Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
tausend Stücke zersprang. Geräusche, Farben und Gefühle überschwemmten mein Bewusstsein, eine angestaute Welle von Schein floss aus mir heraus und ich schrie. Eine unsichtbare Druckwelle zerriss die Luft und breitete sich aus. Sie riss die Kämpfer in meiner Nähe von den Füßen und rollte weiter über das gesamte Schlachtfeld.
Gegen einen starken Schwindel ankämpfend, rappelte ich mich auf und kam auf die Füße, schwankend wie ein betrunkener Matrose in einem zerfetzten, versifften Kleid. In den verschwommenen Schatten um mich herum konnte ich weder Mab noch Oberon erkennen, aber ich sah Hunderte von glühenden Augen, funkelnden Klingen und gefletschten Zähnen, alle bereit, mich in Stücke zu reißen. Jetzt war mir die allgemeine Aufmerksamkeit sicher.
Das Zepter pulsierte in meiner Hand. Ich packte den Griff fester und hob es über den Kopf. Ein zuckendes Licht breitete sich über der Menge aus, die daraufhin murmelnd zurückwich.
»Wo ist Königin Mab?«, rief ich mit hoher, dünner Stimme, die sich kaum über das Heulen des Windes erhob. Als niemand antwortete, versuchte ich es noch einmal: »Mein Name ist Meghan Chase, ich bin die Tochter von König Oberon. Ich bin hier, um das Jahreszeitenzepter zurückzugeben.« Ich hoffte, dass irgendjemand schnell Mab informieren würde, denn ich hatte keine Ahnung, wie lange ich noch bei Bewusstsein bleiben, geschweige denn in ganzen Sätzen zu einer Königin sprechen konnte.
Langsam teilte sich die Menge und die Luft kühlte sich um einige Grad ab, so dass mein Atem vor meinem Gesicht zu Wölkchen kondensierte. Mab kam auf einem riesigen, weißen Schlachtross durch die Menge geritten, ihr Gewand schleifte in einer langen Schleppe hinter ihr her und ihre Haare flossen offen über ihren Rücken. Die Hufe des Pferdes berührten nicht ganz den Boden und aus seinen Nüstern stiegen dichte Wolken auf, die die Winterkönigin in einen geisterhaften Nebel hüllten. Ihre Lippen und Fingernägel waren blau und ihre Augen so schwarz wie eine sternenlose Nacht, als sie auf mich herabsah.
»Meghan Chase.« Die Stimme der Königin war nicht mehr als ein Zischen und ihre makellosen Züge erschreckend ausdruckslos. Ihr Blick wanderte kurz zu dem Stab in meiner Hand und ein kaltes, gefährliches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Wie ich sehe, hast du mein Zepter. Dann will der Sommerhof seinen Fehler also endlich eingestehen?«
»Nein«, ertönte eine kräftige Stimme, bevor ich etwas sagen konnte. »Der Sommerhof hatte mit dem Diebstahl des Zepters nichts zu tun. Du warst es, die voreilige Schlüsse gezogen hat, Königin Mab.«
Und da war Oberon, er saß auf einem hellbraunen Hengst und schob sich, flankiert von einer Gruppe Elfenritter, durch die Menge. Seine Feenrüstung funkelte grün und golden, helle Kettenglieder waren um dickere Elemente aus Borke und Knochen geschlungen und auf seinem Kopf saß ein Helm, auf dem ein Geweih prangte.
Als ich ihn sah, empfand ich Erleichterung, doch sie löste sich in Luft auf, als der Erlkönig mich ansah: Seine grünen Augen waren kalt, sein Blick distanziert. »Wie ich dir bereits sagte, Königin Mab«, fuhr er an sie gerichtet fort, obwohl sein finsterer Blick auf mir ruhte, »wusste ich nichts von alledem und ich habe auch nicht meine Gefolgsleute entsandt, um dir das Zepter zu rauben. Du hast aufgrund einer völlig falschen Annahme einen Krieg gegen uns begonnen.«
»Das sagst du .« Mab schenkte mir ein raubtierhaftes Lächeln, bei dem ich mich fühlte wie ein Kaninchen in der Falle. »Doch allem Anschein nach befindet sich der Sommerhof trotz allem im Unrecht, Erlkönig. Vielleicht wusstest du ja nichts von dem Zepter, aber deine Tochter gesteht ihre Schuld ein, indem sie versucht, mir zurückzubringen, was mein ist, vielleicht in der Hoffnung, dass ich mich dann gnädig zeige. Ist es nicht so, Meghan Chase?«
Mir fiel auf, dass die Menge – Winter- wie Sommerfeen – vor ihren Herrschern zurückwich, und wünschte mir, ich könnte dasselbe tun. »Nein«, würgte ich schließlich hervor, während die stechenden Blicke beider Herrscher mir fast schon Löcher in den Schädel brannten. »Ich meine … nein, ich habe es nicht gestohlen.«
»Lüge!« Mab sprang von ihrem Streitross und stolzierte zu mir. Sie hatte wieder diesen irren Blick und mein Magen krampfte sich vor Angst zusammen. »Du bist nichts als ein dreckiger Mensch und alles, was aus deinem Mund kommt, ist gelogen. Du hast Ash gegen mich aufgehetzt.
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