Das Einhorn schoss zwischen den Massen hindurch und schien immer genau zu wissen, wann sich wo eine Lücke auftun würde, so dass es hindurchschlüpfen konnte, ohne langsamer zu werden. Aber Rowan war immer noch hinter uns her. Als das Einhorn gerade zum dritten Mal einem Angriff des Wyvern auswich, erhob sich aus dem Schnee plötzlich ein riesiges Monster, das ganz aus Fels zu bestehen schien, und schlug mit seiner wuchtigen Keule nach uns. Es zertrümmerte dem Einhorn beide Vorderbeine und das grazile Tier brach mit einem schrillen Wiehern zusammen. Ich wurde von seinem Rücken geschleudert und schlug so hart in einer Schneewehe auf, dass es mir die Luft aus der Lunge presste.
Benommen lag ich da, während sich die Welt um mich drehte wie ein Karussell und immer wieder ein- und ausgeblendet wurde. Verschwommene, schattenhafte Gestalten tobten um mich herum und schrien, doch alle Geräusche klangen nur dumpf und verzerrt an meine Ohren wie aus weiter Ferne.
Dann bäumte sich die weiße Gestalt des Einhorns auf. Es stampfte wild und schlug mit seinem Horn um sich, bevor es wieder unter die schwarze Masse gezogen wurde. Ich stemmte mich auf die Knie hoch, um nach ihm zu rufen, aber meine Arme zitterten unkontrolliert und ich brach wieder zusammen und schluchzte frustriert.
Noch einmal bäumte sich das Einhorn auf, sein weißes Fell von roten Flecken übersät, und einige dunkle Gestalten klammerten sich an seinen Rücken. Ich schrie und krabbelte verzweifelt in seine Richtung, doch mit einem schrillen Wiehern verschwand das Einhorn wieder in der brodelnden Masse. Diesmal tauchte es nicht wieder auf.
Während ich keuchend nach Luft schnappte und die Tränen zu unterdrücken versuchte, tropfte etwas Nasses, Schleimiges auf meinen Arm. Als ich hochsah, grinste mich das warzige Gesicht eines Kobolds an, von dessen krummen Zähnen der Speichel lief und der sich mit der blassen Zunge über die Lippen fuhr.
»Leckeres Mädchen schon tot?«, fragte er und pikte mich mit dem Schaft seines Speers in den Arm.
Mit einem Ruck setzte ich mich auf. Mir wurde schlecht und der Boden drehte sich um mich. Ich musste mich voll darauf konzentrieren, nicht ohnmächtig zu werden. Der Kobold wich zischend zurück, dann schob er sich schnell wieder näher an mich heran. Verzweifelt sah ich mich nach einer Waffe um und entdeckte dabei das Zepter, das nur wenige Meter entfernt im Schnee lag.
Der Kobold hob grinsend seinen Speer, wurde dann aber unter ein paar Tonnen Wyvern begraben, als die monströse Echse mit einem lauten Krachen auf ihm landete, das die Erde beben und den Schnee aufwirbeln ließ. Brüllend erhob sie sich auf die Hinterbeine, um zuzuschlagen, während ich mich auf das Zepter stürzte.
Meine Hand schloss sich um den Griff und ein elektrischer Schlag fuhr durch meinen Arm. Ich spürte den heißen Atem des Wyvern im Nacken, rollte zurück und riss das Zepter hoch. In diesem Augenblick füllte das weit aufgerissene, mit spitzen Zähnen bestückte Maul des Wyvern mein gesamtes Blickfeld aus und das Zepter in meiner Hand flammte auf – nicht blau, golden oder grün, sondern in reinem, blendendem Weiß. Ein Blitz schoss aus der Spitze mitten in das offene Maul des Wyvern. Seine Wucht schleuderte den Kopf der Echse zurück und der Geruch von verbranntem Fleisch erfüllte die Luft.
Gleichzeitig spürte ich, wie etwas in mir zerbrach, als würde ein Hammer gegen ein Glas schlagen, so dass es in
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